Tourismusverband: "Jeder Urlauber hilft jetzt der Sächsischen Schweiz"

Die verheerenden Feuer in den Nationalparks Sächsische und Böhmische Schweiz rund um Bad Schandau und Hřensko haben bei Urlaubern für große Verunsicherung gesorgt. Das bestätigt Tino Richter, Geschäftsführer vom Tourismusverband Sächsische Schweiz. "Wir und auch die Touristinformationen in den Kommunen erhalten seit Montag etliche Anrufe von Menschen, die in der Region Urlaub machen oder demnächst anreisen wollen", sagt er. Das Team sei nun ununterbrochen im Krisenkommunikationsmodus, wie es Richter nennt.
Nicht nur die Waldbrände, sondern vor allem das strikte Waldbetretungsverbot, das seit Dienstag im gesamten Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gilt, hätte die Urlauber erschreckt. Was können sie jetzt noch unternehmen, wenn das Wandern in der Nationalparkregion so gut wie unmöglich ist? Das sei eine der häufigsten Fragen.
Alternative Ausflüge außerhalb der Wälder
Richters Antwort: "Die Region hat neben dem Schwerpunkt Wandern sehr viel zu bieten, das versuchen wir den Touristen gerade zu vermitteln", erklärt er. Richter und seine Mitarbeiter geben unter anderem Tipps für Freizeitangebote außerhalb des Waldes. Auch die Vermieter, Hotels und Pensionen seien aufgefordert, den Urlaubern alternative Ausflugstipps vorzuschlagen. Diese Hinweise werden dankbar angenommen. "Die Gäste haben grundsätzlich viel Verständnis dafür, dass der Wald wegen der extrem hohen Waldbrandgefahr gesperrt wurde", äußert Richter.

Dennoch sei es nach Corona nun erneut eine schwere Zeit für die Tourismusbranche. Viele Ausflugslokale mussten wegen des Betretungsverbots von jetzt auf gleich schließen. Das betrifft unter anderem die Brandbaude in Hohnstein, die Bergwirtschaften am Kuhstall im Kirnitzschtal oder auf dem Papststein bei Königstein. Sie alle sind nur über Waldwege erreichbar - und die sind derzeit tabu. "Das strikte Waldbetretungsverbot sollte wirklich nur so lange gelten, wie es dringend notwendig ist", fordert Tino Richter mit Blick auf das Landratsamt in Pirna, das das Verbot verhängt hat.
Jeder Gast soll in der Region gehalten werden
Im Moment ist unklar, wie lange die Wälder gesperrt bleiben. Für Urlauber, die in den nächsten Tagen oder Wochen anreisen, eine unklare Situation. Auch das müssen der Tourismusverband und die Vermieter kommunizieren. "Wir versuchen, jeden Gast zu halten. Denn jeder Urlauber hilft jetzt der Region", betont er. Nur so könne die gebeutelte Branche unterstützt werden. Im Zweifel wird Touristen auch angeboten, das Quartier auf die andere - die linke - Elbseite zu verlegen. Wenn alle Beteiligten mitspielen und es dort freie Kapazitäten gibt.
Zu den Touristikern auf der linken Elbseite gehört Uwe Henkenjohann. 2019 hat er den ehemaligen Landgasthof "Annas Hof" in Gohrisch gekauft und Anfang 2021 als Logishotel "Quartier 5" neu eröffnet. Der Hotelier und Gastronom betreibt in der Sächsischen Schweiz zudem die "Drehscheibe" im Bahnhof Bad Schandau, die Berggaststätte auf dem Papststein und die Bergwirtschaft am Kuhstall. Die zwei letzten Einrichtungen musste er wegen des Waldbetretungsverbots dichtmachen.
Sein Appell an die Urlauber, die über eine Stornierung ihrer Reise nachdenken: "Kommen Sie bitte weiterhin in die Sächsische Schweiz", sagt Uwe Henkenjohann. Hoteliers und Gastronomen hätten nach zwei Jahren Corona-Lockdown nun langsam wieder Hoffnung geschöpft. Eine Stornierungswelle wäre verheerend. "Lassen Sie uns bitte nicht im Stich, wo die Not gerade wieder am Wachsen ist", lautet sein Appell an die Gäste, die nach wie vor herbeigesehnt werden.
Panikmache zu Waldbränden in sozialen Netzwerken
Uwe Henkenjohann wird das Herz schwer, wenn er Bilder der vom Brand verwüsteten Wälder sieht. Das Feuer sei eine Tragödie für die Region und für viele Menschen, die vom Tourismus leben. Dennoch: Urlauber sollten die Nachrichten aus den Sozialen Medien nicht immer für bare Münze zu nehmen. "Da dort oftmals teilweise skurrile und absurde Szenarien beschrieben werden, die mit der Wirklichkeit bei uns vor Ort absolut nichts zu tun haben,“ so Henkenjohann.

Nur weil die Bundesstraße B172 im Bereich Bad Schandau - Schmilka gesperrt wurde, damit die Einsatzfahrzeuge freie Fahrt haben, bedeute dies nicht, dass die gesamte Sächsische Schweiz nicht mehr erreichbar ist "und für Touristen nichts außer Brandgeruch bietet“, stellt der Unternehmer richtig.
Der Großteil der Sächsischen Schweiz sei erreichbar und gefahrlos zu besuchen. Mit Ausnahme der Wälder. Das Betretungsverbot empfindet Uwe Henkenjohann vor dem Hintergrund der extrem hohen Waldbrandgefahr als absolut angemessen. "Wir haben aber genug Wander-, Spazier- und Radwege in der Region, die nicht gesperrt sind und wo man ebenfalls die Natur und die malerischen Formationen des Elbsandsteingebirges genießen kann", erklärt er.
Aufklärung, für die Sachsens Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) Tino Richter und Uwe Henkenjohann dankt. Sie besucht die beiden Touristiker an diesem Donnerstag, um sich mit ihnen über die aktuelle Lage auszutauschen.
Klepsch dankt sowohl dem Tourismusverband Sächsische Schweiz als auch allen Tourismusbetrieben für die zuverlässige und fortlaufende Aufklärung und Unterstützung für die besorgten Gäste. Sie selbst will ebenfalls ein Signal aussenden: "Andere Teile der beliebten Urlaubsregion sind weiter zugänglich. Die Sächsische Schweiz hat unabhängig vom Wandern im Wald viele Sehenswürdigkeiten und Freizeitangebote zu bieten, die auch jetzt ohne Einschränkungen nutzbar sind", sagt die Ministerin und zählt unter anderem die Festung Königstein, Burg Stolpen und den Marie-Louise-Stolln in Bad Gottleuba-Berggießhübel auf.

Barbara Klepsch hofft, dass die Wälder bald wieder betreten werden können. Die Region habe in den letzten zwei Jahren stark von der Entwicklung hin zu Aktivurlaub in der Natur profitiert - mit Wanderungen und Bergtouren. Der Tourismus sei gerade in den Ferien sehr gut angelaufen und sei ein Lichtblick für die gesamte Branche im Freistaat gewesen. "Daher ist so bitter, dass die Beherbergungsbetriebe und die Gastronomie nun ein weiteres Mal vor großen Herausforderungen stehen", sagt die Ministerin.