Von Thomas Niklaus
Es ist ein Hochrisikospiel. Für die Fans von Bayern München gibt es sogar eine Reisewarnung. Die Anhänger des deutschen Fußball-Rekordmeisters werden mit Polizeischutz ins Karaiskakis-Stadion von Olympiakos Piräus gebracht. Von einer direkten Anreise werde „ausdrücklich abgeraten“, hieß es.
Grund für die ungewöhnlichen Maßnahmen vor dem Auftakt der Bayern in die Champions League am Mittwoch sind befürchtete Ausschreitungen. Bei Spielen des griechischen Rekordmeisters kommt es immer wieder zu Krawallen. Gewalt gehört in Griechenland zum Fußball-Alltag.
„Grundsätzlich lässt sich nicht verneinen, dass die Situation sehr kompliziert ist. Es wurde ja auch teilweise schon komplett das Fußballspielen eingestellt aufgrund zu heftiger Ausschreitungen“, sagte José Holebas. Der 31-Jährige muss es genau wissen: Holebas, früher auch bei 1860 München unter Vertrag, spielte von 2010 bis 2014 in Piräus.
Vor allem bei den Derbys sei es „am schlimmsten“, betonte Holebas. Der griechische Ligaspielbetrieb war im Februar 2015 wegen wiederholter Krawalle zunächst ausgesetzt worden. Anschließend wurde die Wiederaufnahme der Spiele erlaubt, jedoch ohne Fans. Kaum war der Bann aufgehoben, kam es im März bei der Pokalpartie zwischen Olympiakos und AEK Athen sogar zu einem Platzsturm und einem Spielabbruch. „Der griechische Fußball hat den Tiefpunkt erreicht“, beklagte der AEK-Präsident Dimitris Melissanidis.
Dass es heute für die Bayern-Fans gefährlich wird, glaubt Holebas, der inzwischen beim FC Watford spielt, zwar nicht. Sicher ist er, dass die Münchner im mit 33 000 Zuschauern ausverkauften Stadion „ein Hexenkessel erwartet. Dort gibt es noch eine Stimmung, die man heutzutage in Deutschland aus den modernen WM-Arenen vielleicht gar nicht mehr kennt“. Es ist vieles anders als in Deutschland. Während die Bundesliga boomt, ist die Situation im griechischen Fußball wegen der Finanzkrise „ungeheuer schwierig“, betont Griechenland-Experte Ewald Lienen.
Der 61-Jährige, momentan Coach bei Zweitligist FC St. Pauli, hatte Olympiakos (2010), aber auch AEK (2012/13) und Panionios Athen (2006 bis 2008) trainiert. „Vielerorts hängt es von der Finanzkraft eines einzelnen Mäzens ab, sonst werden kaum noch Einnahmen generiert. Schon als ich bei AEK war, gingen die TV-Einnahmen zurück. Heute ist es sehr schwierig, sich über Tickets, Merchandising und Fernsehgelder zu finanzieren“, sagte Lienen. (sid)
TV-Tipp: 20.45 Uhr ZDF: Piräus – Bayern München