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Niesky: Feuerwehr sucht Glutnester nach Waldbrand

Am Sonntag bricht ein großer Waldbrand in Trebus bei Niesky aus. Auch am Tag danach sind die Retter gefordert. Dabei wird das Löschwasser knapp.

Von Romy Altmann-Kuehr & Steffen Gerhardt & Susanne Sodan
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Die Feuerwehr aus Horka brachte zwei Faltbehälter für Löschwasser mit. Jeder Behälter fasst 5.000 Liter,
Die Feuerwehr aus Horka brachte zwei Faltbehälter für Löschwasser mit. Jeder Behälter fasst 5.000 Liter, © André Schulze

Für die Feuerwehren in und um Niesky ging der Einsatz in einem Waldstück bei Trebus am Montagmorgen weiter. Zwar ist der Waldbrand nördlich von Niesky bereits Sonntagabend unter Kontrolle gewesen, aber die vielen Glutnester machten den Feuerwehrleuten große Sorgen. Am Sonntagnachmittag war in einem Waldgebiet bei Trebus ein Feuer ausgebrochen. Laut Sachsenforst sind 2,6 Hektar betroffen. Die Polizei spricht von mehr als 150 Einsatzkräften mit über 50 Fahrzeugen, das Technische Hilfswerk und die Bundeswehr. Das Deutsche Rote Kreuz unterstütze wie ein Polizeihubschrauber ebenfalls. Während des Einsatzes wurden drei Kameraden der Feuerwehr leicht verletzt.Damit es zu keiner Neuentzündung kommt, wurde über Nacht Brandwache gehalten. Kameraden aus Niesky und dem Schöpstal übernahmen diese Aufgabe.

Ab 8 Uhr am Montagmorgen traf die Ablösung in dem Waldstück, nur wenige Hundert Meter von der B 115 entfernt, ein. Wie Holger Heckmann als stellvertretender Kreisbrandmeister gegenüber sächsische.de sagte, sind an dem Morgen rund 60 Feuerwehrfrauen und -männer im Einsatz, um noch vorhandene Glutnester vor allem in den Wurzeln der Bäume aufzuspüren und zu löschen. Sinnbildlich ist das so zu verstehen, dass mit dem Wasserstrahl der Waldboden umgegraben wird - und das auf der ganzen in Brand geratenen Fläche.

Löschwasser ist knapp

Am Montagmorgen zeigte sich das gleiche Problem mit der Löschwasserversorgung wie tags zuvor. Bereits am Abend war das Technische Hilfswerk (THW) daran gescheitert. Zusätzlich angefordert, war der dafür vorgesehene Teich bereits durch die Feuerwehren leer gezogen worden. Also konnte das THW unverrichteter Dinge wieder abrücken. Eine neue Wasserstrecke wurde am Montag gelegt zu einem Teich, der vom Waldbesitzer als Biotop angelegt wurde, erklärt der zuständige Revierförster Georg Lindner. Insgesamt ist der Revierförster für 600 Hektar Wald in Privatbesitz um Niesky zuständig.

2,6 Hektar sind nun niedergebrannt. Nicht zum ersten Mal. 2018 brannten 1,3 Hektar mit Jungbewuchs unweit der Stadt Niesky. „Was wir in sieben Jahren mühsam aufgezogen haben, war mit einem Schlag hin“, kommentiert der Revierförster das Ereignis. Die Brandursache ist bis heute nicht aufgeklärt. Zum Glück ist der Waldbesitzer gegen so einen Schaden versichert.

Wer trägt die Kosten des Einsatzes?

Anders sieht es für die Gemeinde Hähnichen aus. Bürgermeister Matthias Zscheile war an beiden Tagen an der Brandstelle. Montagmorgen sogar mit Kaffee für die Einsatzkräfte. Der Brand ereignete sich auf Hähnichener Gemarkung. Also muss die Gemeinde für den Einsatz aufkommen. Es sei denn, ein Verursacher wird festgestellt. Die Polizei nahm am Montag die Ermittlungen zur Brandursache auf. Bislang liegen der Polizei aber keine Hinweise auf eine Brandstiftung vor. Die Angaben zur Schadenshöhe stehen noch aus.

Betroffen von dem Brand ist eine Stromleitung, die Trebus versorgt. Sie musste bereits am Sonntag abgeschaltet werden, weil ein Baum in die Leitung gefallen war und die Feuerwehren mit Löscharbeiten beiderseits der Trasse zu tun hatten. Zwei Mitarbeiter von Sachsen Energie beseitigten am Montag den umgestürzten Baum und wollten die Leitung wieder zuschalten, die Trebus mit Elektrizität versorgt. Zu einem Stromausfall ist es im Ort aber nicht gekommen, Trebus wurde über eine andere Leitung versorgt.

