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Kamenz: Wechsel an der Förderschulspitze

Die Leiterin der Johann-Gottfried-Bönisch-Förderschule geht nach 43 Berufsjahren in den Ruhestand. Was sie ihrer Nachfolgerin und der Schule wünscht.

Von Ina Förster
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Die Kamenzer Förderschulchefin Siegrid Schindler (r.) verabschiedet sich nach 43 Berufsjahren im Metier in den Ruhestand. Ihre Stellvertreterin Liane Pietsch (l.) übernimmt ab 1. Februar - vorerst amtierend.
Die Kamenzer Förderschulchefin Siegrid Schindler (r.) verabschiedet sich nach 43 Berufsjahren im Metier in den Ruhestand. Ihre Stellvertreterin Liane Pietsch (l.) übernimmt ab 1. Februar - vorerst amtierend. © Matthias Schumann

Kamenz. Traurig ist sie nicht. Aber gemischte Gefühle, die kommen dieser Tage öfter hoch. Schulleiterin Sigrid Schindler geht am 31. Januar in Rente. Wohlverdient. Und lang geplant. Nach 43 Berufsjahren. Und 29 Jahren an der Kamenzer Johann-Gottfried-Bönisch-Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Die 64-Jährige geht mit einem lachenden und einem weinendem Auge. Wie es Menschen tun, die ihren Beruf lieben.

Und das ist bei Sigrid Schindler der Fall. "Ich habe meine Berufswahl nie bereut. Es waren gute und glückliche Jahre", sagt sie. Seit 2017 leitete sie die Förderschule. Aus der ehemaligen Stellvertreterin wurde vor fünf Jahren zuerst eine Chefin übergangsweise, danach auf Dauer. Zwei Jahre zuvor hatte sie zwischenzeitlich im Amt gearbeitet, war Referentin für Förderschulen bei der Sächsischen Bildungsagentur. Doch dann kam die Sehnsucht nach den Schülern, und sie wollte zurück. Sport, Kunsterziehung und grundlegenden Unterricht gab sie bis zum Schluss. Vor allem das wird ihr fehlen.

Stellvertreterin springt vorerst amtierend ein

Doch Sigrid Schindler weiß auch, dass ein Generationswechsel gut tun wird. Dass ihre junge Kollegin Liane Pietsch die Richtige für den Job der Schulleitung sein wird, davon ist sie überzeugt. Obwohl auch sie erst einmal bis zum Jahresende nur amtierend eingesetzt wird. "Die Geschichte wiederholt sich", sagt die 37-Jährige. "Ich bin die Stellvertreterin und hätte eigentlich gern noch ein paar mehr Jahre Erfahrungen gesammelt."

Doch auf die ausgeschriebene Stelle hat sich bislang niemand beworben. Und so tritt die junge Zweifachmutter aus Bischofswerda ab Februar ihre amtierende Stellung an. Bewirbt sich weiterhin niemand, wird ihr Vertrag höchstwahrscheinlich fest. Aktuell arbeiten 18 Lehrkräfte und 13 pädagogische Fachkräfte im Haus. Der Unterricht in den Klassen wird doppelt abgesichert.

Wer an dieser Förderschule lernt, ist in der Regel sechs bis 18 Jahre alt. Ausnahmen bis 20 Jahren gibt es. Die Behinderungsgrade weichen mitunter stark voneinander ab. Zwölf Jahre lang lernen sie in der Schule für Geistigbehinderte. Ganz aktuell sind es 74 Schülerinnen und Schüler in zehn Klassen. Auch eine Trainingswohnung in Schulnähe gibt es, wo praktischer Alltag vermittelt wird.

Nach dem Schulbesuch geht es weiter in die Behindertenwerkstatt oder - angestrebt über Praktika - auf den ersten Arbeitsmarkt. Einzugsbereich ist der Landkreis Bautzen. Oft sitzen acht Kinder und Jugendliche aus acht verschiedenen Orten in der Klasse. Nach dem Unterricht gäbe es wenig Berührungspunkte. Deswegen sei das Miteinander hier so wertvoll.

Die Corona-bedingten Schließzeiten waren schlimm

Doch die Corona-Pandemie brachte viel durcheinander. "Schlimm waren die Schließzeiten", sagt Sigrid Schindler. Wenn es schon regulär beschulten Kindern schwer fiel, Lernstoff nachzuholen oder über Lernsax abzurufen, so war das für die Förderschüler problematischer. "Wir haben den Eltern zu Hause Anleitungen an die Hand gegeben, vor allem auch, wie sie ihren Kindern einen strukturierten Tagesablauf geben", erzählt Liane Pietsch. Denn Struktur und Stetigkeit ist es, was sie vor allem im Alltag brauchen.

Sigrid Schindler wird das Ende der Pandemie nicht mehr in der Schule miterleben. Sie wünscht, dass schnell Normalität einzieht. Und dass der ersehnte Spielplatz gebaut werden kann, von dem man lange träumt. Und dass die begonnene Digitalisierung in der Schule weiter Früchte trägt.

Ihr selbst wird nicht langweilig. "Ich freue mich vor allem auf Zeit. Für mich, für meine Kinder und Enkel", sagt sie. Urlaub außerhalb der Ferien, Garten, Bücher und Sport warten.

Sigrid Schindler bekam zum Abschied eine ganze Wandzeitung für sich. Die steht im Eingangsbereich der Schule und bis zum 31. Januar kann sie sich noch täglich daran erfreuen.
Sigrid Schindler bekam zum Abschied eine ganze Wandzeitung für sich. Die steht im Eingangsbereich der Schule und bis zum 31. Januar kann sie sich noch täglich daran erfreuen. © Ina Förster