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Königsbrück: Zeitreise zwischen Miniaturbauten

Die Modellausstellung zur Via Regia zeigt fast 40 bekannte Bauwerke. Mit humorvollen Geschichten wird der Rundgang jetzt noch interessanter.

Von Reiner Hanke
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Valeska Martina Schöne aus Berlin arbeitete zwei Jahre lang an einem Projekt, um die Königsbrücker Modellbauausstellung vor allem für Familien mit Kindern interessanter zu machen.
Valeska Martina Schöne aus Berlin arbeitete zwei Jahre lang an einem Projekt, um die Königsbrücker Modellbauausstellung vor allem für Familien mit Kindern interessanter zu machen. © René Plaul

Königsbrück. Die Stadt Königsbrück hat zwei neue Einwohner - allerdings nur auf dem Papier und in der Phantasie: Es sind Rosa und Carl. Die beiden pfiffigen Kinder sind in einem Backsteingebäude am Schlosspark zu Hause - dort, wo auch der Architekturmodellbau seine Ausstellung hat. Fast 40 Bauwerke sind hier in der beeindruckenden Größe von 1:25 zu besichtigen: Schlösser, Kirchen, Wehranlagen entlang der Via Regia, die auch durch Bautzen, Kamenz und Königsbrück führt.

Die Schau soll nun für Familien und Kinder interessanter werden. Daran arbeitet seit etwa zwei Jahren die Berlinerin Valeska Martina Schöne in einem kreativen Team mit Illustratorin Katja Schiller und Grafikerin Anne Kube, die beide aus Halle stammen. Entstanden sind ein Ausstellungsführer und dazu zehn großflächige Tafeln, um den Rundgang spannender zu machen.

Valeska Martina Schöne ist nicht zufällig auf Königsbrück und die Modell-Ausstellung gestoßen. Es ist eine langjährige Beziehung, die etwas mit ihrem Vater zu tun hat, der inzwischen verstorben ist.

Wie die Ausstellung in Königsbrück entstand

Schönes Eltern stammten aus der Stadt an der Pulsnitz, bevor sie vor dem Mauerbau in den Westen gingen. Nach der politischen Wende seien sie - inzwischen im Seniorenalter - in die alte Heimat Königsbrück zurückgekehrt: „Der Vater hatte eine Modellbauwerkstatt in Düsseldorf und brachte die Idee des Modellbaus mit“, erzählt Valeska Martina Schöne. Damals auch mit dem Gedanken, in einer schwierigen Zeit hier Jobs zu initiieren. Daraus ist schließlich die Ausstellung entstanden.

Sie selbst habe die Idee der Via Regia als roter Faden hineingebracht, sagt die Berlinerin. Letztlich auch, weil das Thema einer Straße zwischen Osten und Westen zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten passte.

Valeska Martina Schöne ist Königsbrück immer verbunden geblieben, sie kommt regelmäßig zu Führungen aus Berlin und steuert nun dieses neue Projekt bei. Sie liebe es, etwas für Kinder zu machen und zu erleben, wie die eigene Begeisterung auf die Mädchen und Jungen überspringt. Das soll nun in der Königsbrücker Schau passieren, finanziell unterstützt über Förderprogramme und den Landkreis Bautzen.

Geschichten zum Schmunzeln und Naserümpfen

Das Ganze steht unter der Überschrift: „Wir sind dann mal weg“. Rosa und Carl nehmen die Besucher mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte - und das nicht mit trockenen Fakten, sondern voller Abenteuer, zum Schmunzeln und mit erstaunlichen Geschichten, sogar solchen zum Naserümpfen.

Über die Stinkbomben des Spätmittelalters zum Beispiel oder die vom Blaumachen rund um den Blaudruck, bei dem bestimmte Zutaten eine wichtige Rolle spielten: „Erst tranken die Männer literweise Bier, um dann in die Fässer zu pinkeln“, heißt es dazu in dem fast 50-seitigen Ausstellungsführer.

Dazu kommen noch die Tafeln für „kleine und große Menschen ab acht Jahren“. Richtige Hingucker mit Illustrationen, denen der Betrachter die Freude der Zeichnerin anmerkt. Lebendig soll die Geschichte werden, sagt Valeska Martina Schöne.

So entführen Carl und Rosa die Besucher zum Bautzener Reichenturm, sammeln Erfahrungen in Zeiten ohne Internet und schauen bei einem barocken Fürsten vorbei. Dabei verwandeln sie sich quasi in Kinder der damaligen Zeit.

Die Texte auf den Tafeln und im Ausstellungsführer schrieb die Berlinerin alle selbst und hat dafür viel in Archiven gestöbert: „Es steckt sehr viel Recherche drin und Arbeit, um das Material kindgerecht aufzubereiten.“ Komplettiert wird das Projekt mit einem neuen Internet-Angebot.

Nächster Schritt sollen multimediale Angebote sein

„Wir möchten anhand von humorvollen Geschichten anregen, miteinander ins Gespräch zu kommen und Fragen rund um die Via Regia und die Modelle zu stellen“, sagt Valeska Martina Schöne. Kinder, weiß die Berlinerin, würden manchmal auch viel mehr als Erwachsene sehen und nach Details fragen, wie dem winzigen Schornsteinfeger auf dem Dach eines Modells.

Mit dem Projekt soll die Ausstellung auch ein breiteres Publikum erreichen, etwa auch Schulkassen oder eine kleine Gesellschaft, zum Beispiel ein Kindergeburtstag. Die Kinder können in der Ausstellung zeichnen oder in der Modellwerkstatt selbst basteln. Und es gibt auch Führungen.

Neue Modelle entstehen derzeit nicht mehr. Es fehle schlicht der Platz. Aber das Projekt für Familien und Kinder müsse noch längst nicht zu Ende sein. Ein nächster Schritt wäre es jetzt zum Beispiel, die Zeitreise von Carl und Rosa ins digitale Zeitalter zu bringen und mit multimedialen Angeboten weiterzuführen. Es könnte das nächste Förderprojekt werden. Valeska Martina Schöne sieht Chancen, das Ganze weiterzuentwickeln: „Wir sind für Wünsche und Anregungen offen.“