Freital
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Drei Wochen vom Feldbett an den Herd und zurück

Bis zu 1.300 Mahlzeiten am Tag hat das DRK Freital für die Einsatzkräfte bei den Waldbränden in der Sächsischen Schweiz gekocht. Zwei Frauen hatten dabei den Hut auf.

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Stephanie Österreicher und Kristin Ritter haben die mobile Feldküche beim DRK Freital wieder sauber an ihren Platz geräumt. Während der Waldbrände im Nationalpark haben sie wochenlang bis zu 1.300 Mahlzeiten am Tag zubereitet.
Stephanie Österreicher und Kristin Ritter haben die mobile Feldküche beim DRK Freital wieder sauber an ihren Platz geräumt. Während der Waldbrände im Nationalpark haben sie wochenlang bis zu 1.300 Mahlzeiten am Tag zubereitet. © Karl-Ludwig Oberthür

Von Beate Erler

Einen so langen Einsatz hatte Kristin Ritter noch nie. Und das, obwohl sie seit 1995 ehrenamtlich beim DRK Freital aktiv ist. Zwei Wochen beim Hochwassereinsatz waren bisher das Längste. Für Stephanie Österreicher, die seit 2014 ehrenamtliche Helferin ist, war es der erste große Einsatz überhaupt.

Beide Frauen waren die letzten Wochen für die Verpflegung der Einsatzkräfte beim Brand in der Sächsischen Schweiz verantwortlich. Kristin Ritter ist Kreisbereitschaftsleiterin und musste das Material und Personal managen. Stephanie Österreicher war mit der Feldküche in Bad Schandau vor Ort und war für die Führung der Freitaler Kräfte verantwortlich.

"Einsatzkräfte brauchen ordentliche Verpflegung"

An die Nachricht vom Feuer im Elbsandsteingebirge können sich beide noch gut erinnern. „Ich habe es im Radio gehört, und kurz danach kam auch schon die Anfrage, ob wir die Einsatzkräfte mitversorgen können“, sagt Stephanie Österreicher. „Ganz am Anfang hieß es noch, als eiserne Reserve“, erinnert sich Kristin Ritter, „aber einen Tag später war klar, dass wir sofort gebraucht werden.

“Am 25. Juli griffen die Flammen des Brandes in der Böhmischen Schweiz auf die hintere Sächsische Schweiz über. Es ist der größte bekannte Waldbrand in der Nationalparkregion, von dem 150 Hektar Wald betroffen sind. Zu Spitzenzeiten sind 800 Einsatzkräfte aus mehreren Bundesländern vor Ort. Und die brauchen eine ordentliche Verpflegung, um fit zu sein für ihre großen Aufgaben, sagt Stephanie Österreicher.

Das DRK in Freital verfügt über eine Schnelleinsatzgruppe Versorgung/Logistik inklusive Feldküche. Und die kommt die ersten beiden Tage noch im Ortsverein Freital auf der Lutherstraße zum Einsatz. Hier wird gekocht und das Essen dann zum Einsatzort in der Sächsischen Schweiz gefahren. Doch das ist auf Dauer aber zu umständlich und die mobile Feldküche bezieht am 28. Juli Stellung an der Versorgungsstelle am Feuerwehrgerätehaus in Bad Schandau.

Zwölf-Stunden-Schichten in der Küche

Zusammen mit einer weiteren mobilen Küche des ASB Neustadt und später auch anderen Hilfsorganisationen, wie den Maltesern, werden täglich Hunderte Essen gekocht. Die ersten Tage sind immer Chaos-Tage, sagen die beiden. „Es dauert eine Weile, bis sich vor Ort mit den unterschiedlichen Helfern und der Logistik alles einspielt“, sagt Stephanie Österreicher. Die 27-Jährige ist über ihre Frau zum DRK-Freital gekommen und geblieben.

Und natürlich muss alles sehr schnell gehen. Das bedeutet kurze Absprachen, den Aufbau der mobilen Feldküchen, Einkäufe ausladen, die ersten belegten Brötchen fertig machen und nachts noch Lunchpakete für den nächsten Tag packen und den Speiseplan für die nächsten Tage besprechen.


Den Helfern war es wichtig, dass der möglichst abwechslungsreich ist. Der Großmarkt Selgros Dresden war da eine große Hilfe, sagt Kristin Ritter, die sich um die Lebensmittelbeschaffung gekümmert hat. „Sie haben als Erstes angefragt, was wir brauchen, und haben innerhalb von einem Tag sachsenweit alles beschafft“, sagt die 38-Jährige. Sie war über das Jugendrot-kreuz zum DRK gekommen. „Man findet hier Freunde, es wächst einem ans Herz und es ist mir wichtig, dass alles läuft und funktioniert“, erklärt sie ihr Engagement im Verein.

Was gekocht wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, erklärt Stephanie Österreicher: „Wir schauen auf die voraussichtliche Menge, welches Material wir zur Verfügung haben und natürlich auch, welche Lebensmittel verfügbar sind.“ Den Essenplan von einer Woche hat Kristin Ritter noch auf ihrem Handy. Nudeln mit Tomatensoße und Käse, Kassler mit Kartoffelpüree und frisch gemachtem Sauerkraut, Schnitzel mit Kartoffelsalat, Krautnudeln. Und zum Frühstück gab es oft Rührei. Essen, das satt macht und Kraft gibt.

In Spitzenzeiten kochen die freiwilligen Helfer bis zu 1.300 Mahlzeiten am Tag. Insgesamt sind es über die drei Wochen 50.000 Portionen. Es sind nicht nur die Einsatzkräfte der Feuerwehr, die versorgt werden müssen, sondern auch die Bergwacht, die Polizei und das Technische Hilfswerk.

Einsatzkräften hat es geschmeckt

Für sie haben Stephanie Österreicher, Kristin Ritter und die anderen Helfer, die jeden Tag vor Ort waren, alles gegeben. Gearbeitet wurde in Zwölf-Stunden-Schichten und geschlafen vor Ort im Feuerwehrgerätehaus auf Feldbetten. „Nach zwei Wochen haben wir schon gedacht, es wäre schön, wenn es bald vorbei wäre“, sagt Kristin Ritter. Der DRK-Kreisverband Freital ist mit 100.000 Euro für Material und Essen beim Landratsamt in Vorleistung gegangen.

Vergangenen Freitag war der Einsatz zu Ende und die mobilen Küchen wurden abgebaut. Ein Teil der Einsatzkräfte kam zum Schichtwechsel zum Essen direkt zur Versorgungsstelle, wo gekocht wurde.

Die Reaktionen waren für Stephanie Österreicher, die all die Tage hinter den Kochtöpfen stand, ein wunderbares Dankeschön. „Sie waren dankbar für das warme und leckere Essen“, sagt sie, „und die Bundeswehrleute haben gesagt, dass sie noch nie so gut versorgt wurden.“