Oberlichtenau: Familie verwandelt Acker in Wald

Oberlichtenau. Es ist eine mühsame Arbeit. Über 3.000 Pflanzen müssen in die Erde. Ein Erdbohrer erleichtert die Anstrengung für Mario Hörig, der eine Gartenbau- und Forstfirma betreibt, ein wenig. In die Löcher pflanzt Tochter Jolina Hörig junge Büsche und Bäume. An die Ränder der Fläche kommen Sträucher wie Pfaffenhütchen, Hundsrose, Weißdorn und Schlehe. Im Inneren werden Bäume gesetzt: Linden, Eichen, Hainbuchen, Bergahorn - und auch Elsbeere. „Ein wunderbarer Baum, der hier ein wenig in Vergessenheit geraten ist“, sagt Susanne Holube aus Oberlichtenau.
Ihr und ihrem Partner gehört die rund 7.000 Quadratmeter große Fläche am Rand von Oberlichtenau. Bis 2020 befand sich darauf ein Acker; ein konventionell wirtschaftender Bauer hatte das Gelände gepachtet. Die Verträge liefen aus, und dem Paar war klar, dass es sein Land für diese Art der Bewirtschaftung nicht mehr zur Verfügung stellen wollte.
„Glyphosat, Pestizide, chemische Dünger und das Land als Entsorgungsgebiet für Gülle. Gepflügt bis an die äußersten Ränder, weder Blühstreifen noch Buschreihen zwischen den Flächen. Das sollte ein Ende haben“, sagt Susanne Holube. Doch was damit anfangen? Verpachtung an einen Ökobauern? Dafür sei die Fläche zu klein, außerdem finden sich in der Gegend kaum solche Betriebe.
Neuer Lebensraum für Insekten und Vögel
Oder selber bewirtschaften? Dafür fehlen Zeit und Knowhow. Am besten fanden die beiden den Gedanken, einen neuen Wald entstehen zu lassen. „Als CO2-Speicher, aber ebenso als Lebensraum für die immer weniger werdenden Insekten und Vögel, die in der Agrarwüste weder Futter noch Schutz finden", sagt Susanne Holube. Eichen bringe man zwar nicht unbedingt mit Schmetterlingen in Verbindung, sie würden aber über 150 Schmetterlingsarten Nahrung bieten, erklärt sie.
Doch wie zu einem Wald kommen? Da kam die Stiftung "Wald für Sachsen“ ins Spiel. Stiftungsgeschäftsführer Henrik Lindner schaute sich die Fläche an, und dann war alles schnell in Sack und Tüten. „Wenn wir vom Flächenbesitzer den Auftrag bekommen aufzuforsten, kümmern wir uns um alles Weitere“, sagt Henrik Lindner.
In den 25 Jahren ihres Bestehens hat die Stiftung etwa 1.300 Hektar aufgeforstet. Klingt viel, ist aber lange nicht genug: „Das Bundesland Sachsen verfolgt das Ziel, den Waldflächenanteil auf 30 Prozent zu erhöhen. Dafür müssen noch rund 25.000 Hektar in Sachsen bewaldet werden“, erklärt der Stiftungschef. Deshalb freue er sich über jede geeignete Fläche, um diesem Ziel näher zu kommen.
Spendenbereitschaft hat stark zugenommen
Zumeist meldeten sich private Eigentümer, aber auch landwirtschaftliche Betriebe und Kommunen würden wegen Unterstützung anfragen. Die Motivation für die Aufforstung sei ähnlich: „Der Wunsch, die eigenen Flächen selbst nachhaltig zu bewirtschaften, etwas gegen den fortschreitenden Klimawandel zu tun, die Schaffung von Biotopen, die Verbesserung des Landschaftsbild und einfach die Freude, den eigenen Wald wachsen zu sehen“, nennt Lindner einige Gründe.
Die Stiftung trägt die Kosten von 15.000 bis 20.000 Euro pro Hektar. Woher kommt das Geld? „Die Waldmehrungsprojekte werden hauptsächlich durch Spenden finanziert", sagt Henrik Lindner. Die Spendenbereitschaft habe in den letzten drei Jahren enorm zugenommen. Grund dafür seien die sichtbar werdenden Waldschäden. Momentan sei auch genug Geld vorhanden, alle laufenden Projekte zu unterstützen.
Am Rand von Oberlichtenau entsteht nun ein kleiner Laub-Mischwald. Das derzeit nasskalte Wetter komme der Pflanzung entgegen. „Schlecht für den Pflanzer, gut für die Pflanzen“, sagt Mario Hörig schmunzelnd mit Blick auf die Witterung der vergangenen Tage. Und fügt angesichts seiner sonstigen Aufträge, bei denen es meist um Monokulturen gehe, hinzu: „Endlich mal eine vernünftige Pflanzung!“ (SZ)
Die Stiftung "Wald für Sachsen" sucht immer Flächen für die Neuaufforstung.
Kontakt: Telefon 0341 309080, E-Mail [email protected]
www.wald-fuer-sachsen.de
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