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Die schnelle Schrauber-Truppe von Kamenz

Was vor 20 Jahren als Ein-Mann-Firma begann, ist mittlerweile eine der größten Freien Kfz-Werkstätten in der Stadt. Heute hat der Chef vor allem ein Problem.

Von Ina Förster
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Swen Strejcek hat sein Unternehmen Car Fashion in Kamenz vor 20 Jahren als Ein-Mann-Firma gegründet. Seit sieben Jahren arbeitet er an der Saarstraße mit einem vierköpfigen, sehr jungen Team.
Swen Strejcek hat sein Unternehmen Car Fashion in Kamenz vor 20 Jahren als Ein-Mann-Firma gegründet. Seit sieben Jahren arbeitet er an der Saarstraße mit einem vierköpfigen, sehr jungen Team. © René Plaul

Kamenz. Früher war mehr Tuning. Heute ist alles gefragt! Swen Strejcek hat auch an diesem Vormittag ganz schön zu kurbeln, um das volle Terminbuch abzuarbeiten. Ob Reparatur,  Wartung, Fahrzeugdiagnose , Achsvermessung oder Chiptuning - bei ihm und seinem dreiköpfigen Team sind alle Fahrzeugmarken willkommen. Morgen kommt noch der Tüv und die Gesellschaft für Technische Überwachung. Auch deswegen ist der große Parkplatz gut gefüllt. Und der nahende Winter lässt die Telefone wegen Reifenwechsel glühen. "Wir sind mittendrin, zu tun gibt es genug. Gut so. Die Corona-Wochen im Frühjahr mit ihrem Stillstand haben gereicht", sagt der Chef von "Car Fashion" in Kamenz knapp. 

Er ist kein Mann der großen Worte. Dafür wird angepackt. Schnell. So schnell, dass die Freie Werkstatt des 42-Jährigen mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. "Wir versuchen, lange Wartezeiten zu vermeiden.  Und das gelingt uns meistens. Wahrscheinlich ist das auch unser größter Pluspunkt anderen gegenüber. Wir bekommen zumindest gerade dafür oft Lob von der Kundschaft ", sagt er. 

Von der Agrargenossenschaft zur eigenen Firma

Freie und markengebundene Kfz-Werkstätten gibt es im weiten Umkreis reichlich. Man muss sich abheben von der Konkurrenz, das weiß der Kamenzer genau. Und am Ball bleiben. Als er vor 20 Jahren die Werkstatt der Agrargenossenschaft Liebenau in Jesau übernahm und sich selbstständig machte, träumte er bereits von etwas Größerem. Swen Strejcek hatte dort gelernt, sich sein Rüstzeug angeeignet. Und legte schließlich als Solo-Selbstständiger los, als sich die Agrargenossenschaft zurückzog.

"Damals stand das Tuning eher im Vordergrund,  daher auch der Name Car Fashion", erklärt er. "Das hat sich heute etwas verwachsen. Alles hat seine Zeit, und die des großen Tunings scheint vorbei." Dafür seien über die Jahre aber immer mehr Anfragen für herkömmliche Reparaturen, Durchsichten und  Ausbesserungen bei ihm angekommen.  Er stellte daraufhin seinen ersten Mitarbeiter ein. Doch bald war in den Jesauer Werkstatthallen zu wenig Platz, um alle Wünsche zu erfüllen.

Umzug vor fünf Jahren schaffte mehr Platz

Seit Oktober 2013 ist Car Fashion deshalb an der Kamenzer Saarstraße zu finden. "Wir haben ein Gelände von der SWG Kamenz  gekauft. Der Standort bot beste Voraussetzungen", erzählt Strejcek. Dass sich hier früher die  Garagen der Kommunalen Dienste Kamenz befanden,  war durchaus günstig. Der Werkstatt-Chef musste das Objekt nur noch renovieren und ein klein wenig umbauen. Nun kann großzügig gearbeitet werden. Rundherum hat sich an der Saarstraße - direkt gegenüber der 2. Oberschule -  zudem weiteres Gewerbe angesiedelt. Ein richtiges kleines Gewerbegebiet ist hier entstanden.

Mit den Jahren stellte Swen Strejcek auch noch zwei weitere Mitarbeiter ein. Der jüngste ist gerade 21 Jahre und hat frisch ausgelernt. Überhaupt ist es ein junges Team, das sich um die fahrbaren Untersätze der Kunden kümmert.

Industrie schnappt viele gute Leute weg

Darauf ist der Chef stolz. Denn gute Kfz-Mechatroniker gebe es zwar, doch der Arbeitsmarkt sei aktuell wie leergefegt. Die Autohäuser in und um Kamenz suchen alle händeringend Fachpersonal. Strejcek ahnt auch, warum das so ist: "Die Industrieansiedlungen in unserer Region sind sehr stark. Wer heutzutage Mechatroniker lernt, ist heiß begehrt und hat zahlreiche Möglichkeiten.  Langsam reicht es mit den neuen Werken", findet er. Man streite sich nur noch um die wenigen Fachkräfte. 

"Und gerade junge Leute gehen doch sehr gern in große Unternehmen", weiß der 42-Jährige. Müllermilch, Linde + Wiemann, Accumotive - sie alle beschäftigen auch eine hohe Anzahl an Mechatronikern. "Es ist nicht so, dass keiner den Beruf lernen will, wie oft in anderen Gewerken, aber gute Leute für sich zu begeistern - das braucht heutzutage mehr als nur eine gute Lohnzahlung", ist der Kamenzer überzeugt.

Gute Mechatroniker sind heiß begehrt

Vielleicht reizen die Arbeitszeiten in den großen Unternehmen auch? "Bei uns steht man eben bis 17 oder  gelegentlich bis 18 Uhr unter der Woche in der Werkstatt", sagt der Car-Fashion-Chef. Dafür biete er ein gutes Arbeitsklima und freundliches Miteinander. Doch ohne Fleiß, kein Preis. Nicht umsonst hat man sich nach 20 Jahren zu einer der größten Freien Kfz-Werkstätten in Kamenz gemausert. Und nur so lassen sich die schnellen Wünsche der Kunden erfüllen. "Diese Flexibilität haben wir, da geht's dann halt mal ein Stündchen länger", sagt Swen Strejcek lachend.

Noch immer sieht es auf dem Gelände  aus wie frisch saniert. "Darauf lege ich großen Wert", sagt Swen Strejcek. Eigentlich wollte er dieser Tage sein 20. Firmenjubiläum feiern. Das wird wegen Corona nun ins nächste Jahr verschoben.

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