Kamenz
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Wenn alles zusammenkommt: Krebs, Corona, Geldsorgen

Eine Bernsdorferin kämpft gegen Brustkrebs. Viele andere Dinge erschweren ihr das Leben zusätzlich. Lichtblick half bei einem ganz profanen Wunsch.

Von Ina Förster
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Einsam durch die Lebenskrise - zur Autoimmunkrankheit gesellte sich Brustkrebs mit vielen Komplikationen. Auch finanziell ist die Bernsdorferin schlecht aufgestellt.
Einsam durch die Lebenskrise - zur Autoimmunkrankheit gesellte sich Brustkrebs mit vielen Komplikationen. Auch finanziell ist die Bernsdorferin schlecht aufgestellt. © Symbolfoto: dpa/Julian Stratenschulte

Bernsdorf. Rita Müller (Name von der Redaktion geändert) hat an manchem Abend einfach keine Kraft mehr. Die letzten anderthalb Jahre waren schwer. Und ohne viel Freude. Der Kampf gegen Brustkrebs forderte zuletzt über Monate alle Aufmerksamkeit der 62-Jährigen aus Bernsdorf. Und sie musste allein durch die Krise. "Mein Mann trennte sich letztes Jahr von mir. Plötzlich stand ich mit allem allein da", erzählt sie traurig. Und jetzt vor Weihnachten wiegt die Einsamkeit doppelt so schwer.

Vielleicht war die Trennung ein weiterer Stein auf ihrem holprigen Lebensweg? Über den sie stolperte und ihr Körper ungeliebte Antworten gab? Keiner weiß das genau. Eine Ärztin stellte einmal eine Vermutung an. "Zu viel negativer Stress kann viel bewirken. Das weiß ich jetzt", sagt Rita Müller leise. Seit Jahren ist sie bereits langfristig krankgeschrieben. Bevor sie Krebs bekam, lebte sie viele Jahre mit der Autoimmunkrankheit Morbus Menière.

Autoimmunkrankeit bereits seit 2004

Diese Erkrankung des Innenohrs entsteht durch einen Überdruck. Immer wieder hat Rita Müller mit plötzlichen Drehschwindel zu kämpfen. Dazu kommen Ohrensausen und eine Verminderung des Hörvermögens. "Das hält mich seit 17 Jahren im Schach. Und seit 2009 bin ich nicht mehr erwerbsfähig", sagt sie.

Früher arbeitete die gelernte Kauffrau im Einzelhandel. Gern erinnert sie sich an die Zeiten zurück, als es in Bernsdorf noch ein richtiges Kaufhaus gab. Als die Welt auch bei ihr noch in Ordnung war.

Dreimal heimgeschickt von der Notaufnahme

"Ich hatte bereits im Frühling 2020 ein eigenartiges Gefühl. Es war, als ob mein Körper rebellierte. Ich hatte wieder einmal einen schlimmen Tinnitus", erzählt sie. Dazu kamen Atemaussetzer, beschreibt sie die Umstände.

Dreimal sei sie in dieser Zeit in die Notaufnahme nach Hoyerswerda gefahren. Dreimal wurde sie nach Hause geschickt, weil man ihre Symptome nicht akut einordnen konnte. "Das hat mich kirre gemacht. Ein bisschen habe ich mich wie eine eingebildete Kranke gefühlt", sagt Rita Müller. Bis sie ein Arzt endlich gründlich durchcheckte. Ohne größere Ergebnisse. Doch die Leiden gingen nicht weg...

Großer Knoten kurz nach der Mammografie

Im Juli des letzten Jahres ertastete die damals 61-Jährige dann einen großen Knoten in der Brust. "Ich war doch vor Kurzem erst bei der Mammografie gewesen, konnte das gar nicht glauben", sagt Rita Müller. Aber der Knubbel war nicht gerade klein, ließ sich auch vor dem Spiegel nicht schönreden.

