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Kamenz macht beliebten Schleichweg dicht

Viele Pendler nutzen eine schmale Straße als Abkürzung zum Industriegebiet. Die Stadt geht jetzt dagegen vor.

Von Reiner Hanke
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Eine schmale Straße in Kamenz wurde immer stärker von Autofahrern genutzt, die gar nicht dort wohnen. Jetzt verbieten Schilder den Durchgangsverkehr.
Eine schmale Straße in Kamenz wurde immer stärker von Autofahrern genutzt, die gar nicht dort wohnen. Jetzt verbieten Schilder den Durchgangsverkehr. © René Plaul

Kamenz. Viehweide klingt nach ländlicher Idylle. Im Kamenzer Ortsteil Bernbruch trägt aber auch eine Straße diesen Namen. Sie schlängelt sich durch allerhand Grünland, also nicht gerade durch das Stadtzentrum, sondern eher daran vorbei. Genau das ist offenbar das Problem. Die Straße durch das Weideland wird als Schleichweg genutzt.

Die Trasse gibt es nach den Worten von Bernbruchern wohl seit über 100 Jahren. Das schmale Sträßchen ist an manchen Stellen kaum breiter als ein Pkw, gleicht mehr einem asphaltierten Feldweg als einer Straße und ist auch nicht in bestem Zustand. Was macht diese Strecke plötzlich so interessant?

Der Schleichweg führt am Zentrum der Stadt, an der Ortsdurchfahrt, an Staustellen auf der Hauptverkehrsroute vorbei zum Industrie- und Gewerbegebiet am Ochsenberg/Kamenz Nord. Das wächst und wächst, derzeit insbesondere durch die Mercedes-Tochter Accumotive. Der Industriestandort zieht viele Arbeitskräfte an. Und Pendlern ist offenbar auch die kleinste Schlängelstraße nicht zu schmal, um im Berufsverkehr Zeit zu sparen.

Autokolonnen zu Stoßzeiten

Doch die Trasse führt eben nicht nur durch Weideland, sondern auch an Häusern vorbei. Betroffen seien laut Ortschaftsrat Anwohner direkt an der Straße Viehweide. Außerdem leide ein Teil der Anlieger auf der Mühlstraße bis zum Übergang zur Viehweide unter dem Verkehr. Beobachter sprechen sogar von Autokolonnen, die sich da manchmal in Stoßzeiten über die Viehweide geschlängelt hätten. Gerast werde auch, es sei gefährlich und unerträglich.

Falk Schnappauf ist der Bernsbrucher Ortsvorsteher. Er spricht von „rücksichtslosen Pendlern, die Mühlstraße und Viehweide zur Rennstrecke erklärten“. Es seien Geschwindigkeiten von weit über 80 Stundenkilometern gemessen worden.

Spielende Kinder gefährdet

Nicht nur der Autolärm belaste die Anlieger, sondern es gehe auch um die Sicherheit. Denn die Häuser seien zum Teil bis an die Straße gebaut. Ein Fußweg sei in dem Bereich nicht wirklich vorhanden. Für Anlieger werde es zur Mutprobe, aus dem eigenen Grundstück zu fahren. „Ganz davon abgesehen, gibt es auf der Mühlstraße auch noch spielende Kinder. Es ging einfach nicht so weiter“, sagt Schnappauf.

So war die Straße inzwischen mehrfach Thema im Ortschaftsrat von Bernbruch. „Die Viehweide ist ungeeignet für viel Verkehr“, war dort jüngst zu vernehmen.

Seitdem nun Sperrschilder stehen, sei es aber deutlich besser mit dem Verkehr geworden, sagen Anwohner. Falk Schnappauf erklärt, was es damit auf sich hat: „Bisher handelte es sich um eine Testphase und eine befristete Sperrung für den Durchgangsverkehr.“ In dieser Zeit habe man eine deutliche Verkehrsberuhigung festgestellt. Die Probezeit für die Sperrung hatte im Vorjahr begonnen.

Sperrschild soll Raserei beenden

"Wir wollten damit prüfen, ob sich die Bürger von der Sperrung beeinträchtigt fühlen." Deswegen gab es jetzt noch eine abschließende und ausgiebige Diskussion im Bernbrucher Ortschaftsrat, wobei auch ein paar Zweifel ausgeräumt wurden. Denn zumindest für Anlieger bleibt die Trasse frei.

Auf die Mühlstraße erstrecke sich das Verbot nicht. Die bleibe weiter voll befahrbar. Aber sie ist nun für den Durchgangsverkehr unattraktiv geworden, da er nicht mehr über die Viehweide fahren darf.

So hätten die neuen Schilder einen doppelten Effekt und seien auch von der Stadt abgesegnet. Falk Schnappauf: "Man hat uns in dieser Angelegenheit das letzte Wort überlassen." So bleiben die Sperrschilder dauerhaft stehen - und die Rennstrecke Viehweide ist damit stillgelegt.

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