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Basteibrücke: Der Kampf ums Symbol der Sächsischen Schweiz

Die steinerne Brücke steht weltweit für den Nationalpark und jetzt für eine schwierige Situation. Hotelchefin Petra Morgenstern und die Region brauchen das Symbol.

Von Heike Sabel
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Gesperrt: Wegen des Waldbetretungsverbots im Landkreis und obwohl sie aus Stein ist - die Basteibrücke. Das Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz, von dem das Hotel und die Gaststätte und die ganze Region leben.
Gesperrt: Wegen des Waldbetretungsverbots im Landkreis und obwohl sie aus Stein ist - die Basteibrücke. Das Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz, von dem das Hotel und die Gaststätte und die ganze Region leben. © Steffen Unger

Petra Morgenstern hat noch kein "normales" Jahr auf der Bastei erlebt. Sie und ihr Sohn übernahmen das Hotel mit der großen Gaststätte im April 2019. Anfang 2020 kam Corona und ist bis jetzt nicht gegangen. Dafür sind die Waldbrände und ihre Auswirkungen und höhere Energiepreise dazu gekommen. Eine gefährliche Mischung für den sozialen Frieden. Das spürt und versteht die Gastwirtin und fasst es in Worte.

Sie hat sich mit Briefen an den Landrat und den sächsischen Ministerpräsidenten gewandt. Der Landrat sei ein "ordentlicher Kerl", der sie auf dem Laufenden halte, Kretschmer vertraue sie auch, doch von der Bundespolitik sei sie mehr als enttäuscht. "Es ist eine schwierige Situation, ganz schlimm." Für sie, das Hotel und die 120 Beschäftigten und für die Region.


Das Hotel, sonst mit einer Traumauslastung von 95 Prozent, ist gerade mal zur Hälfte voll. Das ist im Vergleich zu anderen nicht schlecht. Aber das Basteihotel ist eben nicht die anderen. Wer stornieren will, wird gebeten, auf eine andere Zeit umzubuchen. Oft klappe es, oft auch nicht. Wer jetzt Urlaub geplant hat, kann nicht einfach wechseln. Das versteht Petra Morgenstern. Doch es werde lange dauern, bis sich das Buchungsverhalten wieder normalisiere.

"Alles hat offen, außer die Basteibrücke"

Der Umsatz im Panoramarestaurant jetzt am Tag: 200 Euro. Bloß gut, dass die 50 Hausgäste abends noch essen gehen, sagt Petra Morgenstern. Sie schickt ihre Mitarbeiter nach der Hälfte der Arbeitszeit nach Hause, wenn im Restaurant nur vier Leute sitzen. "Das tut mir auch leid", sagt sie. Der tschechische Koch verfahre jeden Tag 20 Euro Spritgeld. Auch jeden Tag hofft die Chefin, morgen wird es besser. Es könnten ja mal wieder fünf Reisebusse vor der Tür stehen. So wird der Dienstplan statt für zwei Wochen, jetzt Tag für Tag gemacht. Kurzarbeit ist für Petra Morgenstern keine Option. Mit den 63 bzw. 67 Prozent vom Netto komme keiner um die Runden, sagt sie. Und wer kann als Arbeitgeber nach zwei Corona-Jahren und vor dem Energieherbst und -winter noch aufstocken?

Im März 2020, ein knappes Jahr nachdem Petra Morgenstern und ihr Sohn das Basteihotel übernommen hatten, saß die Chefin das erste Mal im leeren Restaurant. Damals wegen Corona. Nun ist es wieder fast leer. Aber aus einem anderen Grund.
Im März 2020, ein knappes Jahr nachdem Petra Morgenstern und ihr Sohn das Basteihotel übernommen hatten, saß die Chefin das erste Mal im leeren Restaurant. Damals wegen Corona. Nun ist es wieder fast leer. Aber aus einem anderen Grund. © Dirk Schulze

Die geplanten Hochzeiten finden statt, da gibt es noch keine Stornierungen. Eine Hochzeit auf der Bastei bucht man auch nicht von heute auf morgen. "Aber die Paare haben uns mit den Fotos auf der Basteibrücke gebucht, und wenn sie das nicht können, ist das ein Problem. Das Problem für Petra Morgenstern ist: "Alles hat offen, außer die Basteibrücke." Niemand verstehe, wieso man zur Felsenbühne laufen darf, aber nicht über eine asphaltierte Straße auf eine steinerne Brücke. Ich will nicht bessergestellt werden, aber mit Rathen gleich", sagt Petra Morgenstern.

"Wenn die Brücke offen wäre, würde uns das richtig helfen." Und am Ende nicht nur dem Hotel, der Gaststätte, dem Biergarten, der gerade gebaut wird, sondern der Region insgesamt. Es wäre das Zeichen, dass der Tourismus und die Gastronomie jetzt brauchen. Aktuell ist nicht von einer Aufhebung des Waldbetretungsverbotes im Landkreis, das der Grund für die Sperrung der Brücke ist, auszugehen.

Strikte Verbote gefordert

Das Hotel werde es wirtschaftlich überstehen. "Wir halten schon durch", sagt Petra Morgenstern. Man habe gut gewirtschaftet und sei wohl das einzige Haus in der Gastronomie in der Region, das kein Personal suche. Das Basteihotel und das Panorama-Restaurant sind die Adressen an dem Ort, mit dem man weltweit die Sächsische Schweiz verbindet.

Die Feuer sind aus ihrer Sicht zu hundert Prozent von Menschen verursacht. Da sei noch viel zu tun. Auch hinsichtlich von Verboten und deren strikter Durchsetzung. Stichwort Boofen. Es für eine kurze Zeit zu verbieten, weil ein Vogel brütet, und dann wieder zu erlauben, auch das verstehe niemand. "Jetzt haben wir das Dilemma." Morgenstern fordert zudem Feuerschneisen. "Damit sich Feuer nicht so ungehindert ausbreiten können." Es könne ja auch mal sein, in ihrem Haus "explodiere" etwas. Rigoros ist sie in ihrer Forderung nach striktem Rauchverbot im Basteigebiet.

Feuerwehrleute eingeladen

Die Feuerwehren haben das Basteihotel vor reichlich zwei Wochen vor Schlimmerem bewahrt. Für November hat Morgenstern alle Helfer von damals eingeladen, um sich bei ihnen zu bedanken. "Das ist das Mindeste, was ich für sie machen kann."

Petra Morgenstern redet sich in Rage. Sie erinnert sich an die "Leere Stühle"-Aktion im Corona-Frühjahr 2020. "Das hat gar nichts gebracht." Jetzt ist sie so weit, wieder auf die Straße zu gehen. Nachdrücklicher. Vehementer. "Und ich nehme meine 120 Leute mit", sagt sie.