Warum die Kläranlage Waldheim höher gelegt worden ist

Waldheim. Das Bild ist schockierend, wie so viele nach dem Jahrhunderthochwasser im August 2002. Drei Frauen stehen an der Kläranlage in Waldheim, die völlig überflutet ist.
Im Heft 20 der „Waldheimer Heimatblätter“ erinnert sich Klärwärter Jürgen Reichelt an die Ereignisse. „Am Sonntag, 11. August, fing es in Waldheim ab dem Nachmittag an zu regnen. Am Montag wurden für Sonntag am Regenmesser 13 Liter Regen abgelesen. Das war noch ganz normal“, so Reichelt.
Gegen Montagmittag fing die Zschopau an zu steigen und führte immer mehr Wasser. Es regnete ununterbrochen weiter. Der damalige Bürgermeister Steffen Blech (CDU) wies am späten Nachmittag an, die Kläranlage zu überwachen.
Beim Kontrollgang gegen 20 Uhr stellte Jürgen Reichelt fest, dass die Zschopau bedrohliche Ausmaße angenommen hatte. Er informierte den Bereitschaftsdienst und Geschäftsführerin Ina Wagner.
Anlage arbeitet nach der Überflutung nur noch mechanisch
Gegen 21 Uhr stand das Wasser kurz vor der Dammkrone. Es wurde entschieden, alles auszuschalten. Betriebsdokumente und Unterlagen wurden in Privatautos verstaut. Die nahegelegene Trafostation wurde abgeschaltet, um größeren Schaden zu vermeiden.
„Am Montag wurden in Meinsberg 155 Liter Regen abgelesen. Die Kläranlage wurde überflutet und zerstört. Der Wasserstand lag bei 6,80 Meter über Normal“, erinnert sich Jürgen Reichelt.

Am Mittwoch, 14. August, wurde mit den Aufräumarbeiten begonnen. Mehrere Versuche, das Wasser aus dem Sandfang und dem Pumpenraum abzupumpen, blieben zunächst ohne Erfolg. Erst mit dem Einsatz von vier Schlammsaugfahrzeugen gleichzeitig gelang es, alles zu reinigen.
„Anschließend erfolgte die Reparatur der Geiger-Rechen-Anlage, der Pumpen, des Zulauf-Schiebers, der Auma-Schieber, der Regeltechnik und des Betriebsgebäudes in der Kläranlage“, so Reichelt. Zudem wurden die Abwasserkanäle in der Stadt gereinigt.
Am 1. Oktober 2002 ging die Kläranlage wieder in Betrieb. Sie reinigte die Abwässer aber nur mechanisch, da die Klärteiche zerstört waren. Um einen höheren Reinigungsgrad für das Abwasser zu erreichen, setzten die Mitarbeiter ein Flockmittel zu. Dadurch verbesserten sich die Ablaufwerte. Die alte Kläranlage arbeitete zwar wieder, aber noch unvollkommener als vor der Flut.
In zwei Jahren fünf Millionen Euro verbaut
Es gab mehrere Überlegungen, wie die Kläranlage vor künftigen Hochwassern geschützt werden könnte. Letztendlich wurde das Gelände auf einen halben Meter über der Hochwassermarke von 2002 angehoben. Dass dieser Schritt richtig war, erwies sich beim Hochwasser Anfang Juni 2013. Das Wasser hat an der Oberkante des Deiches gestanden, lief aber nicht über.
Dafür mussten 17.000 Kubikmeter Erde bewegt werden. Am 25. September 2003 überreichte Leo Artmann vom Regierungspräsidium Leipzig den Bewilligungsbescheid über fünf Millionen Euro für den Neubau der Kläranlage Waldheim. Der symbolische erste Spatenstich erfolgte am 10. Oktober 2003. Bis zum Baubeginn sollten noch knapp vier Wochen vergehen.
Am 4. November 2003 bewegte ein Bagger der Firma G. Hüttner aus Chemnitz das erste Erdreich. Die Bauzeit erstreckte sich bis in das Jahr 2005 hinein. Ab März 2005 erfolgte der Probebetrieb. Die neue Anlage wurde komplett auf dem Areal der ehemaligen belüfteten Teiche untergebracht.
Während der Bauzeit wurde die alte Anlage als mechanische Reinigung in Betrieb gehalten. Die neue Kläranlage ist für den Gesamtanschluss von 12.000 „Einwohnerwerten“ (EW) ausgelegt. Damit ist die Anzahl der Einwohner gemeint, die im Einzugsgebiet einer Kläranlage leben.
Für Waldheim gibt's ein Entwässerungskonzept
Die neue Kläranlage ist als Belebtschlammanlage angelegt. Derzeit liegt die Auslastung bei etwa 7.500 EW. Die Jahresabwassermenge wird auf der Internetseite des Abwasserzweckverbandes (AZV) Untere Zschopau mit etwa 753.500 Kubikmetern angegeben.
„Letztendlich hat sich die Bausumme auf 7,5 Millionen Euro erhöht, sagte Albrecht Hänel. Anlässlich des Rückblicks auf 20 Jahre Flut führt der ehemalige Teamleiter des AZV durch die Kläranlage. Für die ganze Stadt Waldheim sei ein Entwässerungskonzept entwickelt worden, so Hänel.

Aufgrund dieser Konzeption wurde die Kläranlage gebaut. Später wurden viele Leitungen im Stadtgebiet erneuert. Neben der Höherlegung um etwa sieben Meter musste beim Bau der Anlage eine weitere Forderung umgesetzt werden.
Um die Kläranlage führt ein sogenannter Deichverteidigungsweg. „Die Talsperrenmeisterei kann somit jederzeit bei Hochwasser die Zschopau beobachten“, erklärt Albrecht Hänel. Um den Höhenunterschied zu überwinden, wird das ankommende Wasser mit einem Schneckenpumpwerk in die Rechenanlage gepumpt.
Über Sand- und Fettfang sowie die Belebungsbecken wird das Wasser wieder in die Zschopau abgegeben und dem Kreislauf zugeführt. Mit Ausnahme des Sand- und Fettfanges sowie des Schlammentwässerungsaggregates sind alle technologischen Einheiten doppelt vorhanden. Damit ist ein zweistraßiger beziehungsweise wechselseitiger Betrieb gewährleistet.