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Kampf gegen „organisierte Friedlosigkeit“

Rechtsextreme versuchen jährlich, das Dresdner Gedenken am 13. Februar zu instrumentalisieren. Diesmal wollen die Neonazis die Frauenkirche als Kulisse.

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© dpa

Dresden. Für Dresdens Bischöfe und die Pfarrer ist ein Missbrauch der Frauenkirche durch Rechtsextreme unerträglich. Der evangelische Landesbischof Jochen Bohl sieht schon in der Anmeldung einer Kundgebung auf dem Platz vor dem weltberühmten Gotteshaus für den 13. Februar durch ein Bündnis, dem auch die NPD angehört, eine Provokation.

„Ich finde, dass das ein wirklich besonders starkes Stück von den neuen Nazis ist“, sagte er. Auch sein katholischer Amtskollege vom Bistum Dresden-Meißen, Heiner Koch, und die Pfarrer der Frauenkirche riefen die Dresdner zum Widerstand gegen eine neuerliche Vereinnahmung des Gedenkens auf.

„Die Frauenkirche ist ein weltweit bekanntes Symbol für den Versöhnungswillen und die Bereitschaft zum Frieden“, sagte Bohl. Diese Leute aber hätten ein Bild auf die deutsche Vergangenheit, das dem Gedanken an Versöhnung „wirklich diametral“ entgegengesetzt sei. „Ich gehe davon aus, dass das mit den Mitteln geltenden Rechts abgewendet werden kann.“ Diese „organisierte Friedlosigkeit“ dürfe nicht an diesem Ort der Versöhnung marschieren. „Ich hoffe, dass das nicht zugelassen wird.“

Bischof reiht sich in Menschenkette ein

Es sei „unerträglich“, wenn rechte Gruppierungen versuchten, das „Symbol der Völkerverständigung und des Engagements gegen Krieg, Hass und Gewalt“ als Kulisse für ihre Parolen zu missbrauchen, sagte Bischof Koch. „Hier ist engagierter Widerstand mit allen rechtsstaatlichen und demokratischen Mitteln gefragt.“ Er rief zudem die Dresdner auf, sich an friedlichen Gedenkveranstaltungen dieses Tages zu beteiligen. Koch, der seit März 2013 im Amt ist, will sich erstmals auch selbst in die Menschenkette einreihen.

„Für die, die geschichtsverfälschend das Schicksal einer Stadt zu instrumentalisieren versuchen, darf kein Platz sein“, forderten die Pfarrer Sebastian Feydt und Holger Treutmann. „Die Bürger der Stadt Dresden und alle, die der Frauenkirche verbunden sind, wollen und werden wahrhaftig gedenken - im Wissen um die Kriegsschuld Deutschlands und in Erinnerung von Leid und Zerstörung.“ Sie riefen die Menschen auf, sich der Vereinnahmung des Gedenkens entgegen zu stellen.

Hoffen auf Wirkung des geändertem Versammlungsgesetzes

Die bis dahin im Zweiten Weltkrieg verschonte Elbestadt war in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 von den Alliierten bombardiert worden. Dabei wurde die historische Altstadt weitgehend zerstört, Tausende Menschen starben. Seit Jahren demonstrieren Rechte am Jahrestag und versuchen, das Gedenken für ihre Propagandazwecke zu nutzen. In jüngerer Vergangenheit gelang es Gegendemonstranten aber mehrfach, die Neonazi-Aufmärsche zu blockieren.

Nach dem 2012 vom Landtag geänderten Versammlungsgesetz kann eine Versammlung verboten werden, wenn sie an einem historisch sensiblen Ort stattfinden soll. Damit sollen Aufmärsche Rechtsextremer und Gegendemonstrationen an Bauwerken wie der Dresdner Frauenkirche oder dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal verhindert werden. Die Stadt Dresden hat noch nicht über die Anmeldung für den 69. Jahrestag der Zerstörung entschieden. (dpa)