Kamenz
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Poetry Slam: "Goldene Kamenzer" geht nach Jena

Die vierte Ausgabe des wortreichen Wettbewerbs fand in Kamenz vor vollem Haus statt. Den Sieg holte sich ein junger Thüringer. Eine Neuauflage ist geplant.

Von Ina Förster
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Kaddi Cutz (2.v.l.) aus Dresden brachte schon zum vierten Mal Poetry Slammer aus ganz Deutschland in Kamenz zusammen. Diesmal holte sich Friedrich Herrmann (r.) aus Jena die Trophäe. Aber auch Kim Catrin aus Essen (l.) und Arne Poeck lieferten ab.
Kaddi Cutz (2.v.l.) aus Dresden brachte schon zum vierten Mal Poetry Slammer aus ganz Deutschland in Kamenz zusammen. Diesmal holte sich Friedrich Herrmann (r.) aus Jena die Trophäe. Aber auch Kim Catrin aus Essen (l.) und Arne Poeck lieferten ab. © Ina Förster

Kamenz. Ein Poetry Slam am Tag der Poesie. Was könnte passender sein? Doch die vier Protagonisten des Abends wären auch so gekommen: Aus Dresden, Jena, Hamburg und gar Essen reisten sie am 21. März 2023 lange geplant per Zug zum bereits vierten Poetry Slam nach Kamenz. Drei von ihnen kannten die Stadt vorher nicht. Für sie war es ein weiterer "weißer Fleck" auf der Landkarte ihrer Lesereisen - welcher aber bis zur Heimreise in der Nacht mit knallbunten Eindrücken gefüllt wurde.

Moderatorin, Texterin und Poetry Slammerin Kaddi Cutz aus Dresden hingegen war schon zum vierten Mal vor Ort. Sie führt die überregionale Szene seit Jahren in Sachsen zusammen.

Sieger hat Erfahrungen aus über 300 Live-Auftritten

Die Trophäe des jüngsten Poetry Slam in der Lessingstadt, die in der Szene begehrte "Goldene Kamenzer", ging diesmal nach Jena. Der junge Thüringer Friedrich Herrmann holte sich Dienstagabend den Sieg in einem spannenden Literatur-Wettbewerb.

Der deutschsprachige Meister im Poetry Slam 2019 trat an diesem Abend gegen seine Kolleginnen und Kollegen in der Kamenzer Stadtbibliothek an. Am Ende fiel dem Publikum die Prämierung durch Applauswertung wieder schwer, denn alle Slammer lieferten gehaltvolle und sehr originelle Texte ab - von leise-zart bis urkomisch-laut, von tiefgründig bis locker-leicht.

Herrmann gewann knapp, er überzeugte viele durch seine humorigen, verspielten Texte. Auch seine große Erfahrung mit über 300 Liveauftritten dürften dazu beigetragen haben.

Abwechslungsreicher Mix macht das Format aus

Doch vor allem die junge Kim Catrin aus Essen beeindruckte mit ihrer Art und ihrer melancholischen Sicht auf die Dinge. Zeitweise konnte man eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Danach wieder brandete Applaus auf, begleitet von Pfiffen und begeistertem Gejohle des Publikums. Die neue Stadtbibliothek in Kamenz war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Und Arne Poeck aus Hamburg? Der faszinierte das Publikum mit Wortspielereien der Extraklasse, war abwechslungsreicher Gegenpart an diesem Abend, dem viele Sympathien entgegenflogen. Die Mischung machte es wie immer. Auch Moderatorin und Slammerin Kaddi Cutz aus Dresden, hatte eigene Texte mit im Gepäck und schipperte sich und ihre Mannschaft mit Bravour, Witz und viel Situationskomik durch zwei unterhaltsame Stunden.

Fünfte Ausgabe für September in Planung

Eine fünfte Ausgabe für Kamenz ist bereits in Planung. "Ich gehe von Ende September aus", so Kaddi Cutz. Da die Kollegen immer aus allen Teilen Deutschlands kommen, organisiert sie gleich mehrere Auftritte vor Ort, damit die lange Anreise sich lohnt. Denn die freiberuflichen Poetry Slammer müssen größtenteils von ihrer Kunst leben.

Während der Corona-Pandemie war die Szene fast zum Erliegen gekommen, und danach fanden die Zuschauer nur zögerlich zurück in die Clubs, Säle und Lese-Cafés. Das habe sich mittlerweile ein bisschen gebessert, so Cutz. Die Kamenzer Stadtwerkstatt als Veranstalter vor Ort bewies vom allerersten Poetry Slam an ein gutes Händchen und freut sich sehr, "dass das Format so gut etabliert ist in der Stadt und eine richtige Fangemeinde hat".

Übrigens: Wer den Abend in Kamenz verpasst hat, kann am 22. März 2023 um 19 Uhr nachlegen. Dann sind alle vier gleich noch einmal bei Caddi Kutz eigenem Format "Geschichten übern Gartenzaun" in der Dresdener GrooveStation am Start. Und Friedrich Herrmann ist am 5. Mai mit seiner Soloshow "Ausgeschlafen in Ruinen" in der Scheune Dresden im " Blechschloss" zu erleben. Tickets gibt es nur an der Abendkasse.