Merken

Kaufhäuser zu verkaufen

Das klassische Warenhaus hat nach Ansicht vonHandelsexperten eine düstere Zukunft. Oft fehltdas klare Profil.

Teilen
Folgen

Dresden. Es ist eine rabenschwarze Serie: Erst stürzten Hertie, Sinn-Leffers und Wehmeyer in die Insolvenz, vor einigen Tagen hat es die Traditionsmarke Woolworth erwischt. Karstadt meldet zwar ordentliche Umsätze, braucht aber ebenfalls zusätzliches Geld. „Wir haben es eindeutig mit einer Konsolidierungswelle zu tun, die da über unsere Innenstädte hinwegrollt“, sagt Branchenexperte Wolfgang Twardawa von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Twardawa sieht eine „Marktbereinigung im Zeichen der Krise“: In guten Zeiten hätten sich schlechte Konzepte mitschleppen lassen, doch nun stelle sich „die Gretchen-Frage“. Schon die Konsolidierungswelle in den 90er-Jahren spülte reihenweise Traditionshäuser vom Markt. Außer der Billig-Kette Kaufhalle traf es auch die edleren Anbieter Horten und Hertie – wobei der Name Hertie später für die ausgegliederten Karstadt-Häuser wiederbelebt wurde, etwa in Görlitz.

Discountern geht es gut

Jetzt machten den Warenhäusern außer der Konjunkturkrise vor allem drei Strukturprobleme zu schaffen: „Erstens hat sich das Konzept ,Alles unter einem Dach‘ überholt“, sagt Experte Twardawa. Zweitens kriegt der Online-Handel ein immer größeres Stück vom Kuchen. Und drittens mangelt es oft an der Profilierung. Discounter wie Aldi auf der einen Seite und Edelläden auf der anderen seien „klar profiliert, viele Anbieter im mittleren Segment sind es nicht“. Die „Sandwich-Position“ des mittleren Segments werde zum Problem – bei Druck von beiden Seiten.

„Ich glaube, dass wir weitere Insolvenzen sehen werden“, sagt Handelsexperte Mirko Warschun von der Unternehmensberatung A.T. Kearney. Laut einer A.T.-Kearney-Studie verlor das Segment der Warenhäuser schon in vergangenen Krisen deutlich an Boden. Krisengewinnler waren vor allem die Discounter wie Aldi, Lidl und Kik.

Von einem „permanenten Sterben der Warenhäuser“ spricht Joachim Zentes, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Saarbrücken. Der Trend sei eindeutig: „Die Kauf- und Warenhäuser verlieren in Deutschland seit den 70er-Jahren eigentlich kontinuierlich an Marktanteil.“ Zentes’ Prognosen sind düster: Die Zahl werde sich „in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch einmal halbieren“.

Gewinner: H & M und Saturn

Nicht in erster Linie Managementfehler lassen laut Zentes die Kaufhäuser sterben. Wie jedes Produkt habe auch der „Geschäftstyp Warenhaus“ seinen Lebenszyklus – der neige sich nun dem Ende zu, weil die Verbraucher eben andere Handelsformen bevorzugten. Als Gewinner der Entwicklung sieht der Experte die Textilketten Hennes & Mauritz, Mango und Zara sowie die Unterhaltungshändler Saturn und Media Markt. Als weiteren natürlichen Feind der Warenhäuser sieht Zentes die beliebten innerstädtischen Shopping-Center: Sobald ein neues eröffne, mache „auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Warenhaus dicht“. In Dresden wird allerdings Karstadt-Sport in die entstehende Centrum-Galerie ziehen.

Die Herausforderung sei, dem eigenen Geschäft ein klares Profil zu verleihen, betont Experte Warschun: Ein fokussiertes Sortiment, akzeptierte Eigenmarken, eine attraktive Vermarktung und eine hohe Produktivität pro Quadratmeter seien einige der Schlüssel zum Erfolg. Zudem müssten die Kunden das Gesamtkonzept des Anbieters als harmonisch empfinden. (AP/SZ)