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Minstestens tausend Tote nach Erdbeben in Afghanistan

Mitten in der Nacht bebt an der Grenze von Afghanistan und Pakistan die Erde. Mindestens tausend Menschen werden getötet und von Stunde zu Stunde steigen die Opferzahlen.

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Ein Helfer des Roten Halbmond geht zu einem Hubschrauber: Bei einem heftigen Erdbeben in der afghanisch-pakistanischen Grenzregion sind nach offiziellen Angaben mindestens 280 Menschen ums Leben gekommen.
Ein Helfer des Roten Halbmond geht zu einem Hubschrauber: Bei einem heftigen Erdbeben in der afghanisch-pakistanischen Grenzregion sind nach offiziellen Angaben mindestens 280 Menschen ums Leben gekommen. © Bakhtar News Agency/dpa

"Überall herrscht ein großes Chaos. Ich habe in einer Stunde hundert Leichen gezählt", berichtet ein Journalist aus der bergigen Region im Grenzgebiet von Afghanistan und Pakistan, nachdem ein verheerendes Erdbeben die Bewohner am frühen Mittwochmorgen aufgeschreckt hatte.

Mindestens 1.000 Tote und 1.500 Verletzte beklagten die Behörden am Mittwoch, wie die staatliche Nachrichtenagentur Bakhtar berichtete. Das schwer zugängliche Gebiet erschwerte die Rettungsarbeiten, auch der Handyempfang ist schlecht.

"Das Grauen ist groß. Die Eltern können ihre Kinder nicht finden und die Kinder ihre Eltern nicht. Jeder fragt sich, wer tot ist und wer lebt. Die Häuser sind aus Lehm, und deshalb wurden sie alle durch die starke Erschütterung zerstört", erzählt der Journalist Rahim Chan Chushal weiter vom Ort der Zerstörung. "Selbst diejenigen, denen es körperlich gut geht, sind verängstigt."

Bis zu 1.800 Häuser zerstört

Die Taliban-Führung sprach den Opfern ihr Mitgefühl und Beileid aus. Nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA wurden bis zu 1.800 Häuser zerstört. Afghanische Medien berichteten, ein Dorf sei komplett zerstört worden. Auch zahlreiche Tiere kamen ums Leben. Die Bauweise in der armen und wirtschaftlich schwachen Region ist aus Kostengründen nicht erdbebensicher, viele Familien leben dicht zusammen.

© dpa Grafik

Der Katastrophenschutz befürchtet unterdessen eine noch höhere Opferzahl. Erschwert wurden die Rettungsarbeiten durch den Zugang zur abgelegenen Bergregion. Die militant-islamistischen Taliban, die seit August 2021 wieder in Afghanistan herrschen, riefen eine Notsitzung des Kabinetts zusammen. Mehrere Hubschrauber wurden in die Unglücksregion geschickt, um den Menschen vor Ort zu helfen. Ein Regierungssprecher rief Hilfsorganisationen zur Unterstützung auf. Bereits am Mittwoch trafen Helfer des Roten Halbmonds ein.

Erschütterungen in weiten Teilen des Landes zu spüren

Die US-Erdbebenwarte (USGS) vermeldete für das Beben die Stärke 5.9 sowie ein etwas schwächeres Nachbeben. Demnach befand sich das Zentrum des Bebens rund 50 Kilometer südwestlich der Stadt Chost nahe der Grenze zu Pakistan in rund zehn Kilometern Tiefe. Pakistanische Behörden hatten das Beben mit einer Stärke von 6.1 registriert.

Pakistanischen Angaben zufolge waren die Erschütterungen in weiten Teilen des angrenzenden Landes - so auch in der Hauptstadt Islamabad und selbst in Lahore im Osten des Landes - zu spüren. Mancherorts brach Panik aus, über Schäden oder Verletzte in Pakistan war nach ersten Angaben jedoch nichts bekannt. Pakistans Premierminister Shehbaz Sharif drückte im Internet seine Betroffenheit aus und stellte Hilfe für die Menschen im Nachbarland in Aussicht.

Papst Franziskus betete in Rom für die Opfer. "Ich drücke den Verletzten und denen, die vom Erdbeben betroffen sind, meine Nähe aus", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Mittwoch am Ende der Generalaudienz vor Gläubigen und Besuchern auf dem Petersplatz. Er bete besonders für diejenigen, die ihr Leben verloren hätten und für deren Familienangehörige, erklärte der 85-Jährige.

Immer wieder kommt es zu schweren Erdbeben in der Region am Hindukusch und den Nachbarländern, wo die Arabische, die Indische und die Eurasische Platte aufeinander treffen. 1998 erschütterte ein Beben den Norden Afghanistans, mehrere Tausend Menschen starben. In Pakistan starben 2005 bei einem gewaltigen Erdbeben mehr als 75.000 Menschen, über 3,5 Millionen Menschen wurden obdachlos. Im Nachbarland Iran starben 2003 bei einem Beben mehr als 40.000 Menschen, die historische Stadt Bam wurde größtenteils zerstört. (dpa)