Das ist Lichtenbergs neue Pfarrerin

Lichtenberg. Familie Franz hat es sich gemütlich eingerichtet im alten Pfarrhaus von Lichtenberg, gleich unterhalb der Kirche. Vor dem Haus blühen Blumen und Sträucher, Bänke laden zum Verweilen ein. Frances Franz grüßt einen Nachbarn freundlich, wechselt mit ihm ein paar Worte. Die junge Frau fühlt sich mit ihrer Familie – das sind ihr Mann und die vierjährige Tochter – wohl in dem kleinen Ort nahe Pulsnitz.
Seit Februar wohnt sie hier, seit dem 1. März ist sie Pfarrerin von Lichtenberg, Großnaundorf und Lomnitz. Sie konnte sich den Ort ihrer ersten Pfarrstelle nicht selbst wählen, und doch ist sie glücklich, in Lichtenberg gelandet zu sein. „Wenn man sich einen Ort für seine Arbeit aussuchen könnte, hätte ich mich für diese Stelle beworben“, sagt sie.
Die 29-Jährige ist in Dürrröhrsdorf-Dittersbach aufgewachsen, stammt aus einer Handwerkerfamilie. Der evangelische Glauben gehörte zu ihrer Kindheit und Jugend. „Die junge Gemeinde war eine prägende Zeit für mich“, sagt sie. Auch an viele Rüstzeiten kann sie sich erinnern. Der Weg zur Theologie war trotzdem nicht der erste nach dem Abitur, den die junge Frau genommen hat. Sie begann ein Studium für Naturschutz in Greifswald, doch schon nach einem Semester wechselte sie zur Theologie. „Es war eine Fügung, die man nicht beschreiben kann. Ich mache keine Pläne, sondern die macht Gott für mich“, sagt sie rückblickend.
Studium in Greifswald, Leipzig und Halle
Es folgten Stationen während des Studiums in Leipzig und Halle sowie das erste Examen. Noch während dieser Zeit kam die Tochter zur Welt. „Ich bin dann erst einmal ein Jahr zu Hause geblieben, wir sind nach Pirna gezogen“, sagt Frances Franz. Pirna sollte es sein, damit die Familie in der Nähe ist, ein Aspekt, der für die junge Mutter ganz wichtig ist. Auch ihre Vikariatsstelle trat sie in der näheren Umgebung an, in Lohmen. „Es war meine Ausbildungsgemeinde, und im Februar 2022 legte ich das zweite Examen ab“, so die Pfarrerin.
Jetzt also die erste Pfarrstelle in Lichtenberg. Zuerst dachte Frances Franz, dass es sich um das Lichtenberg im Erzgebirge handelt, war letztlich glücklich, dass sie in der Region bleiben kann. „Wir sind mit meinem Mann vorher schon mal hier gewesen, haben uns alles angeschaut“, so die Pfarrerin. Und die Eheleute waren gleich begeistert - von der offenen, hellen Kirche, aber auch vom kleinen Pfarrhaus mit dem vielen Grün drumherum.
"Taufen sind immer ganz besondere Momente"
Ihr gutes Gefühl von damals hat sich jetzt, nach mehr als vier Monaten, bestätigt. „Wir drei sind hier sehr herzlich aufgenommen worden, niemand ist sich fremd, man spricht offen miteinander. Es ist ein reger Austausch auf vielen Ebenen. Ich habe ganz viel Rückenwind verspürt“, freut sich die Pfarrerin. Sie hat nach eigenen Angaben ein lebendiges Gemeindeleben vorgefunden, Aktivitäten in vielen Bereichen.
Das gilt nicht nur für die Lichtenberger sondern genauso für die Lomnitzer und Großnaundorfer. Erst kürzlich war Frances Franz mit ihrer Familie zu einem Ritterfest in Lomnitz, das die Kirchgemeinde organisiert hat, und war begeistert. Ebenso vom Waldfest mit Waldgottesdienst im Lauterbachtal.
Die Arbeit als Pfarrerin bestimmt das tägliche Leben der Familie: Gottesdienste, Beerdigungen, Konfirmandenstunden, Gesprächskreise. Auch vier Taufen konnte die junge Frau schon gestalten. „Das sind immer ganz besondere Momente“, sagt sie. Mit den diesjährigen Konfirmanden, die sich auch weiterhin treffen wollen, kocht sie in der eigenen Küche, tauscht sich mit den jungen Leuten aus.
In ihrer Kirche soll sich jede Altersgruppe wohlfühlen
Gerade die Gespräche mit den Menschen sind ganz wichtig. „Zwar habe ich Ideen, aber ich will nicht zu viel vorgeben. Die Menschen sollen selbst bestimmen, was sie wollen, sollen selbst kreativ und aktiv werden“, sagt Frances Franz. So sieht sie ihre Aufgabe als Pfarrerin: zuhören, unterstützen, Ideen entwickeln und gemeinsam mit den Gemeindemitgliedern umsetzen. „Gerade in so einer kleinen Gemeinde gibt es keine Anonymität, da ist jeder angesprochen und kann mitwirken“, sagt sie. Frances Franz plädiert für eine Familienkirche, in der sich jede Altersgruppe wohlfühlt. Das gilt auch für ihre Gottesdienste, aus denen jeder gestärkt nach Hause gehen soll.

Eine ganz praktische Aufgabe steht aktuell vor der Kirchgemeinde von Lichtenberg: Sanierungsarbeiten am Dach des Gotteshauses. Einige Balken des Dachstuhls sind vom Schwamm befallen. An manchen Stellen ist der Befall so stark, dass die Feuchtigkeit in die Wände eingedrungen ist. Es herrscht also dringender Handlungsbedarf, obwohl aus finanzieller Sicht eine komplette Dachsanierung nicht möglich ist. Also werden nur an einer Seite die besonders stark beschädigten Balken ausgetauscht, wobei ein Teil des Daches geöffnet werden muss.
Die Gerüste stehen schon, am Montag beginnen die eigentlichen Arbeiten. Rund 25.000 Euro kosten die Bauarbeiten, die über Spenden, mit Geld von der Landeskirche und aus Rücklagen finanziert werden. Weitere Spenden sind jederzeit willkommen. Das genaue Bauende steht noch nicht fest.
Und noch einen Wunsch hat Frances Franz. Sie möchte die Küche im Pfarrhaus umbauen und sanieren. Dann sind noch mehr Begegnungen mit Menschen, die ihr am Herzen liegen, möglich.