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Waldbrände: Wer löscht, wenn es jetzt woanders brennt?

Feuer in Berggießhübel und Paulsdorf sowie Unfälle zeigen: Die Feuerwehren sind da, wo sie gebraucht werden. Aber es wird eng.

Von Heike Sabel
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Feuerwehren im Dauereinsatz - nicht nur in den Wäldern der Hinteren Sächsischen Schweiz.
Feuerwehren im Dauereinsatz - nicht nur in den Wäldern der Hinteren Sächsischen Schweiz. © René Meinig (Symbolfoto)

In Berggießhübel brennt am vergangenen Sonntag ein Feld. Das Feuer ist schnell gelöscht. Trotzdem ist es ein Schreckmoment. Ähnlich in Paulsdorf. Dort brannte das Dach des Erlebnisbades. Weitere Feldbrände gab es in den vergangenen Tagen in Pretzschendorf und Bobritzsch. Und dann noch die Verkehrsunfälle. Alles Einsätze für die Feuerwehren - wie immer. Doch es ist grad nicht wie immer.

Alle Feuerwehren sind bei den Waldbränden in der hinteren Sächsischen Schweiz im Einsatz. Doch Unfälle und andere Brände gibt es weiterhin. In vielen Orten fehlen schon ohne Katastrophen-Großeinsatz Feuerwehrleute - das lässt besorgte Fragen aufkommen: Wie einsatzbereit sind die Feuerwehren in solchen extremen Situationen noch für die "normalen" Fälle?


"Die Situation des Brandes in der Sächsischen Schweiz ist keinesfalls einfach und in den kommenden Tagen als erledigt zu betrachten", sagt Ingolf Höntsch, stellvertretender Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands. Obwohl die Verantwortung für die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren bei den Kommunen bzw. beim Landkreis liegt, betrifft das Feuer im Nationalpark alle. Alle Menschen, weil sie mit der Sächsischen Schweiz verbunden sind, und alle Feuerwehren, weil die meisten hier im Einsatz sind. Dennoch ist gewährleistet, dass bei Bränden anderswo Feuerwehren dorthin ausrücken. Grundlage ist eine Zusammenarbeit über kommunale und fachliche Grenzen hinaus. Und die funktioniert so.

Einsatz je nach Situation

Die Einsatzleitung vor Ort ist mit den Brandschutz-, Katastrophenschutz- und Rettungsdienststellen der Landratsämter und kreisfreien Städte im Freistaat Sachsen verbunden. So werden die Einheiten abgerufen, die benötigt werden, und eingesetzt, aber auch ausgewechselt und ergänzt. Je nachdem, wie es die Situation erfordert. "Diese über ganz Sachsen verteilten Einheiten sind speziell für derartige Einsätze aufgestellt und ausgebildet worden und stehen neben den regulären Ortsfeuerwehren in den jeweiligen Kommunen zur Verfügung", sagt Höntsch.

Sondereinsatz und Grundschutz

So weit, so gut, aber: Natürlich sind diese Einheiten nicht unbegrenzt verfügbar, gerade, was das Personal betrifft. Sorgen, dass keiner löscht, wenn es jetzt woanders brennt, müsse sich dennoch niemand machen. Der Grundschutz sei auch weiterhin überall gewährleistet.

Das zeigen auch die Einsätze der vergangenen Tage außerhalb des Waldbrandes in der hinteren Sächsischen Schweiz. Grundlage sind die Alarm- und Ausrückeordnungen und das Sächsische Gesetz über den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz.

Kommt es zu einem überörtlichen Einsatz von Feuerwehren, ist automatisch das jeweilige Landratsamt mit im Boot und achtet unter anderem darauf, dass die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren im Territorium erhalten bleibt, sagt Höntsch. Die Landratsämter koordinieren auch die angeforderten Kräfte und Mittel, die im Elbsandsteingebirge zu Einsatz kommen. "Somit können die Menschen sicher sein, dass der Brandschutz trotz aller Hilfeleistungen der sächsischen Feuerwehren in der Sächsischen Schweiz auch weiterhin in jeder Kommune gesichert ist."

Feuerwehren brauchen mehr Personal

Der anhaltende Einsatz bringt jedoch nicht nur die Feuerwehrleute an ihre physischen Grenzen und verschleißt Material und Geräte, sondern zeigt, dass die Freiwilligen Feuerwehren mehr Aufmerksamkeit und vor allem mehr Leute brauchen. Freiwillig heißt, dass Ausbildung und Einsätze ehrenamtlich, also in der Freizeit und unbezahlt absolviert werden. Es gab immer wieder Aktionen, um Nachwuchs zu gewinnen. Doch bisher brachte es nicht den Erfolg.

Seit nunmehr zwei Wochen lösen sich in den Wäldern die mit den Feuern Kämpfenden gegenseitig ab. Wären es mehr, wären auch ihre Pausen zwischen den Einsätzen größer. Doch das ist im Moment nicht zu machen. Derzeit ist die Lage unverändert: "Die Löscharbeiten gestalten sich nach wie vor schwierig", sagt Höntsch.