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Katzenjammer kostet ein Vermögen

In Görlitz streunen unzählige herrenlose Katzen umher. Die Lage wird immer schlimmer. Tierheim und Tierärzte fordern, sie alle zu kastrieren.

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© nikolaischmidt.de

Von Marvin Liebig

Görlitz. Max ist ein bisschen eingeschüchtert. Der kleine Kater liegt in den Händen von Tierheimchef Peter Vater und soll fotografiert werden. Die große Kamera ist ihm aber nicht ganz geheuer. Erst nach zig Versuchen gelingt ein passendes Foto. Seit Mitte August ist Max Bewohner des Tierheims Krambambuli im Görlitzer Süden. Eine ältere Dame alarmierte damals die Feuerwehr, nachdem sie Geräusche aus einem Abflussrohr gehört hatte. Das damals höchstens acht Wochen alte Tier wurde befreit und ins Heim gebracht.

Etwa 190 seiner Artgenossen sind ebenfalls dort. Fundkatzen nennt man die meist zahmen Tiere, die wie Max im Krambambuli leben. Ihre artgerechte Unterbringung und Versorgung kostete die Stadt im vergangenen Jahr etwa 38 000 Euro. Für 2015 liegen bisher Abrechnungen für Januar und Februar in Höhe von 5 500 Euro vor, informiert Stadtsprecherin Sylvia Otto.

Kastrationspflicht für Hauskatzen?

Zudem muss sich die Stadt an den Kosten für die Kastration wilder Katzen beteiligen – genau wie der Landkreis. Etwa 4 500 Euro muss die Stadt jedes Jahr allein dafür ausgeben. Ein Problem für die Stadt. Zumal sich ausgesetzte Katzen rasant vermehren. Sie einzufangen und ins Tierheim zu bringen, ist schwierig. Die genaue Zahl der in Görlitz hausenden Tiere ist der Stadt nicht bekannt. Schätzungen zufolge liegt sie aber im höheren vierstelligen Bereich.

Tierheimleiter Peter Vater fordert deshalb eine Kastrationspflicht für Hauskatzen: „Sonst paaren sie sich endlos mit den Wildlebenden“, mahnt er. Die Stadt hält derartige Maßnahmen nicht für dringend nötig, da eine solche Pflicht in die allgemeine Handlungsfreiheit, hier die uneingeschränkte Tierhaltung des Halters, eingreife. Peter Vater zeigt dafür Verständnis, warnt aber vor den Folgen für die Stadt: „Nimmt die Population der wilden Tiere weiter zu, steigen auch die Kosten weiter an.“ Die Katzen selbst würden ebenfalls darunter leiden. Viele seien in einem schlechten körperlichen Zustand und entsprechend anfällig für Krankheiten.

„Das sind keine Umstände“

Das Wohl der Tiere steht auch für den Görlitzer Tierarzt Matthias Barth an erster Stelle: „Mir tun die total Zerzausten leid, die im Dreck leben müssen. Das sind keine Umstände.“ Laut Barth sei die Lage ausgeufert, die Tierheime voll. Nur eine Kastrationspflicht würde dem entgegenwirken. Der Annahme, dass kastrierte Katzen zu Übergewicht neigen, widerspricht Matthias Barth. Zwar sei es wahr, dass kastrierte Tiere etwas gemütlicher würden, Gewichtszunahme komme aber nur vom unregelmäßigen Füttern. Außerdem sinke nach der OP auch die Anfälligkeit für Gesäugetumore. Deshalb empfiehlt er die Kastration, die bei Katzen 90 Euro, bei Katern 55 Euro kostet.

In einer Sache sind sich aber alle einig: Das Engagement der Görlitzer Bürger ist gefragt. Menschen, die Wildkatzen füttern, sollen sie fangen und bei einem beliebigen Tierarzt abgeben. Lebendfallen können beim Ordnungsamt unter 03581 671532 ausgeliehen werden.