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Kanonenhagel und Gemetzel

Auf der Burg Mildenstein kämpfen Ritter und Söldner. Blut fließt aber nicht.

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© André Braun

Von Elke Braun

Leisnig. In der Küche wird am offenen Feuer gekocht. Während einige Mägde sich noch um den Abwasch vom Frühstück kümmern, laufen die Vorbereitungen für das Mittagessen auf Hochtouren. Es gibt Dinkelgemüse mit gekochten Eiern. Und als Dessert Buchweizengrütze mit Äpfeln und Zitronen.

Neben Kämpfen der Ritter und Söldner gehört auch das Zubereiten der Speisen, wie es die erste Küchenmagd Anja Kissling zeigt, dazu.
Neben Kämpfen der Ritter und Söldner gehört auch das Zubereiten der Speisen, wie es die erste Küchenmagd Anja Kissling zeigt, dazu. © André Braun

Derweil tobt draußen ein Kampf. Die Herrschaften haben sich mit den Rittern in die Stadt begeben und müssen bei ihrer Rückkehr feststellen, dass die Burg belagert worden ist, weil die Söldner ihr Geld nicht bekommen haben. Mit einem Katapult werden Softbälle auf die Söldner geschossen. Diese verteidigen die Burg mit Schwert und Lanze. Schließlich wird der Weg für die Herrschaften frei und sie können sich zurück auf die Burg begeben. Was sich wie im Mittelalter anhört, ist derzeit auf der Burg Mildenstein Alltag. Die Gruppe Burgalltag.de hat am Sonntag die historischen Mauern der Stadt Leisnig bezogen. Mit rund 35 Leuten stellen sie den Burgalltag so authentisch wie möglich nach und lassen die Besucher daran teilhaben.

Das fängt beim Kochen an. „Wir versuchen, nur Lebensmittel zu verwenden, die es auch im Mittelalter gab“, erklärt Anja Kissling, die erste Küchenmagd. So gebe es keinen Frischkäse, sondern Hartkäse. Das Brot wird aus Sauerteig selber gebacken. Und es gibt kein Radio, kein Fernsehen, keine Uhren. „Wir haben ja die Turmuhr. Und Entschleunigung ist unser Ziel“, sagt Anja Kissling. Schon Kinder ab vier Jahren können am Burgalltag teilnehmen. „Voraussetzung ist, dass die Teilnehmer ein historisches Gewand mitbringen und ihr Essgeschirr“, so die erste Magd. Und jeder muss mitarbeiten. Die Teilnehmer kommen diesmal aus der Nähe von Nürnberg, Karlsruhe und Paderborn. Auch Leisniger sind mit dabei – wie Klaus Ziegler, der beim Leisniger Altstadtfest auch den Hauptmann der Stadtwache verkörpert. „Das Leben im Mittelalter begeistert mich“, sagt er. „Ich möchte mir hier einige Anregungen holen, sodass ich als gelegentlicher Museumspädagoge aus eigenem Erleben berichten kann“, sagt er. Ziegler muss als Knecht arbeiten. Holz hacken und den Söldnern und Rittern zur Hand gehen, sind seine Aufgaben. Zudem soll er ein Holzfass bauen. Dem Söldner Uwe zu Stolzendorf muss er beim Anziehen des Kettenhemdes helfen. Das wiegt ungefähr 20 Kilogramm. „Ich habe es selber gebaut. Das hat zwei Jahre gedauert“, erzählt Uwe.

Der Wiesenschmied entfacht mit einem großen Blasebalg das Feuer. Er stellt gerade sogenannte Ess-Spieße her. „Im Mittelalter gab es keine Gabeln“, berichtet er. Die Ess-Spieße erfüllten den gleichen Zweck. Obwohl auf dem Burghof für die Besucher auch Getränke aus der heutigen Zeit ausgeschenkt werden, dürfen die Mitwirkenden nur Wasser trinken. „Besoffen bei der Arbeit? Das ging schon früher gar nicht“, so der Schmied.

Aus der Nähe von Altenburg und aus Belgershain sind Bianca Etzold und Jana Michel mit den Kindern Celine und Tracy nach Leisnig gekommen. „Wir hatten uns für Pfingsten eine Burgentour vorgenommen und waren schon in Colditz. Das Programm hier in Leisnig passte da rein“, so Jana Michel. Markus Leusser aus Leisnig hat einen seiner Gäste gleich auf die Burg entführt. „Wir schließen unser Studienfreundetreffen mit dem Burgbesuch ab.“

Die Gruppe Burgalltag.de ist nicht zum ersten Mal in Leisnig, aber kommt immer gerne wieder. „Wir haben hier alle Voraussetzungen, die wir brauchen. Dazu gehören eine Küche und ein Schlafraum“, so Anja Kissling. Und auch die Unterstützung der Burgverwaltung sei hervorragend.

Noch bis einschließlich Freitag, 25. Mai, können Besucher in Leisnig das Mittelalter live erleben.