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Handys, Sirenen, Durchsagen: So lief der Warntag in Sachsen

Schrillende Handys, laute Sirenen, TV-Laufbänder: Beim zweiten bundesweiten Warntag sollte alles besser laufen als zuvor. Eine erste Bilanz ist positiv, aber es lief nicht alles glatt.

Von Mirko Jakubowsky & Erik-Holm Langhof
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Ein Smartphone zeigt eine Probewarnung an. Im gesamten Bundesgebiet fand am Donnerstag der Warntag 2022 statt.
Ein Smartphone zeigt eine Probewarnung an. Im gesamten Bundesgebiet fand am Donnerstag der Warntag 2022 statt. © dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Dresden. In weiten Teilen Sachsens haben am Donnerstag pünktlich um 11 Uhr Handys mit einer Warn-Meldung geschrillt, Sirenen gingen in vielen Orten an, Radio- und TV-Sender haben Meldungen verlesen beziehungsweise eingeblendet. Ausgelöst wurde die Warnung vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Der bundesweite Warntag lief zwischen 11 und 11.45 Uhr vielerorts planmäßig ab. Eine Gefahr bestand nicht, es handelte sich um einen seit langem angekündigten Probealarm.

Sirenengeheul gab es nach Auslösung durch die Rettungsleitstelle in weiten Teilen Dresdens. Um Punkt 11 Uhr berichten mehrere Sächsische.de-Reporter aus verschiedenen Stadtteilen, dass die Sirenen gut zu hören sind - beispielsweise in der Altstadt, der Südvorstadt, Altcotta oder Kaditz. Doch die Ansagen waren mancherorts unverständlich, berichten Reporter aus der Friedrichstadt, Mickten und der Neustadt.

Wie die Reporter berichten, gab es zusätzlich Informationen per Ansagen. Unter anderem ist "Achtung, hier spricht ihre Feuerwehr, schalten Sie ihr Radio an..." zu hören. Die Feuerwehr Dresden informierte die Bürger zusätzlich über ihre Social-Media-Kanäle.

Um 11:45 Uhr erfolgte dann die Entwarnung durch einen weiteren Sirenenton. Nach Angaben der Retter in Dresden wurde neben dem regulären Übertragungsweg auch ein Reservekanal getestet, mit dem jedoch keine Sprachdurchsage übertragen werden könne. Deshalb erfolgte zur Entwarnung keine Sprachdurchsage. Die Feuerwehr zog letztlich trotz einiger nicht funktionierender Sirenen ein positives Feedback.

Zunächst positive Meldungen wie aus Dresden kamen auch den sächsischen Landkreisen, auch wenn noch nicht alle Landratsämter die Daten komplett ausgewertet hatten. Dort, wo es noch Sirenen gibt, ertönten sie zur Warnung und Entwarnung auch fast immer.

Im Kreis Meißen etwa zeigten sich die Verantwortlichen zufrieden: Die Probealarmierung dort habe gut funktioniert - bis auf zwei nicht funktionierende Sirenen und Pannen bei den Warn-Apps. Beim Auslösen von Sirenen stellte sich im Kreis Görlitz heraus, dass es noch Nachholbedarf gibt.

Wenige Stunden nach dem bundesweiten Test von Warnsystemen hat Sachsens Innenminister Armin Schuster eine erste positive Bilanz gezogen. "Die ersten Rückmeldungen aus den sächsischen Leitstellen bezüglich der Sirenen sind bisher positiv", erklärte der CDU-Politiker am Donnerstagabend. Warnsysteme regelmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit zu prüfen, könne Leben retten, betonte Schuster. Im Ernstfall komme es auf jede Sekunde an. "Allein aus dieser Perspektive sehe ich den heutigen Warntag als Erfolg", so der Minister. Wie gut die Systeme wirklich funktioniert haben, werde eine Auswertung des BBK zeigen.

Handy-Warnung etwas zu früh - teils aber auch gar nicht

Bereits eine Minute vor 11 Uhr löste bei vielen Bürgern der sogenannte Cell Broadcast aus. Eine Nachricht wurde mit lautem Ton an Handys und Smartphones geschickt. Darin die Information: "Notfallalarm - PROBEWARNUNG, BUNDESWEITER WARNTAG 2022".

Es dauerte nicht lange, da merkten viel Menschen vor allem in den sozialen Netzwerken Probleme an: Die Warn-Nachrichten erreichten wohl längst nicht jeden Nutzer, teilweise gab es Verzögerungen oder gar keine Meldung. Darunter sind auch Menschen mit aktuellen Handymodellen. Betroffen waren nach zahlreichen Meldungen wohl vor allem Iphone-Nutzer, die einen Handytarif der Telekom haben.

