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Rothenburger Springreiter im elitären Kreis

Marvin Jüngel hat endlich das Goldene Reitabzeichen. Zur Übergabe liefert er sein stärkstes Ergebnis 2021 ab - und landet dabei vor seinem ehemaligen Trainer.

Von Frank Thümmler
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Marvin Jüngel ritt im Großen Preis von Chemnitz auf einen starken fünften Platz.
Marvin Jüngel ritt im Großen Preis von Chemnitz auf einen starken fünften Platz. © Britt Platzeck

Kamenz. Da hat der Lehrling seinen einstigen Lehrmeister mal überholt. Dem 20-jährigen Marvin Jüngel gelang beim Großen Preis von Chemnitz, bei dem neben vielen starken Springreitern aus verschiedenen Bundesländern auch die komplette sächsische Spitze versammelt war, auf Can Jump ein starker fünfter Platz. „Mein größter Erfolg in diesem Jahr“, sagte der der Hausdorfer.

Im Umlauf der S***-Prüfung über bis zu 1,50 Meter hohe Hindernisse hatte er sich zwar einen ärgerlichen Zeitfehler erlaubt, blieb um 23 Hundertstel über den erlaubten 77 Sekunden. Das reichte für die Siegerrunde, aber die Siegchancen waren praktisch dahin. Doch eben deshalb riskierte Marvin Jüngel nicht alles, blieb fehlerfrei – und überholte eine ganze Menge Reiter, die sich nach einem fehlerlosen Umlauf noch einen Abwurf in der Siegerrunde leisteten.

Die starke Vorstellung passte hervorragend zu einer Ehrung, die Marvin Jüngel (endlich) erhalten konnte – das Goldene Reitabzeichen. Diese Auszeichnung wird denjenigen Springreitern zuteil, die zehn Siege in Springprüfungen der Kl. S, darunter mindestens ein Sieg in S**, und zehn Platzierungen an zweiter und dritter Stelle in S*-Prüfungen erritten haben.

Marvin Jüngel hat das schon eine ganze Weile geschafft. „Nur für den Sieg im S**-Springen habe ich länger gebraucht. 2019 bei den Sachsenmeisterschaften in Burgstädt war es dann so weit. Seitdem habe ich vergeblich nach einem Termin für die Übergabe gesucht.“ Die „Heimturniere“ in Horka und Baschütz fielen gleich zweimal wegen Corona aus, ebenso der Chemnitzer Wettkampf im vergangenen Jahr. Nun endlich konnte die Aufnahme in den elitären Kreis der Träger des Goldenen Reitabzeichens feierlich zelebriert werden.

Inzwischen ist Marvin Jüngel auch klargeworden, dass er das Springreiten und die Ausbildung der Pferde professionell betreiben möchte. Bis zum Sommer absolviert er noch eine Ausbildung zum Bürokaufmann, aber danach wird er sich vollberuflich seinem Hobby widmen können, am heimischen Hof in Hausdorf bei Kamenz. Schon derzeit reitet der junge Mann 15 Springpferde, darunter viele junge, die noch ausgebildet werden müssen. Drei Springpferde sind schon gut für Siege und Platzierungen. 2021 hat Jüngel unter anderem ein Barrierespringen (nur über ein Hindernis maximaler Höhe) gewonnen – Siegerhöhe: 1,90 Meter.

Jetzt soll eine Wintersaison mit einigen internationalen Turnieren, mit einem Start im Januar in Neustadt-Dosse (so es stattfindet) und am vierten Advent im polnischen Poznan (CSI***-Turnier) folgen.

Auch Philipp Schober ist zurück

Dort könnte er auch auf seinen Lehrmeister Philipp Schober treffen, bei dem er im Rothenburger Verein häufig trainierte. „Wir haben immer noch viel Kontakt. Philipp gibt mir Tipps, wenn ich zum Beispiel mal Probleme mit einem Pferd habe, und wir helfen uns gegenseitig auf Turnieren“, sagt Marvin Jüngel.

Um Philipp Schober war es über den Sommer und Herbst, nach dem Gewinn seines Sachsenmeistertitels, ruhiger geworden. „Mein Spitzenpferd King of Queens war verletzt, ich habe die Gelegenheit genutzt, eine kleine Auszeit vom Turniersport zu nehmen, habe stattdessen viele Reitstunden und Lehrgänge gegeben“, sagt der 34-jährige Rothenburger.

Jetzt ist sein Spitzenpferd wieder fit und bei einem Turnier in Polen beim Großen Preis schon wieder platziert. Sein zweites starkes Pferd Guesssina befindet sich in aufsteigender Form. Und mit dem siebenjährigen Jack Daniels, beim Chemnitzer Turnier Zweiter im Finale der Youngster Tour, wächst ein weiteres Talent heran. „Ich konzentriere mich derzeit auf sieben Pferde, mit deren Entwicklung ich gerade ganz zufrieden bin“, sagt Philipp Schober, der die gute Form von „King of Queens“ in den kommenden Wochen nutzen will. Sein Fokus richtet sich dabei vor allem auf Turniere im nahen Polen, eben auch auf Poznan am vierten Advent.

Der Rothenburger, der sein Geld mit Pferdesport verdient, blickt natürlich mit großen Sorgen auf die aktuelle Entwicklung in Sachen Corona. Schon einmal war den Reitsportlern der Reitunterricht untersagt worden, obwohl in den riesigen Hallen und erst recht im Freien alle Abstände gewahrt bleiben können. Und bewegt werden müssen die Pferde, auch die der Amateurreiter, sowieso.