Es waren gleich mehrere Tumore, die Rita Müllers Alltag endgültig durcheinander brachten. Zwei davon wenigstens gutartig, der Dritte leider nicht. Bei der Operation im August mussten die Ärzte zusätzlich vier Lymphknoten herausschneiden. Einer davon war bereits befallen. "Glücklicherweise fanden sich keine Metasthasen im Körper", sagt die Bernsdorferin heute froh.

Dreimal nachoperiert wegen Wundheilungsstörung

Doch es gab Komplikationen mit der Wundheilung. Die Operationsnarbe entzündete sich immer und immer wieder. "Die Ärzte in Hoyerswerda mussten mich dann nachoperieren", sagt sie. Und das nicht nur einmal, sondern dreimal. Es seien kompetente Mediziner, in deren Hände sie sich trotz allem immer wieder begeben würde, betont sie. "Ich habe einfach kein Glück", sagt Rita Müller resigniert.

Fast viereinhalb Monate lag sie im Krankenhaus, isoliert in einem Zimmer. Ohne Besuch. Denn im Herbst schlug die Corona-Pandemie erneut zu. Und keiner durfte zu ihr. Nebenbei lief eine Chemotherapie. Doch dann infizierte sie sich mit Covid-19. Gott sei dank mit mittelschwerem Verlauf. "Es war trotzdem eine schreckliche Zeit", erinnert sie sich. "Ich durfte am 21. Dezember endlich nach Hause, aber ich kam gar nicht mehr die Stufen in den fünften Stock hoch", so Rita Müller.

Eltern kümmern sich nach dem Krankenhaus um sie

Die 61-Jährige zog wieder bei ihren Eltern ein, die beide schon über 80 Jahre alt sind. "Sie haben mich aufgepäppelt und sich liebevoll mehrere Wochen um mich gekümmert", sagt sie dankbar. Irgendwann konnte sie zurück in die eigene Wohnung. Doch im Februar schlossen sich 39 Bestrahlungs-Einheiten in Bautzen an. "Meine Narbe ist bis heute nicht ganz geschlossen."

Einen ersten Lichtblick gab es erst im Spätsommer diesen Jahres. Da konnte Rita Müller endlich zur Reha-Kur an die Ostsee fahren. "Das war ein bisschen wie Urlaub, ich hatte mir seit Jahren keine Reise mehr leisten können", sagt sie. Immerhin lebt sie seit 2009 von Krankengeld, das hinten und vorn nicht reicht. Die Trennung vom Ehemann brachte eine zusätzliche Schieflage.

Gut, dass ein zweiter Lichtblick nicht lange auf sich warten ließ. Mit 750 Euro aus der Spendenkasse der Stiftung Lichtblick bekam sie ein neues Bett finanziert, das sie dringend nötig hatte.

Zu Weihnachten wird sie nicht ganz allein sein. Ihr erwachsener Sohn macht ihr große Freude, sagt sie. Und auch ihre Eltern helfen. "Ich möchte mich auch nochmals herzlich bedanken bei allen lieben, unbekannten Menschen, die für Lichtblick spenden", sagt sie. "In der absoluten Not wirkt so eine Hilfe tief im Herzen!"

  • Die Stiftung Lichtblick veranstaltet dieses Jahr die 26. Spendensaison für in Not geratene Menschen. Die Spenden können online überwiesen werden über www.lichtblick-sachsen.de/jetztspenden . Konto-Nummer: Ostsächsische Sparkasse Dresden, BIC: OSDDDE81 IBAN: DE88 8505 0300 3120 0017 74
  • Hilfesuchende wenden sich bitte an Sozialeinrichtungen ihrer Region wie Diakonie, Caritas, DRK, Volkssolidarität, Jugend- und Sozialämter.
  • Erreichbar ist Lichtblick telefonisch Dienstag und Donnerstag von 10 bis 15 Uhr unter 0351 48642846, Fax: - 9661, Mail: [email protected]; Sächsische Zeitung, Stiftung Lichtblick, 01055 Dresden
  • www.lichtblick-sachsen.de