Wer Warn-Apps wie Nina oder Katwarn auf seinem Smartphone installiert hat, bekam auch auf diesem Weg einen meist einen Hinweis auf die Probewarnung - zumindest viele Nutzer. Denn zeitweise waren die Server überlastet, berichtet etwa das Ordnungsamt in Coswig im Kreis Meißen. Probleme gab es zudem bei Nutzern von Biwapp, wie Nutzer berichten.

Lauftext wird im MDR eingeblendet und im Radio angesagt

Die Radiosender des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) haben zu den 11 Uhr-Nachrichten offizielle Warnmeldungen vorgelesen und die Bürger weitergehend im Programm aufgeklärt. Das MDR-Fernsehen hat kurze Zeit später einen Lauftext mit der Warnmeldung eingeblendet, der Rundfunk Berlin-Brandenburg ebenfalls.

Weitestgehend alle Öffentlich-Rechtlichen Sender haben zusätzlich im Internet Warnmeldungen veröffentlicht, die die Menschen informieren sollen.

Im MDR wird kurz nach 11 Uhr erstmals eine Gefahrenmeldung eingeblendet.
Im MDR wird kurz nach 11 Uhr erstmals eine Gefahrenmeldung eingeblendet. © Screenshot: SZ

Auch auf Bahnhöfen der Deutschen Bahn wurden ab 11 Uhr Warnmeldungen an Anzeigen eingeblendet. Auf Fotos sind Werbetafeln mit einem großen Ausrufezeichen und dem Text "Probewarnung" zu sehen. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch in vielen Großstädten auf den kommunalen Werbetafeln am Straßenrand.

Aus Sicht von Vodafone war der erste Test des neuen Katastrophen-Warnsystems Cell Broadcast "ein voller Erfolg". Das Unternehmen teilte mit: "Wir werden nun alle Erkenntnisse aus dem Warntag auswerten und für die weitere Optimierung des neuen Warnsystems bis zum Start des Regelbetriebs in 2023 nutzen. Dann sollen auch mehr ältere Endgeräte in das Warnsystem einbezogen werden als heute bei der ersten Testwarnung."

Diese Meldung wurde vielen Smartphone-Nutzern angezeigt.
Diese Meldung wurde vielen Smartphone-Nutzern angezeigt. © Screenshot: Marco Klinger

BBK-Chef zieht erste positive Bilanz

BBK-Präsident Ralph Tiesler zog am frühen Nachmittag eine erste positive Bilanz, räumte jedoch ein, dass es womöglich "an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf" geben könne.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte: "Cell Broadcast in den Mix aus Warnmitteln aufzunehmen und damit auch den positiven Erfahrungen in zahlreichen Ländern zu folgen, war eine richtige und wichtige Entscheidung." In Notfällen und bei Katastrophen können Warnungen so einfach, schnell und zielgenau an eine große Anzahl von Menschen versendet werden.

Mit dem bundesweiten Warntag wollte die Behörde herausfinden, wie viele Menschen eine Warnung vor Gefahren im Ernstfall erreichen würde. Helfen soll dabei auch eine repräsentative Umfrage, deren Ergebnisse spätestens im Januar vorliegen sollen.

Beim ersten bundesweiten Warntag am 10. September 2020 war einiges schiefgelaufen. Unter anderem kam die Meldung der Warn-Apps Nina und Katwarn erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an. Wäre es tatsächlich ein Ernstfall gewesen, hätten viele Bürger nichts mitbekommen. Das Bundesinnenministerium hatte den Probealarm deshalb damals als "fehlgeschlagen" bezeichnet. (mit dpa)

Entwarnung: Bundesweiter Warntag 2022

  • Handlungsempfehlungen: Es besteht kein Handlungsbedarf. Diese Warnung empfangen viele Handys bereits direkt. Berichten Sie über Ihre Wahrnehmungen gerne unter warntag-umfrage.de
  • Warnbereichsbeschreibung: Deutschland
  • Zuständigkeitsbereich: Bundesland: Freie Hansestadt Bremen, Land Berlin, Land Hessen, Land Nordrhein-Westfalen, Land Brandenburg, Freistaat Bayern, Land Mecklenburg-Vorpommern, Land Rheinland-Pfalz, Freistaat Sachsen, Land Schleswig-Holstein, Freie und Hansestadt Hamburg, Freistaat Thüringen, Land Niedersachsen, Land Saarland, Land Sachsen-Anhalt, Land Baden-Württemberg
  • Informationen: Bitte informieren Sie sich unter warntag2022.de
  • Absendersignatur: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Nationale Warnzentrale Bonn warnung.bund.de