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Kappus-Insolvenz überrascht Riesa

Der Seifenhersteller will die Unternehmensgruppe sanieren. In der Stadt hat man Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen.

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© Lutz Weidler

Von Antje Steglich

Riesa. Die Schieflage der Kappus-Gruppe hat die Stadt Riesa kalt erwischt. Vertreter aus Politik und Wirtschaft reagierten überrascht auf den Insolvenzantrag, der auch die Kappus Seifen GmbH Riesa & Co. betrifft. Die Rathausspitze habe erst durch die Medien von den Schwierigkeiten erfahren, hieß es am Dienstag.

„Die Seifenproduktion ist seit mehr als hundert Jahren eines der Markenzeichen der Industriestadt Riesa. Kappus hat in schwieriger Zeit die Tradition erfolgreich fortgeführt und ist nach wie vor ein wichtiger Arbeitgeber“, sagte Oberbürgermeister Marco Müller (CDU), „im Interesse der Beschäftigten und ihrer Familien hoffe ich auf einen positiven Ausgang des Insolvenzverfahrens.“ Der Oberbürgermeister kündigte an, das Gespräch mit der Geschäftsleitung zu suchen. Er bremste allerdings die Hoffnungen einiger Riesaer, die unter anderem in sozialen Netzwerken ein Eingreifen von Stadt und Land forderten. „Die Einflussmöglichkeiten einer Kommune sind natürlich recht gering, weil die öffentliche Hand ja nicht in privatwirtschaftliche Prozesse eingreifen kann“, erklärte Marco Müller.

Ähnlich reagierten auch das Vereinigte Wirtschaftsforum Riesa und die Wirtschaftsförderung Meißen. Kappus ist zwar Teil des Wirtschaftsforums, sagte dessen Sprecher Kurt Hähnichen, aber das Unternehmen ist zuletzt nach außen hin nicht mehr sehr aktiv gewesen. Es bestehe zwar noch immer ein regelmäßiger Kontakt, von den scheinbaren Problemen habe man allerdings erst jetzt erfahren. „Es ist für Riesa natürlich ganz bitter, wenn dem Betrieb im schlimmsten Fall die Schließung drohen sollte“, so Kurt Hähnichen. Ob und wie man dem Unternehmen helfen kann, sei derzeit noch unklar. Dazu müsse man auch erst einmal das Sanierungskonzept des Unternehmens kennen.

Die Wirtschaftsförderung Region Meißen GmbH (WRM) hat indes angekündigt, mit den Anwälten in Kontakt treten zu wollen, die die Insolvenz der Kappus-Gruppe begleiten werden. „Hier hoffen wir auf ein Interesse an der Zusammenarbeit aus Sicht des Insolvenzverwalters“, so WRM-Geschäftsführer Sascha Dienel. Kappus sei ein wichtiges Unternehmen in Riesa, ein großer Arbeitgeber mit einer Historie als größtes Seifenwerk der ehemaligen DDR. „Wir hoffen, dass eine Sanierung und Weiterführung des Unternehmens gelingt“, so Sascha Dienel. Die Kappus-Gruppe jedenfalls arbeitet nach eigenen Aussagen mit Hochtouren daran.

Am Montag war bekannt geworden, dass die Unternehmensgruppe mit Sitz in Offenbach und drei Werken in Riesa, Krefeld und Heitersheim einen Insolvenzantrag gestellt hat. Ziel sei es, die Standorte mit insgesamt etwa 350 Arbeitsplätzen zu erhalten, hatte Thomas Müller von der Mentor Societät AG gegenüber der SZ erklärt. Der Rechtsanwalt hat sich nun auch bereits für einen Besuch im Riesaer Seifenwerk angekündigt – konkrete Aussagen zur Zukunft des Standortes mit zurzeit 85 Mitarbeitern machte er jedoch noch nicht. Zurzeit warte Kappus auf die Eröffnung des Insolvenzverfahrens durch das Amtsgericht und grünes Licht dafür, sich in Eigenverantwortung sanieren zu dürfen. Unterstützt würde das Unternehmen dabei von der Kanzlei Mentor Societät, deren Vorstandsvorsitzende Silvia Lackenbauer bereits zur neuen Geschäftsführerin bei Kappus berufen wurde.