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Fünf Notfälle - und wie man reagieren sollte

Sein letzter Erste-Hilfe-Kurs ist schon viel zu lange her. Kann SZ-Redakteur Henry Berndt trotzdem in Notfällen richtig reagieren? Heute: Verkehrsunfall.

Von Henry Berndt
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Mit beherztem Griff zieht Henry das Unfallopfer aus dem Wrack.
Mit beherztem Griff zieht Henry das Unfallopfer aus dem Wrack. © Sven Ellger

Das erste Warndreieck hält nicht mal zehn Sekunden. Beim Aufbauen breche ich vor Aufregung versehentlich eine Stange ab. Zum Glück gibt es Ersatz.

Ich kann mich nicht erinnern, ob ich schon jemals zuvor ein Warndreieck in der Hand gehalten habe. Mein letzter Erste-Hilfe-Kurs muss ewig her sein. In dieser Woche will ich mich dennoch - oder gerade deswegen - der Herausforderung stellen, in verschiedenen Notlagen richtig zu reagieren - um damit im Zweifel Leben zu retten.

Als Experten an meiner Seite habe ich Ausbilder des Deutschen Roten Kreuzes, die mich theoretisch und praktisch vorbereiten, bevor ich in einer authentischen Szenerie die richtigen Entscheidungen treffen muss. 

Am Montag starten wir mit einem Verkehrsunfall. Ganz ehrlich, wer hätte sich zuerst die Warnweste angezogen, bevor er überhaupt aus dem Auto gestiegen wäre? Genau das ist aber der erste wichtige Schritt, um sich am Straßenrand nicht selbst noch in Gefahr zu bringen.

Ich biege also mit meinem Auto um die Ecke, sehe das verunglückte Fahrzeug und fahre rechts ran. Warnweste an, dann aus dem Kofferraum das Warndreieck holen und etwa 50 Meter entfernt aufstellen.

Jetzt brauche ich den Erste-Hilfe-Koffer. Schon ein Blick durch die Autoscheibe hat genügt, um eine blutende Wunde zu entdecken. Also muss ich Gummihandschuhe überziehen. Erst jetzt kann ich mich dem Verunfallten widmen.

Ich klopfe an die Windschutzscheibe, damit er sich nicht erschreckt, merke aber gleich, dass er bewusstlos ist. Das wiederum bedeutet, ich muss ihn aus dem Auto holen. Wäre er ansprechbar gewesen und nicht in unmittelbarer Gefahr, dann wäre das nicht unbedingt nötig gewesen.

So aber öffne ich die Fahrertür, spreche den verletzten Fahrer laut an und knie mich vor das Auto. Wenn ich mich jetzt mitten ins Auto beugen würde, könnte der Airbag noch losgehen und mich selbst k.o. schlagen.

Ich öffne den Gurt, fahre mit Hand hinter seinen Rücken und ziehe erst einmal seinen Po nach vorn. Dann greife ich unter seine Schulter, packe mit mit beiden Händen einen Arm und ziehen den Oberkörper langsam aus dem Wagen. Meine Herren, 77 Kilogramm können ganz schön schwer sein, wenn sie so gar nicht mithelfen!

Auf der Wiese lege ich den Mann langsam ab und prüfe zunächst, ob er noch atmet. Das tut er glücklicherweise. Zeit für die stabile Seitenlage, den Klassiker aus dem Erste-Hilfe-Kurs. Auch hier brauche ich aber Nachhilfe.

Der Atemtest verrät dem Helfenden, was die nächste Schritte sein müssen. Atmet der Verletzte, wird er in die stabile Seitenlage gebracht. Atmet er nicht, muss er reanimiert werden. 
Der Atemtest verrät dem Helfenden, was die nächste Schritte sein müssen. Atmet der Verletzte, wird er in die stabile Seitenlage gebracht. Atmet er nicht, muss er reanimiert werden.  © Sven Ellger

Erst als mir das passabel gelungen ist, wähle ich mit dem Handy die 112 und beantworte die berühmten fünf W-Fragen: Wo, wer, was, wie viele Verletzte und, ganz wichtig: Warten auf Rückfragen - und nicht einfach selbst auflegen.

Als die Hilfe unterwegs ist, wärme ich das Unfallopfer noch mit der Rettungsdecke aus dem Erste-Hilfe-Koffer und verarzte seine Platzwunde am Kopf mit Kompresse und Pflaster.

Das Ergebnis: Ausbilderin Ilka Tändler ist zufrieden mit mir - und auch der blass geschminkte Ausbilder Klaus Rösiger hebt, noch im Gras liegend, den Daumen.

Schon am Dienstag erwartet mich die nächste Herausforderung. Dann werde ich von einem Notfall im Büro überrascht...

Herausforderung bestanden, Patient lebt.
Herausforderung bestanden, Patient lebt. © Sven Ellger

Habt ihr Fragen oder Hinweise zu meinen Herausforderungen? Dann immer her damit an [email protected] . Telefonisch bin ich unter 0351 48642234 zu erreichen.