Kamenz
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Kamenzer holt Gold bei Deutscher Meisterschaft

Seit einem schweren Unfall ist Marcus Schlenkrich behindert. Er kämpfte sich ins Leben zurück - und war jetzt beim Karate zum wiederholten Male sehr erfolgreich.

Von Ina Förster
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Marcus Schlenkrich aus Kamenz holte sich am Wochenende Gold bei der Deutschen Para-Karate- Meisterschaft in Berlin. Seit einem schweren Unfall 2009 ist er gehandicapt.
Marcus Schlenkrich aus Kamenz holte sich am Wochenende Gold bei der Deutschen Para-Karate- Meisterschaft in Berlin. Seit einem schweren Unfall 2009 ist er gehandicapt. © PR / Deutscher Karate-Verband

Kamenz. Am vergangenen Wochenende wurden in Berlin die Deutschen Meisterschaften der Leistungsklasse sowie im Para-Karate ausgetragen - und Marcus Schlenkrich aus Kamenz sicherte sich eine Goldmedaille. Es war seine siebente Teilnahme bei einer Para-DM. Letztes Jahr in Hamburg holte er Silber.

Insgesamt 17 männliche Teilnehmer traten diesmal in Berlin an. Sieben davon in der Gruppe "Geistig behindert", zwei "Psychisch behindert". In allen anderen Kategorien ging jeweils nur ein Sportler an den Start, auch in der Gruppe "Cerebralparese stehend", in der Marcus Schlenkrich startete. Diese Kategorie betrifft Menschen mit durch Störungen im Gehirn hervorgerufenen Lähmungen.

"Ich bin jedes Jahr erneut aufgeregt, obwohl es eigentlich schon Routine sein sollte", sagt Marcus Schlenkrich. Auch dass es keine große Konkurrenz gibt, ändere daran nichts. Es seien immerhin auch viele Landes- und Bundestrainer vor Ort und natürlich hochkarätige Kampfrichter. "Da ist man immer aufgeregt und muss seine Leistung erst einmal abrufen können", erklärt der 37-Jährige.

Publikum durfte bei den Wettkämpfen nicht anwesend sein. Doch allein schon die anderen Karateka wiederzusehen, die mittlerweile zum Teil zu Freunden geworden sind, sei wundervoll gewesen, sagt der Kamenzer.

Marcus Schlenkrich (r.) und Jan Geppert, Kampfrichter und Chef des Kamenzer Vereines Tomogara, nach der Siegerehrung in Berlin.
Marcus Schlenkrich (r.) und Jan Geppert, Kampfrichter und Chef des Kamenzer Vereines Tomogara, nach der Siegerehrung in Berlin. © privat

Marcus Schlenkrich fand nach einem schweren Autounfall vor zwölf Jahren zum Karate-Sport. "Ich hatte ein Schädel-Hirn-Trauma dritten Grades. Da der Hirndruck zu hoch wurde, mussten sie meinen Schädel öffnen. Anschließend war ich rechtsseitig gelähmt. Und damit habe ich heute noch zu kämpfen", beschreibt er die Folgen des schlimmen Unfalls von 2009. Dass er nicht nur äußerliche Spuren hinterlassen hat, ist immer noch ein wenig zu merken. "Ich musste in der anschließenden Reha alles von vorn lernen. Sprechen, laufen, die einfachsten Dinge", sagt Schlenkrich. Er sei dem Tod buchstäblich von der Schippe gesprungen.

Mit Fleiß und Beharrlichkeit hat er es schließlich im Para-Karate in seiner Klasse bis dahin geschafft, wo er heute steht. Er trainiert zusätzlich, neben seinem Karatetraining beim Verein Tomogara in Kamenz, in der allgemeinen Trainingsgruppe der Oberstufe, um sich auf Meisterschaften vorzubereiten. Im Verein ist er übrigens nicht der einzige Sportler mit Einschränkungen. "Bei uns wird auch nicht diskutiert, ob es nun Handicap, Disabilities, Behinderung oder Beeinträchtigung heißt. Das ist einfach der Marcus, und er trainiert mit uns. Und wir sind stolz, dass er so erfolgreich im Para- Karate ist", heißt es aus den Tomogara-Reihen.

Dass Marcus Schlenkrich mittlerweile Papa geworden ist, macht nicht nur ihn glücklich, sondern auch Ehefrau Sandra. Diesmal brachte er deshalb von den Deutschen Meisterschaften nicht nur einen Pokal und die Goldmedaille mit nach Hause, sondern auch einen kleinen Teddy im Karate-Anzug für den Sohnemann.