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Waldbrände in der Sächsischen Schweiz: Keine Entspannung in Sicht

Im Kampf gegen die Flammen werden jetzt Schneisen geschlagen und Spezialschaum versprüht. Der soll den Boden kühlen. Ein Ende der Waldbrände ist nicht in Sicht.

Von Anja Weber
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An vielen fast unzugänglichen Gebieten mussten trotzdem Schlauchleitungen verlegt werden, um die Kameraden am Brandherd mit Wasser zu versorgen.
An vielen fast unzugänglichen Gebieten mussten trotzdem Schlauchleitungen verlegt werden, um die Kameraden am Brandherd mit Wasser zu versorgen. © Mike Jäger

Immer mehr Hilfskräfte treffen am Sonntagnachmittag in der Einsatzzentrale in Bad Schandau ein. Da kommen wiederholt Feuerwehren aus den Nachbarlandkreisen Bautzen und Görlitz. Sie sollen ihre Kameraden ablösen, die seit fast einer Woche im Nationalpark im Einsatz sind. Gleichzeitig bringen sie weitere Verstärkung mit.

DRK-Bergwächter aus dem Landkreis Aue-Schwarzenberg rangieren ihre Fahrzeuge ein. Sie sollen die hiesige Bergwacht unterstützen. Insgesamt 545 Einsatzkräfte sind am Nachmittag vor Ort, entweder direkt draußen oder in der medizinischen Betreuung oder Versorgung tätig. "Inzwischen wurden die Katastrophenschutzteams in ganz Sachsen aktiviert. Denn falls irgendwo etwas anderes passiert, müssen ja trotzdem auch Leute einsatzbereit bleiben", sagt Kati Kade, Beigeordnete des Landrates.

Mittlerweile treffen immer neue Hiobsbotschaften ein. Nicht nur, dass an den Bärenfangwänden die Feuer erneut ausgebrochen sind. Bei Erkundungsflügen der Bundespolizei wurde mit den Wärmebildkameras festgestellt, dass das Feuer in der Humusschicht teilweise 40 bis 50 Zentimeter in die Tiefe wandert. Die Schichten können in einigen Schluchten bis 1,50 Meter stark sein, sagt Nationalparksprecher Hanspeter Mayr.

Daher bauen die Kameraden an natürlichen Hindernissen wie Waldwegen oder auch an der Kirnitzsch Barrieren auf, um die Feuer einzugrenzen. "Dafür wird der Boden mit Hacken und Dunggabeln per Hand aufgerissen und mit einem Hubschrauber ein spezielles Wasser-Netzmittel-Gemisch abgeworfen. Dieses bildet einen Schaumteppich, der besser in den aufgelockerten Boden eindringen kann", erklärt Thomas Kunz, Pressesprecher des Landratsamtes. Das Spezialmittel soll den Boden kühlen.

Koordiniert wird die Versorgung der Einsatzkräfte über den ASB-Ortsverband Neustadt. Viele freiwillige Helfer unterstützen hier, wo sie können.
Koordiniert wird die Versorgung der Einsatzkräfte über den ASB-Ortsverband Neustadt. Viele freiwillige Helfer unterstützen hier, wo sie können. © Tom Weber

In der Einsatzzentrale kommt eine Gruppe junger Männer an. Sie schleppen große und kleine Wasserflaschen. "Die haben wir gerade gekauft und wollen die jetzt spenden", sagt einer von ihnen. Die Flaschen werden sortiert. Die kleinen kommen auf die rechte Seite. Sie sind ausschließlich den Einsatzkräften vorbehalten, weil die Flaschen handlicher sind. Überall gibt es jetzt spontane Hilfsinitiativen.

Helikopter setzt Spezialkräfte über dem Brand ab

Über solche Unterstützung freut man sich. Denn - von einem schnellen Ende geht hier keiner mehr aus. Früh sehe die Lage ganz gut aus, da es noch feucht sei, sagt Kati Kade. Doch im Laufe des Tages sind sie dann doch wieder sichtbar, die Rauchschwaden in der Hinteren Sächsisch-Böhmischen Schweiz. "Wir möchten immer wieder betonen, dass der Wald auf beiden Seiten brennt und wir deshalb Hand in Hand mit den tschechischen Kräften arbeiten", ergänzt Pressesprecher Kunz.

Obwohl der Hotelier Moritz Hitzer sein Unternehmen in Schmilka geschlossen hat, ist er nicht untätig, bewirtet die THW-Leute mit Kaffee.
Obwohl der Hotelier Moritz Hitzer sein Unternehmen in Schmilka geschlossen hat, ist er nicht untätig, bewirtet die THW-Leute mit Kaffee. © Mike Jäger

Auch immer mehr Spezialtechnik kommt zum Einsatz, wie zwei Hubschrauber der Spezialflug International Services GmbH. Diese können nicht nur löschen, sondern zur Not auch Verletzte an Bord nehmen. Außerdem befördern sie Einsatzkräfte der Spezialeinheit @fire direkt zum Brandort. Die Männer seilen sich aus dem Heli ab. Das geht schneller, als zu Fuß das unwegsame Gelände zu erklimmen. Der Anmarsch dauert oft Stunden. Derzeit sind über 20 solcher Spezialkräfte von @fire in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz im Einsatz.

Vor Ort sind auch zwei dieser Spezialhelikopter. Sie können Wasser transportieren, Verletzte bergen, aber auch Spezialkräfte über dem Brandherd absetzen.
Vor Ort sind auch zwei dieser Spezialhelikopter. Sie können Wasser transportieren, Verletzte bergen, aber auch Spezialkräfte über dem Brandherd absetzen. © Tom Weber

Am Nachmittag trifft dann ein dritter Wasserwerfer ein, den hat die Bayrische Landespolizei entsendet hat. Die zwei Wasserwerfer der sächsischen Polizei sind bereits seit Dienstag im Einsatz.

Die Freiwilligen Feuerwehren sind in Tag- und Nachtschichten eingeteilt. Eine Tagschicht dauert von 7 bis 16 Uhr, und, je nachdem, wo die Kräfte stationiert sind, kommen sie gegen 18 oder 19 Uhr zurück. Die Nachtschicht hat da bereits übernommen. "Das sind dann nicht mehr so viele, da man ja nachts an manchen Stellen nicht agieren kann. Wir wollen ja auch das Verletzungsrisiko gering halten. Deshalb ist es wichtig, die Kräfte auszutauschen", sagt Beigeordnete Kati Kade. Bislang wurden vier Feuerwehrleute bei den Einsätzen verletzt. Zwei davon müssen stationär behandelt werden.

Über 500 Menschen in Tschechien evakuiert

Unverändert ernst die Lage auch auf böhmischer Seite. Am Sonntagnachmittag konnten die Bewohner von Vysoka Lipa (Hohenleipa) wieder in ihre Häuser zurück. Allerdings wurden andere Dörfer geräumt. Nach Angaben des tschechischen Nachrichtensenders CT24 wurden seit Ausbruch des Waldbrandes am vergangenen Sonntagmittag bereits 500 Menschen evakuiert. Das Brandgebiet soll sich jetzt auf 1.060 Hektar ausgedehnt haben. Seit Beginn der Löscharbeiten wurden 41 tschechische Feuerwehrleute verletzt. Die meisten werden in einem Sanitätszelt in Hřensko (Herrnskretschen) versorgt.