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Kamenz: Schlehen für den Walberg

Ein Verein setzt sich gegen den möglichen Abbau von Grauwacke am Wal- und Wüsteberg ein. Jetzt starteten die Mitglieder eine Pflanzaktion.

Von Reiner Hanke
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Der Verein Pro Wal- und Wüsteberg initiierte eine Pflanzaktion am Walberg bei Lückersdorf. Vereinsmitglied Matthias Busch (links) und Revierförster Uwe Schöne griffen gemeinsam zum Spaten.
Der Verein Pro Wal- und Wüsteberg initiierte eine Pflanzaktion am Walberg bei Lückersdorf. Vereinsmitglied Matthias Busch (links) und Revierförster Uwe Schöne griffen gemeinsam zum Spaten. © privat

Kamenz. Bergbau hat in der Kamenzer Region Tradition, ist aber auch nicht unumstritten. Am Wal- und Wüsteberg gab es vor ein paar Jahren den Versuch, Grauwacke abzubauen. Der war nach vielen Protesten erst einmal vom Tisch. Daran war auch der Verein Pro Wal- und Wüsteberg beteiligt und bleibt wachsam. Sobald es Anzeichen gebe, werde der Verein wieder gegen den Grauwackeabbau antreten, sagt Vereinsmitglied Dr. Matthias Busch.

Damit solche Ideen gar nicht erst wieder herumgeistern, sei es wichtig, dass die Region gut bewaldet und schützenswert ist. Aufgrund des Klimawandels und des Borkenkäferbefalls seien aber in den letzten beiden Jahren leider sehr große Freiflächen entstanden, sagt Matthias Busch. So organisierten Mitglieder jetzt eine Pflanzaktion, begleitet von Uwe Schöne, dem Revierleiter des Sachsenforstes. Er betreut die Region im Auftrag der Stadt Kamenz.

Sträucher für den Waldrand

Drei Familien rückten am Pflanztag zur Gemeinschaftsaktion an, um Schlehen in die Erde zu bringen. Sie mussten allerdings zeitversetzt zum Spaten greifen. Das war eine Auflage vom Landratsamt zum Infektionsschutz. 50 Sträucher brachten die Familien in die Erde, denn es müssen nicht immer Bäume sein. So funktioniere ökologischer Waldumbau, sagt Vereinsmitglied Matthias Busch.

Revierförster Uwe Schöne erklärt, es handele sich an der Stelle um die Gestaltung des Waldrandes. Da seien Sträucher gar nicht ungewöhnlich, auch Vogelkirsche zum Beispiel oder der Holzapfel. Der Waldrand ist die Brücke zum offenen Land und ökologisch von Vorteil. Ein Rückzugsgebiet für viele kleine, nützliche Tiere. Ein abgestufter Waldrand vermindere auch Sturmschäden.

Über 15.000 Setzlinge sollen dieses Jahr gepflanzt werden

Die Schlehen würden in der Zukunft weiß blühen, und die Vögel freuten sich über die Beeren als Futter, sagt der Revierförster. Mit den 50 Sträuchern ist es um den Wal- und Wüsteberg in diesem Jahr allerdings nicht getan. Vereinsengagement sei eine willkommene Ergänzung. Außerdem müssten aber Fachfirmen ran - bei der Aufforstung der Schäden durch den Borkenkäfer und Sturm. 3,8 Hektar sind in diesem Frühjahr noch im Plan, mit über 15.000 Setzlingen.

Zehn unterschiedliche Baumarten von Traubeneiche über Weißtanne bis zu Bergahorn und Tulpenbaum ersetzen die Fichte. Damit soll der künftige Wald auch mit Klimaveränderungen und trockenen Jahren besser zurechtkommen. Wobei die heimischen Baumarten überwiegen würden.

Umweltschutz vor der eigenen Haustür

So habe gerade die Eiche ja auch schon in der Vergangenheit Klimaschwankungen erlebt und einiges mitgemacht. Aber ein bisschen Experimentierfreude ist bei den unterschiedlichen Baumarten wohl dabei: „In 50 Jahren wissen wir, was gut funktioniert“, so Schöne. Weitere über 10.000 Setzlinge soIlen im Revier Kamenz zudem bei Koitzsch in den Waldboden kommen.

Ebenfalls an der Pflanzaktion beteiligt waren Edwin und Valentin.
Ebenfalls an der Pflanzaktion beteiligt waren Edwin und Valentin. © privat

„Vor allem die Kinder hatten viel Spaß bei der Pflanzaktion und haben noch etwas gelernt“, resümiert Matthias Busch. Auf sie fiel auch die Aufgabe, die jungen Setzlinge anzugießen. Es sei doch wunderbar, wenn man mit so kleinen Aktionen als lokaler Verein etwas für den Umweltschutz tun kann, zusammen mit den Kindern vor der eigenen Haustür. So könne gemeinsam mit lokalen Revierförstern etwas gegen den Klimawandel und für unsere Umwelt erreicht werden, ist sich Matthias Busch sicher.

Der Verein Pro Wal- und Wüsteberg setzt sich seit Jahren gegen den möglichen Abbau des Wal- und Wüsteberges in Kamenz ein und kümmert sich um das Wal- und Wüsteberghaus in Schwosdorf. Das wird unter anderem als Pilgerherberge genutzt. Außerdem organisiert der Verein umweltpädagogische und kulturelle Bildungsveranstaltungen. Das nächste Ziel ist schon im Gespräch – die sanierungsbedürftige Wanderhütte am Walberg soll erneuert werden.

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