Wohnmobile gefragt wie nie - Elstraer Firma expandiert

Elstra. Die neue Halle ist noch nicht ganz fertig, aber es wird schon fleißig darin gearbeitet. Ein Wohnanhänger mit neuneinhalb Metern Länge hängt gerade aufgebockt in der Luft. Der Tüv steht an. Und ein paar kleine Reparaturen. Die Kunden der Firma "Caravan und Reisemobile Böhm" in Rauschwitz bei Elstra kommen von überall her. Aus ganz Deutschland, manche von noch weiter. Die Branche boomt. Und das nicht erst seit der Corona-Pandemie.
"Natürlich gab es in den letzten zwei Jahren bei den Vermietungen einen größeren Zulauf, da die Leute diese Art des Reisens und des Urlaubs für sich entdeckt haben. Aber schon vorher konnten wir jedes Jahr eine Umsatzsteigerung verzeichnen", sagt Firmenchef Conrad Böhm. "Ich bin jedoch auch niemand, der die Hände in den Schoß legt und wartet, was passiert. Wir sind als Anbieter auf angesagten Messen präsent, pflegen ein super Netzwerk in der Branche." Dranbleiben, neu denken, Trends bedienen - so laute sein Motto. "Ach ja. Und selbst mit anpacken", schiebt er lachend hinterher.
Lange Wartezeiten wegen hoher Nachfrage
Conrad Böhm geht über das weitläufige Gelände. Vor Ostern ist Saisonstart. Die meisten Campingplätze öffnen im April. Es brummt, wie man so schön sagt. Ständig rollt neue Kundschaft auf den Parkplatz. Manche holen sich ihr ersehntes und lange vorbestelltes Traummobil ab. Andere haben noch eine Ausbesserung vor dem ersten Urlaub vornehmen lassen. Die ersten Vermietungen laufen ebenfalls an, vor allem die Familienmobile für bis zu sechs Personen stehen hoch im Kurs. "Bis zum Spätsommer sind wir eigentlich ausgebucht", sagt der Chef.
Die Wartezeit für ein neues Reisemobil beträgt aktuell bis zu einem dreiviertel Jahr. Tendenz steigend. Wer jetzt bestellt, kann erst 2023 losrollen. "Die Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine spielen auch uns schlecht in die Karten", sagt Conrad Böhm. In einem Caravan oder Wohnwagen seien immerhin alle möglichen Materialien verarbeitet. "Hier kann man es nicht auf Holzknappheit oder Metall-Engpässe schieben. Hier kommt alles zusammen", sagt Böhm. "Wir haben mehr Nachfragen, als es Produktionskapazitäten gibt."
Der Trend geht zu mehr Komfort
Immerhin: Bis zu 180 Modelle verkauft die Firma Böhm pro Jahr. Sie hat die beiden Marken Adria und Kabe unter Vertrag. Der Trend beim Camping gehe immer mehr zum höheren Komfort. Größere Kühlschränke, winterfeste Heizungen, Gasbackofen - das alles sei gefragt. Die Kundschaft habe genaue Vorstellungen. "Manch ein Neuling kommt aber auch unbeleckt her. Ich führe teils Erstgespräche von mehreren Stunden", erzählt Conrad Böhm.
Doch das ist sein Metier, darin fühlt er sich wohl. Bereits vor zwölf Jahren übernahm er die Firma, die seine Eltern Monika und Helfried Böhm 1990 aus der Taufe gehoben hatten. Conrads Mutter arbeitet nach wie vor - wie auch seine Tante - im Unternehmen mit. Vater Helfried verstarb vier Jahre nach der Firmengründung. So wurde sein Sohn Conrad mit nur 26 Jahren Firmenchef. "Ich habe Kfz-Mechaniker gelernt, mir meine Sporen im Allgäu verdient. Und bevor ich zurückkam, habe ich ein Jahr beim großen Reisemobilanbieter Hymer gearbeitet", erzählt der Rauschwitzer.
Sein Team ist mittlerweile acht Leute groß. Stolz sei er auf sie, die ihm die Treue halten, sagt Böhm. Gerade kommt ein Kunde herein, er will sein neues Gefährt noch einmal sehen, bevor es fertig wird. "Dafür habe ich mich gern in den Feierabendstau auf der Autobahn gestellt", sagt er. Die Vorfreude scheint groß. Conrad Böhm strahlt. Er kennt jeden Kunden persönlich. "Das entwickelt sich automatisch in den langen Vorgesprächen. Und viele holen bereits ihr Zweit- oder Drittmodell bei uns", sagt er stolz. Seit 2012 verkaufe sein Unternehmen obendrein bis zu 50 Pkw-Anhänger pro Jahr.

Dass der Boom nachlässt, davor habe er keine Angst, sagt Conrad Böhm. "Wir haben Kunden in ganz Deutschland. In dieser Branche spricht sich Qualität und Kundenfreundlichkeit herum." Bis nach Polen, Tschechien, Österreich oder Finnland liefere er Reisemobile. Zudem biete er große Reparaturen an, beispielsweise nach Unfällen. "Wir können ganze Seitenwände austauschen. Das ist eher selten in der Branche."
Böhm selbst ist großer Skandinavien-Fan. Die neue 450 Quadratmeter große Werkstatthalle ist deshalb in Schweden-Rot gestrichen. Hier gibt es drei Hebebühnen und drei Arbeitsplätze, alles ist luftiger als vorher. Das Team arbeitet im Zwei-Schicht-System. Die alte Werkstatt-Halle wird zum neuen Verkaufsraum umgebaut. Insgesamt 1.000 Quadratmeter überdachte Verkaufsfläche gibt es nun.
Ab und zu schnappt sich der Chef eins der freien Wohnmobile und macht ein paar Tage Urlaub. "Man muss kennen, was man verkauft", sagt er und lacht. "Außerdem schlafe ich im Wohnwagen definitiv besser!"