Sie sind unter den Kamenzer Abiturienten die Besten

Kamenz/Haselbachtal. Sie wirken entspannt und selbstbewusst. Das können sie auch, denn Arne Rudolph aus Bischheim und Jannik Schneider aus Reichenbach haben ein Abitur in der Tasche, das nur wenige vorweisen können. Die Beiden haben die zwölfte Klasse am Lessing-Gymnasium in Kamenz mit 1,0 abgeschlossen und können jetzt gelassen in die Zukunft blicken.
Ihnen stehen alle Türen offen, doch jetzt genießen sie erst einmal die Ferien. Für Beide bedeutet das aber keinesfalls nur zu faulenzen. Jannik war in der ersten Ferienwoche mit dem Tanzverein Kamenz Dan Dance in einem Trainingslager, Arne befindet sich derzeit als Betreuer in einem Camp für junge Ornithologen.
Seit der ersten Klasse gemeinsam gelernt
Die beiden 18-Jährigen verbindet mehr als der tolle Schulabschluss. Sie besuchten seit der ersten Klasse gemeinsam die Schule, erst die Grundschule im Haselbachtal, dann das Gymnasium. Arne und Jannik fällt das Lernen leicht. „Ja, klar müssen auch wir lernen, aber wir hocken nicht ständig über den Büchern“, sagt Arne Rudolph. Für ihn war es wichtig, im Unterricht aufmerksam mitzumachen. „Dann brauchte ich zu Hause weniger zu lernen.“
Ähnlich ist es bei Jannik. „Ich habe meist nur kurz vor einer Arbeit oder einer Klausur gelernt“, sagt er. Es komme aber auch auf die jeweiligen Lehrer an, wie sie es verstehen, das Interesse für das Fach zu wecken und wie sie den Unterrichtsstoff vermitteln.
Und noch etwas eint Arne Rudolph und Jannik Schneider: Beide bekamen jetzt Geld von der Kamenzer „Vereinigung Ehemaliger Lessingschüler“. Seit 16 Jahren vergibt sie eine finanzielle Auszeichnung an den besten Abiturienten des Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasiums. Das Geld stammt aus dem Nachlass von Dr. Helga Janke, die das auch im Gedenken an ihren Vater, den ehemaligen Kamenzer Schulrat Lassig, bestimmt hat. Die 1.000 Euro erhielt diesmal Jannik Schneider. Da er nur einen winzigen Vorsprung vor Arne Rudolph hatte, entschied sich der Verein, auch dem Zweitbesten den Start in den neuen Lebensabschnitt etwas zu erleichtern und gab 500 Euro aus der eigenen Kasse.
Besondere Lieblingsfächer gab es bei den beiden Einser-Abiturienten nicht. „Ich habe vor allem die Sprachen und Naturwissenschaften gemocht, Kunst nicht so“, sagt Arne Rudolph. Bei Jannik Schneider war es die Mathematik, weniger Geschichte, weil man da so viel lernen müsse. „Bis zur zehnten Klasse war ich nie Klassenbester, aber nach einem halben Jahr in Frankreich ging es dann besser“, erzählt Arne Rudolph.
Mit dem Homeschooling hatten beide kein Problem. „Es kommt immer darauf an, ob jemand Lust hat, was zu machen oder nicht“, sagt Jannik. Und auch im Fernunterricht sei es wichtig, wie die Lehrer es verstehen, die Schüler zu motivieren. Bei den beiden Haselbachtalern hat das offensichtlich gut geklappt. Einen Lehrer besonders hervorheben, wollen sie aber nicht.
Abschlussfeier auf dem Sportplatz
Als Streber hätten sie in ihrer Klasse beziehungsweise ihrem Kurs nie gegolten. „Wir waren ganz normal ein Teil der Gruppe“, sagt Jannik Schneider. Die beiden Schüler halfen nach dem Homeschooling auch anderen, Lerndefizite aufzuholen. „Es gibt da so ein Projekt: ,Schüler fördern Schüler‘, und da haben wir mitgemacht“, sagt Arne Rudolph.
Auf einen Abschlussball wollten die Zwölfer trotz der besonderen Situation in diesem Jahr nicht verzichten. Er fand nur etwas anders statt als üblich. Die Zeugnisse wurden in der Kamenzer Kirche St. Marien übergeben, und gefeiert wurde dann auf dem Sportplatz in Biehla. Trotz der ungewöhnlichen Umgebung waren alle festlich gekleidet.
Natürlich seien ihre Eltern auch stolz auf den Abschluss, sagen die beiden Jungerwachsenen. Wer wäre das nicht? „Aber sie haben, bei allem, was wir gemacht haben, auch immer hinter uns gestanden“, sagt Jannik Schneider. Zum Lernen hätten sie sowieso nie aufgefordert werden müssen. Die Eltern hätten sich darauf verlassen, dass es klappe.
Jetzt kommt erst einmal ein freiwilliges Jahr
Arne und Jannik haben aber nicht nur an die Schule gedacht. Sie haben darüber hinaus Interessen, die viel Zeit beanspruchen. Arne ist Hobby-Ornithologe, generell ein Naturliebhaber und viel im Freien unterwegs. So nimmt er an Zählungen und einem Kartierungsprojekt über Vögel teil. „Demnächst will ich meinen Beringungsschein machen“, erklärt er. Neben dem Interesse für Vögel war Arne Rudolph auch im Schwimmverein aktiv.
Jannik Schneider bezeichnet sich als kreativen Menschen, er gestaltet seine Freizeit sehr vielfältig. So macht er schon eine ganze Weile im Tanzverein in Kamenz mit, er spielt Klavier, zeichnet gern. „Ich probiere immer wieder was Neues aus“, sagt er.
Doch wie sieht die Zukunft der beiden Einser-Abiturienten aus? In einem Punkt sind sie sich einig: „Wir wollen nicht gleich studieren.“ Arne Rudolph wird ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in der Vogelschutzwarte in Neschwitz absolvieren. Erst danach will er ein Studium aufnehmen, vielleicht etwas in Richtung Naturschutz oder Ökologie.
Auch Jannik Schneider absolviert erst einmal ein freiwilliges Jahr im sozial-pädagogischen Bereich. „Für die Zeit danach habe ich mich noch nicht entschieden, da kann noch ganz viel passieren“, sagt er. Fragt man ihn nach einem Traum, dann würde er einfach leben wollen, kreativ sein, unabhängig vom Job. Arne Rudolph denkt in Richtung Zukunft globaler: „Wir müssen die aktuellen Probleme meistern - für heutige und spätere Generationen.“ Die Welt steht beiden auf jeden Fall offen - auch dank ihres sehr guten Abiturzeugnisses.
Der Beitrag wurde am 10. August 2021 um 12 Uhr mit den Angaben zur finanziellen Auszeichnung durch die "Vereinigung Ehemaliger Lessingschüler" ergänzt.