Rückblick: Die schlimmsten Waldbrände in der Sächsischen Schweiz

In Woche vier nach Ausbruch des verheerenden Waldbrandes in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz kämpfen die Feuerwehrleute noch immer gegen die Glutnester im Waldboden. Auf böhmischer Seite gilt das Feuer als gelöscht, im sächsischen Teil des Elbsandsteingebirges wurden erste Hubschrauber inzwischen abgezogen, noch dauert der Einsatz aber an.
Zu Spitzenzeiten taten im sächsischen Nationalpark täglich 800 Einsatzkräfte ihren Dienst, in Tschechien mehr als 1.000. Über ein Dutzend Hubschraubern und Löschflugzeuge kreisten über dem Gebiet. Grenzüberschreitend ist eine Gesamtfläche von 1.250 Hektar betroffen, auf Sachsen entfallen davon etwa 150 Hektar.
Längst steht fest: Bei der Katastrophe handelt es sich um den mit Abstand größten Waldbrand im Elbsandsteingebirge seit 180 Jahren. Ein Feuer dieses Ausmaßes habe es seither nicht einmal ansatzweise gegeben, hatte Kreisbrandmeister Karsten Neumann unlängst gesagt. Gebrannt hat es in der viel besuchten Felsenlandschaft aber immer wieder. Ein Rückblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Der Großbrand an der Bastei 2018
Der größte Waldbrand der jüngeren Vergangenheit bricht Anfang August 2018 unweit der Bastei aus. Von der Bahnstrecke durchs Elbtal werden an einem Donnerstagmittag Rauchfahnen über den Felsen gemeldet. Der Brandherd wird kurz darauf am Felsen "Kraxelbrüderscheibe" geortet. In dem schwer zugänglichen und zerklüfteten Gebiet um den Hirschgrund zwischen Wehlen und der Bastei breiten sich die Flammen aus.
Über 150 Feuerwehrleute von 17 Ortswehren rücken aus. In dem extrem unwegsamen Gelände müssen sie von der Bergwacht gesichert werden, damit sie nicht abstürzen. Bei tropischen Temperaturen kämpfen die Männer und Frauen gegen das Feuer, das sich während der Nacht tief in den Waldboden einbrennt. Immer wieder fällt Glut die Felskanten hinab und droht, die Schluchten zu entzünden.

Das Löschwasser wird unter anderem aus der Elbe bis nach oben gepumpt - ein Höhenunterschied von 150 Metern. Nach 28 Stunden heißt es schließlich: "Feuer gelöscht". Trotz aller Bemühungen sind letztlich 15.000 Quadratmeter Natur im Nationalpark beschädigt, darunter uralte Riffkiefern.
Kurz unterhalb der Brandfläche entdeckt die Polizei eine illegale Boofe. Unbekannte haben dort in der Kernzone des Nationalparks, wo niemand übernachten darf, ihre Rucksäcke, zwei Ukulelen und einen Campingkocher zurückgelassen. Die Ermittler vermuten einen Zusammenhang mit dem Brand. Die Besitzer der Gegenstände konnten bis heute nicht ermittelt werden.
Das Waldbrandjahr 2018
Das Jahr 2018 geht insgesamt als das Jahr der Waldbrände in die Geschichte des Elbsandsteingebirges ein. Ganze 19-mal hat es innerhalb nur einer Saison im Nationalpark Sächsische Schweiz gebrannt. In 17 Fällen wurden die Waldbrände nachweislich durch illegale Lagerfeuer im Schutzgebiet ausgelöst.
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Die Behörden antworten mit einem Betretungsverbot. Mehrere Wochen lang darf sich nachts niemand mehr in den Wäldern des Nationalparks aufhalten. Die Waldbrandgefahr wird während des extrem trockenen Sommers als zu hoch eingeschätzt, das beliebte Boofen ist damit vorübergehend tabu. Im Folgejahr 2019 wird dies sogar mit einem Hubschrauber mit Wärmebildkamera und Polizeistreifen kontrolliert.
Hubschraubereinsatz in den Affensteinen 2015
Anfang September 2015 brennt der Nationalparkwald in den Affensteinen zwischen Sandlochwächter und Teufelswand. Rund 80 Feuerwehrleute aus Bad Schandau und Umgebung müssen ran, mit Handspritzen und Hacken bekämpfen sie die Glutnester auf dem Felsriff. Die Bundespolizei schickt schließlich einen Hubschrauber zur Unterstützung, der Wasser abwirft.
Auch hier wird eine offenbar hastig geräumte Lagerstelle entdeckt: ein Schlafsack sowie Konservendosen und Getränkeflaschen in einem Einkaufsbeutel. Feuerwehr und Nationalparkverwaltung gehen davon aus, dass der Brand durch ein illegales Lagerfeuer seinen Ausgang nahm. Ein reichlicher Hektar Riffkiefernwald ist vernichtet, die Kosten für den Einsatz sind fünfstellig.
Eine Woche Feuer im Grenzgebiet 2020
Eine ganze Woche lang glüht und glimmt es im September 2020 am hinteren Ende des Großen Zschands, unmittelbar vor der tschechischen Grenze. Feuerwehrleute und Nationalparkwächter sind mit Hacken, Spaten und Löschrucksäcken im Einsatz, um dem Feuer im Humusboden beizukommen. Allein für den Weg ins abgelegene Brandgebiet in der Kernzone des Nationalparks sind 45 Minuten Fußmarsch durch steiles Gelände zu bewältigen.

Auf Luftunterstützung warten die Brandbekämpfer vergeblich. Es ist kein Löschhubschrauber zu bekommen. Entweder sind die Maschinen in Wartung oder es fehlt an passender Ausstattung für den Einsatz, heißt es damals. Schließlich ist es der nach Tagen einsetzende Regen, der den Waldbrand endgültig löscht. Feuerwehrleute und Ranger hatten zuvor mit Gräben verhindert, dass das Feuer auf die abgestorbenen Borkenkäferfichten übergreift.
Der große Waldbrand von 1842
Als schlimmster Brand galt bislang der große Waldbrand in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz von 1842. Er weist einige Parallelen zum aktuellen Geschehen auf. Auch damals entfachte das Feuer unweit des Prebischtors und breitete sich dann in Richtung des Großen Winterbergs aus. "Das Feuer griff schnell um sich. Die Flammen liefen auf dem völlig vertrockneten Waldmoose weiter, ergriffen die Bäume, wogten mit Riesenschritten vorwärts", heißt es in einem Bericht, der über sechs Jahrzehnte später, 1905, in der "Erzgebirgs-Zeitung" erschien. "Glühende Rauchwolken wirbelten empor und verkündeten weithin das furchtbare Ereignis."
Auf sächsischem Gebiet war damals rund 95 Hektar Forst betroffen, auch damals war dem Brand eine längere Trockenperiode vorausgegangen, begünstigt wurde er durch wechselnde Winde. Erst nach gut zwei Wochen konnte der Waldbrand als endgültig gelöscht eingestuft werden.