Lehren aus dem Brandeinsatz

Dass ein Waldbrand besondere Herausforderungen an die Einsatzkräfte stellt, wurde Sonntag wohl jedem bewusst. Das größte Problem ist die Löschwasserversorgung im Wald. Hydranten stehen nur in den Ortschaften. So fuhren die Tankfahrzeuge bis nach Stannewisch, Trebus und Niesky, um Löschwasser zu holen. Stannewisch und Trebus waren schnell leergezogen. Um die Glutnester am Montag abzulöschen, wurde eine Wasserstrecke von dem Trebuser Teich, der als Biotop angelegt ist, über mehrere Hundert Meter bis zur Brandstelle gelegt. Die Horkaer Kameraden hatten zwei Faltbehälter mitgebracht, die jeweils 5.000 Liter schlucken. Sie wurden mit dem Wasser aus dem Teich befüllt.

Ein weiteres Problem sind die modernen Tanklöschfahrzeuge. In der Zivilisation versehen sie sehr gut ihren Dienst. Aber auf Waldboden versagen sie trotz Allradantrieb. Deshalb wurden vom Truppenübungsplatz Oberlausitz am Sonntag zwei Unimog-Tanker von der dortigen Berufsfeuerwehr angefordert. Sie stellten mühelos die Wasserversorgung im Wald sicher.

Der Landkreis verfügt zwar über einen Waldbrand-Löschzug, aber dieser wurde im Norden in Bereitschaft gehalten. Die Gefahr besteht, dass sich auch im Raum Weißwasser schnell ein Waldbrand entfachen kann. Noch gut im Gedächtnis ist die Waldbrandkatastrophe bei Weißwasser vor 30 Jahren bei der im Mai und Juni 1992 über drei Wochen 1.600 Hektar Wald brannten.

Weitere Brände am Sonntag

Der Staatsbetrieb Sachsenforst verweist darauf, dass sich der durchschnittliche Waldbrand in Sachsen an einem Sonntag im Juli zwischen 15 und 16 Uhr ereignet. Dieser erfasst eine Fläche von 0,9 Hektar und wurde fahrlässig von Menschen verursacht. Das zeigt ein Blick auf die Daten zu Waldbränden in Sachsen seit 1990. Der Einflussfaktor Mensch wird dabei deutlich: Zum einen sind sonntags mehr Menschen im Wald unterwegs, zum anderen sind an den Juli-Nachmittagen die Temperaturen besonders hoch. So zeigt die Statistik, dass nur vier Prozent der Waldbrände durch natürliche Faktoren wie Blitzschlag verursacht werden. 52 Prozent der Brände können auf fahrlässiges Verhalten zurückgeführt werden, 15 Prozent auf Vorsatz. In den übrigen Fällen konnte die Ursache nicht geklärt werden.

Im Durchschnitt brennt es laut Sachsenforst jedes Jahr 103 Mal in Sachsen. Die meisten Waldbrände wurden 1992 gemeldet: 299. Der größte erfasste die Region um Weißwasser, wo über drei Wochen 1.600 Hektar Wald brannten. Weitere Waldbrände meldet die Polizei vom Sonntag. Gegen Mittag kam es zu einem Böschungsbrand im Bereich der A4-Anschlussstelle Nieder Seifersdorf. Kurz nach Mittag brannte es in einem Kornfeld an der Campinganlage in Kromlau. In einem Wald bei Biehain standen am Abend 500 Quadratmeter Waldfläche in Flammen.

Die Pfütze ist nur der Rest Löschwasser vom Sonntag. Der erhoffte Regen zog erst am Montagnachmittag über den Wald bei Trebus
Die Pfütze ist nur der Rest Löschwasser vom Sonntag. Der erhoffte Regen zog erst am Montagnachmittag über den Wald bei Trebus © André Schulze
Lageplanung in der mobilen Einsatzzentrale. Sie war auch am Montag vor Ort.
Lageplanung in der mobilen Einsatzzentrale. Sie war auch am Montag vor Ort. © André Schulze
Mitarbeiter vom Staatsbetrieb Sachsenforst messen die Fläche des Waldbrandes. 2,6 Hektar sind davon betroffen.
Mitarbeiter vom Staatsbetrieb Sachsenforst messen die Fläche des Waldbrandes. 2,6 Hektar sind davon betroffen. © André Schulze
Mitten durch den Waldbrand führt diese Hochspannungsleitung. Sie wurde vorsorglich abgeschalten.
Mitten durch den Waldbrand führt diese Hochspannungsleitung. Sie wurde vorsorglich abgeschalten. © André Schulze
Matthias Zscheile ist Bürgermeister der Gemeinde Hähnichen, in deren Bereich das Feuer wütete. An beiden Einsatztagen war der Trebuser mit vor Ort.
Matthias Zscheile ist Bürgermeister der Gemeinde Hähnichen, in deren Bereich das Feuer wütete. An beiden Einsatztagen war der Trebuser mit vor Ort. © André Schulze
Georg Lindner ist der zuständige Revierförster im betreffenden Wald. "Wir können von Glück sagen, dass das Feuer nicht die Baumkronen erreicht hat."
Georg Lindner ist der zuständige Revierförster im betreffenden Wald. "Wir können von Glück sagen, dass das Feuer nicht die Baumkronen erreicht hat." © André Schulze