Sächsische Schweiz: So bereiten sich die Einsatzkräfte auf die dritte Brandwoche vor

Schwarze Baumstämme, Waldflächen in Schutt und Asche. Doch was ist verbrannte Erde gegen Menschenleben? Seit dem 25. Juli mittags kämpfen täglich Feuerwehrleute unter Einsatz ihres Lebens gegen die Flammen, aktuell sind es rund 600. Manche sind 12 bis 14 Stunden täglich im Einsatz. Kommen sie zurück, sind die meisten nicht nur körperlich am Ende.
Der Kampf gegen die Flammen steht ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben. Und er ist noch lange nicht zu Ende. Immer wieder lodern Feuer auf.
An verschiedenen Orten wurden jetzt Sanitäts- und Versorgungszelte aufgebaut. Man bereitet sich auf die dritte Woche im Kampf gegen die Flammen in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz vor. Offenbar sind auch am Freitag wieder neue Glutnester aufgebrochen. Die Rauchschwaden waren weithin zu sehen.
Kommt eine Schicht abends in die Einsatzzentrale, ist den Männern und Frauen die dramatische Situation anzusehen. Manche sind völlig kraftlos, apathisch. "Wir sind hier seit einer Woche im Einsatz. Das schlaucht ganz schön, geht auf die Knochen. Solche Brände sind wir nicht gewöhnt", sagt ein Feuerwehrmann aus Chemnitz. Ein Ende ist so schnell nicht in Sicht. Das ahnt auch er.
Weshalb kommen Hoteliers, bei denen derzeit Flaute herrscht, den "Rettern des Nationalparks" nicht mit einer netten Geste des Dankes entgegen und bieten ihnen Zimmer zum Ausruhen an? Die meisten von ihnen sind ehrenamtlich bei der Feuerwehr, kommen aus ganz Sachsen. Ein Dankeschön reicht da schon lange nicht mehr.

Wer nach der Schicht im Brandgebiet nicht in seinen Heimatort zurückfahren kann und nur aller vier oder fünf Tage ausgetauscht wird, muss in der Notunterkunft im Berufsschulzentrum Pirna-Copitz schlafen, je nach Schicht tagsüber oder nachts. Nach einem Knochenjob schlafen auf einem Feldbett und warten, bis eine der Gemeinschaftsduschen frei ist.
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Beklagen wird sich keiner, es herrscht Ausnahmezustand. Auf der anderen Seite klagen Hoteliers, dass wegen des Waldbetretungsverbots die Touristen ausbleiben, während die Einsatzkräfte um den Erhalt eben jener Kulturlandschaft kämpfen, von der der Tourismus hier lebt.

Der Landkreis hat deren Zahl noch einmal aufgestockt. Über 600 Feuerwehrleute sind jetzt täglich im Einsatz. Das Brandgebiet habe sich zwar nicht vergrößert, aber es flammen immer wieder neue Glutnester auf. Die Lage bleibe weiter angespannt, heißt es aus dem Landratsamt.
Sanitäts- und Versorgungzelte für die Feuerwehren
Die Bedingungen in den Einsatzgebieten werden immer schwieriger. In voller Montur mit schwerer Technik müssen sie zum Teil unwegsames Gelände durchqueren. Treppen und Stiegen erklimmen, um an die Brandherde zu kommen. Die hohen Temperaturen erschweren die so schon körperlich anstrengenden Arbeiten. Dazu kommen Qualm und Brandgeruch.
Um die medizinische Versorgung gleich vor Ort abzusichern, wurden jetzt an mehreren Standorten Behandlungs- und Versorgungszelte aufgebaut.

Ein Zelt befindet sich in Schmilka als Behandlungsplatz, ein Zelt im Bereich Katzenstein wird als Patientenablage genutzt. Ausgestattet sind die Zelte mit so ziemlich allem, was für die Versorgung von Verletzten notwendig ist, wie Liegen, Sauerstoffgeräten, EKG, diversen Medikamenten, informiert Karin Kerber von der Pressestelle des Landratsamtes. Verschiedene Hilfsorganisationen seien für die rettungsdienstliche Absicherung zuständig, unter der Leitung der Katastrophenschutz-Führungsgruppe Sanität des DRK Freital.

Von den Verletzten mussten bisher zwei stationär behandelt werden. Außerdem gab es auch kleinere Verletzungen, dazu zählen Wespenstiche. Kameraden berichten, dass sie regelrecht umschwärmt wurden. Offenbar hat das Feuer die Wespen aus ihren Nestern vertrieben. Zudem kommt es vermehrt zu Kreislauf- und Atemwegsproblemen und Brandwunden, die versorgt werden müssen.
Landkreis hält am Waldbetretungsverbot fest
Die Landkreisverwaltung hielt am Freitag am Waldbetretungsverbot für den gesamten Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge fest. Vor allem Hoteliers und Gastronomen beklagen das .
Man prüfe regelmäßig, ob die derzeit bestehende Allgemeinverfügung zum Waldbetretungsverbot im Landkreis abgeändert oder aufgehoben werden könne, heißt es. In diese Prüfung würden die aktuelle Waldbrandgefahrenstufe sowie die Niederschlagsmengen der letzten Tage einbezogen. Diese Betrachtung finde für die einzelnen Regionen innerhalb des Landkreises gesondert statt.

Gleichzeitig müsse berücksichtigt werden, dass ein Großteil der Feuerwehrkräfte des gesamten Landkreises inklusive der vorhandenen Löschtechnik bei der Waldbrandbekämpfung im Nationalpark gebunden sind. Wie schnell wieder ein Brand ausbrechen kann, zeigte sich am Donnerstag unterhalb der Bastei. Eine Änderung der Allgemeinverfügung sei erst dann möglich, wenn sich das Brandgeschehen spürbar verringert habe und eine Änderung der Wetterlage eintrete.
Keine Entspannung auch in der Böhmischen Schweiz
An die 1.000 Feuerwehrleute kämpfen inzwischen täglich im Nachbarland gegen das Feuer. Wie auch im Gebiet der Sächsischen Schweiz flammen hier immer wieder Glutnester auf. Diese müssen ebenfalls häufig per Hand gelöscht werden - oder aus der Luft. Allerdings scheint da eine neue Gefahr zu drohen. Vermutlich verursacht durch Löschhubschrauberflüge nahe dem Prebischtor, soll dort wieder ein Brand ausgebrochen sein, wie der tschechische Nachrichtensender CT 24 berichtet.

Anfang dieser Woche konnte der dortige Einsatzstab verkünden, dass sich die eigentliche Brandfläche auf 440 Hektar verkleinert habe, also weit um die Hälfte. Bis Freitag wurde an diesen Aussagen festgehalten. Auf tschechischer Seite wurden bis jetzt 80 Feuerwehrleute verletzt. Wie auch auf deutscher Seite legt man sich auch hier schon lange nicht mehr auf ein Ende der Waldbrandeinsätze fest.