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Kamenz: Oberlausitz-Kliniken kaufen Bildungsgesellschaft

Das Hauptstandbein der Kabi ist derzeit die Essenversorgung von Kindern. Künftig wird der Bildungsbereich ausgebaut. Davon profitiert auch das Krankenhaus-Personal.

Von Reiner Hanke
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Ein Blick in die Intensivstation des Bautzener Krankenhauses. Das medizinische und pflegerische Personal der Oberlausitz-Kliniken muss regelmäßig fortgebildet werden. Das soll künftig die Kamenzer Bildungsgesellschaft übernehmen.
Ein Blick in die Intensivstation des Bautzener Krankenhauses. Das medizinische und pflegerische Personal der Oberlausitz-Kliniken muss regelmäßig fortgebildet werden. Das soll künftig die Kamenzer Bildungsgesellschaft übernehmen. © Archivfoto/SZ/Uwe Soeder

Kamenz. Derzeit ist es vergleichsweise ruhig in der Küche der Kamenzer Bildungsgesellschaft Kabi. Hier wird insbesondere für Schulen und Kindereinrichtungen in der Region gekocht. Doch die haben gerade Ferien. Die Essenversorgung hat sich zum Hauptstandbein der Kabi entwickelt. Das schätzt der Landkreis Bautzen ein. Dessen 100-prozentige Tochter ist die Bildungseinrichtung. Jetzt soll sie für einen Euro den Besitzer wechseln. Termin dafür ist der Januar kommenden Jahres.

Zu den Aufgaben der gemeinnützigen Gesellschaft gehört die Aus- und Weiterbildung Erwachsener und junger Leute, die besondere Förderung brauchen. Der Landkreis schätzt aber ein, dass der Bedarf dabei bereits seit 2010 zurückgehe und die Einnahmen zusehends sinken. Die anhaltend gute Lage auf dem Arbeitsmarkt sei dafür die Ursache.

Gegründet wurde die Kabi 1992 mit einem Spektrum von der kaufmännischen über betriebswirtschaftliche bis hin zu EDV-orientierten Bildung. Auch die Integration von Spätaussiedlern gehörte dazu. Um auf die Entwicklung in der Wirtschaft zu reagieren, musste der Landkreis das Profil der Kabi bereits anpassen.

40 Arbeitsplätze sollen erhalten werden

So kam die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften für die Gastronomie hinzu - mit eigener Lehrküche. Außerdem die Betreuung von Asylbewerbern, die Schulsozialarbeit und die Essenversorgung für Schulen und Kitas. Die Küche sei derzeit die Haupteinnahmequelle.

Die Essenversorgung reiche aber perspektivisch nicht aus, um die Gesellschaft wirtschaftlich zu führen, schätzt der Kreis ein. Deshalb habe er einen Käufer für die Gesellschaft gesucht, der der Kabi ein Zukunft gibt. Letztlich geht es auch darum, rund 40 Arbeitsplätze zu erhalten. Das haben nun die Bautzener Oberlausitz-Kliniken (OLK) vor.

Die Krankenhausgesellschaft des Kreises will die Kabi zum Jahreswechsel übernehmen. Der Kreistag machte den Weg dafür frei, und Landrat Michael Harig (CDU) zeigte sich jetzt froh, dass die Kabi damit in ruhigeres Fahrwasser komme.

Die Kamenzer Bildungsgesellschaft Kabi wird verkauft. Ab dem kommenden Jahr sind die Oberlausitz-Kliniken der Eigentümer.
Die Kamenzer Bildungsgesellschaft Kabi wird verkauft. Ab dem kommenden Jahr sind die Oberlausitz-Kliniken der Eigentümer. © Matthias Schumann

Reiner E. Rogowski ist Geschäftsführer der OLK. Er führt regelmäßig Gespräche mit dem Landkreis und sei dabei auf die Kabi und andere Kreis-Beteiligungen zu sprechen gekommen. Er sehe mit den Oberlausitz-Kliniken gute Chancen, der Kabi in der Unternehmensgruppe eine Perspektive zu geben. Es passe gut zusammen, da beide Einrichtungen gemeinnützig seien.

Dabei wollen die OLK vor allem die Erfahrung der Kabi in der Aus- und Weiterbildung nutzen. Derzeit laufe da gar nichts, weil das Potenzial an Schülern fehle. „Wir haben einen sehr hohen Fortbildungsbedarf, gerade beim pflegerischen und medizinischen Personal.“ Das habe sich jetzt wieder in der Corona-Krise gezeigt; vor allem im hygienischen Bereich. Auch würden sich immer wieder Gesetze ändern, und das Wissen dazu müsse vermittelt werden.

Trainingsstation für ausländische Pflegekräfte


Bisher habe man das Personal zu Schulungen quer durch die Republik geschickt. Ab dem kommenden Jahr können die OLK mit der Kabi selbst mehr und eigene Fortbildungen für die Krankenhäuser und im Altenpflegebereich durchführen, auch über die Oberlausitz-Kliniken hinaus anbieten. So beabsichtigen die OLK, auch verstärkt Pflegekräfte aus dem Ausland zu holen. Die müssen trainiert und ausgebildet und für das täglichen Leben in Sachsen fit gemacht werden.

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Der Krankenhauschef spricht zugleich den Bereich der Hauswirtschaft und Reinigung an. Derartige Fachkräfte für den Krankenhausbetrieb seien nicht leicht zu finden und könnten künftig in der Kabi aus- und fortgebildet werden: „Mit Schrubben ist es ja nicht getan“, so Rogowski. Die Fachkräfte müssten lernen, sich und andere zu schützen und zum Beispiel mit unterschiedlichen Desinfektionsmitteln umgehen können.

Für den Bildungsbereich plant die OLK auch eine Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule, die quasi gegenüber befindet. Dort will die OLK Räume nutzen. Hintergrund sei der schlechte Zustand des Kabi-Gebäudes. Perspektivisch seien Investitionen nötig und eine Modernisierung geplant. Das sei aber davon abhängig, wie Fördermittel fließen. Der Geldbedarf lasse sich noch nicht beziffern.

Kabi-Küche soll gesunde Ernährung fördern

Die Essenversorgung aus der Kabi-Küche werde natürlich fortgeführt, betont Reiner E. Rogowski. Sie habe in der Aus- und Weiterbildung für Fachkräfte im Gastronomiebereich ihren Ursprung. Dem Krankenhauschef werde dabei aber zu viel auf den Preis geschaut: „Wir wollen etwas für die gesunde Ernährung tun“, so Rogowski. Dafür gebe es gute Gründe. Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der OLK habe sich in Ostsachsen auf Diabetes spezialisiert und verzeichne eine steigende Zahl dieser Erkrankung bei Kindern. Die Essenversorgung soll außerdem mit neuen Kunden expandieren: "Wir fangen an mit der neuen betreuten Wohnanlage im Kamenzer Barmherzigkeitsstift."

Unter dem Dach der Kabi gebe es auch eine Sozialwerkstatt für gebrauchte Möbel und sogar eine Wegebautruppe als Sozialprojekt über das Jobcenter: „Die OLK haben 16 Standorte mit Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Medizinischen Versorgungszentren“, so Rogowski. Da falle genug Arbeit an.