Leipzig/Halle. Es ist kalt und windig auf dem Flughafen Leipzig/Halle. Am Freitagmittag beladen Mitarbeiter in gelben Westen eine Boeing 777 F. Mit Folie überzogene Hilfspakete werden zum Flugzeug gefahren und per Hebebühne angehoben. Dann landen sie im Bauch der Maschine. In den Paketen sind unter anderem Decken, Zelte und Isoliermatten - insgesamt 70 Tonnen schwer. Ihr Ziel: Adana, Türkei.
Vier Tage nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien schickt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) seine ersten Hilfsgüter ins Katastrophengebiet. Laut DRK-Generalsekretär Christian Reuter ist es der "größte Hilfstransport, der aktuell von Deutschland aus in die Türkei versandt wird". Er sprach am Freitag von einem "Flug der Hoffnung, der Hilfe und der Rettung". Die Maschine, die am Mittag auf dem Flughafen Leipzig/Halle beladen wurde, ist einer Sprecherin zufolge gegen 14.45 Uhr gestartet.
Am Samstag wird laut DRK ein zweiter Hilfstransport starten. Am Logistikzentrum Berlin-Schönefeld brechen demnach vier Lastwagen in Richtung Türkei auf, gefüllt mit insgesamt 44 Tonnen Hilfsgütern wie Zeltplanen, Feldbetten und Isoliermatten. Vier Tage werden die Lastwagen unterwegs sein, schätzt Clemens Pott, Logistik-Leiter beim DRK. Deutlich schneller dürfte das Flugzeug am Freitag in Adana ankommen. Das DRK rechnet mit vier Stunden Flugzeit, in Istanbul ist eine Zwischenlandung eingeplant.
Bistum Dresden-Meißen will 20.000 Euro Soforthilfe senden
Adana, eine Stadt im Süden der Türkei, sei etwa 250 Kilometer entfernt vom "Hotspot des Erdbebens", sagte DRK-Generalsekretär Reuter. Kollegen einer türkischen Schwesterorganisation sollten das Flugzeug dort entladen. Die Hilfslieferung sollte noch am Freitag in das Krisengebiet gehen.
Nach DRK-Angaben sind im Flugzeug 2.500 Decken, 4.000 Isoliermatten, 500 Familienzelte sowie 500 Pakete mit Material, um die Zelte winterfest zu machen. "Das sind Dinge, die wichtig sind, um den Menschen dort ein Überleben zu ermöglichen", sagte Reuter. In den betroffenen Gebieten seien die Temperaturen nachts zuletzt deutlich unter null Grad gesunken.
Auch in den nächsten Wochen und Monaten wolle das DRK Hilfe in der Krisenregion leisten. "Wir müssen aber wahnsinnig aufpassen, dass wir sie nicht mit Hilfsgütern vollstopfen", sagte DRK-Logistikleiter Pott. Zu viele Güter könnten die Logistik erschweren.
Laut Generalsekretär Reuter steht das DRK in engem Kontakt mit der Schwesterorganisation in der Türkei und klärt, welche Hilfe benötigt wird. "Wir sind natürlich auf Spenden angewiesen", sagte er. Bislang seien mehr als zehn Millionen Euro an Spenden beim DRK eingegangen.
Neben dem DRK engagieren sich weitere Initiativen in Sachsen für die Erdbebenopfer. So hat etwa das Bistum Dresden-Meißen Gläubige zum Spenden aufgerufen und angekündigt, 20.000 Euro Soforthilfe bereitzustellen. Die Dresdner Nothilfeorganisation "arche noVa" koordiniert nach eigenen Angaben Einsätze mit lokalen Partnern in Nordwestsyrien.
Die Gesamtzahl der Toten nach den Erdbeben in der Türkei und in Syrien ist bis Freitag auf über 21.000 gestiegen. (dpa)