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Ostern ohne Osterbräuche

Die Corona-Regularien sind eindeutig: Veranstaltungen sind verboten. Das trifft auch das Osterfeuer und -schießen. Darf man dennoch allein knallen?

Von Anja Beutler & Gabriela Lachnit
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Ein Osterfeuer gibt es in diesem Jahr in Jauernick-Buschbach bei Görlitz nicht.
Ein Osterfeuer gibt es in diesem Jahr in Jauernick-Buschbach bei Görlitz nicht. © nikolaischmidt.de

Himmlische Ruhe in der Osternacht – für die einen ist es ein lang gehegter Traum, für die anderen ein Horror. Denn der Brauch des Osterschießens ist im Süden des Landkreises durchaus verbreitet. Vor allem Jugendliche treffen sich meist an einem Lagerfeuer, befüllen blecherne Milchkannen mit Karbid und Wasser, wodurch Gas entsteht, das dann den Kannendeckel mit lautem Rumms wegschießt. Anderswo wurde gern zum Osterfeuer eingeladen.

Da diese Bräuche aber mit Gemeinschaft einhergehen, fallen sie dieses Jahr unter das Veranstaltungsverbot der Allgemeinverfügung. Genau das hat auch die Oppacher Bürgermeisterin ihren Bürgern mitgeteilt: „Wir hatten mehrere Anfragen von unseren Bürgern zu Osterfeuern“, sagt Sylvia Hölzel (parteilos). Auch beim Landkreis habe sie diese Information so erhalten und Gründe zu einer Ausnahme sieht sie nicht: „Es ist am Ende egal, ob drei, fünf oder 20 Personen dabei sind“. Die Oppacher seien generell sehr vernünftig und hielten sich an die Regeln, deshalb appelliere sie auch zu Ostern an den gesunden Menschenverstand, betont sie.

Auch am Schwarzberg in Jauernick-Buschbach trafen sich zu Ostern die Menschen gern zu einem Feuer. Kleingärtner und Grundstückseigentümer trugen zuvor abgeschnittene Pflanzen, Äste und Zweige zum Verbrennen auf die Wiese. Doch in diesem Jahr ist eben alles anders. „Das Feuer fällt aus“, sagt der Jauernick-Buschbacher Ortsvorsteher Helmut Zaunick.

Ruhestörung ist sowieso verboten

Ähnlich sieht es in der Gemeinde Kottmar aus: Ordnungsamtsleiter Ralf Röhle bestätigt ebenfalls, dass es einige Anfragen gegeben habe – und auch er sieht hier keinerlei Fragen offen: Osterfeuer und Osterschießen sind in diesem Jahr tabu. Aber könnte man nicht als Einzelperson auf dem eigenen Grundstück trotzdem in der Osternacht knallen? Ralf Röhle sieht das nicht, denn damit verstieße man je gegen die Nacht- und auch gegen die Feiertagsruhe.

Seine Herrnhuter Amtskollegin Anja Nocke sieht das ähnlich. „Viele Menschen müssen zu Ostern auf ihnen wichtige Dinge verzichten – auf den Gottesdienst, den Ostermorgen auf dem Gottesacker, den großen Familienbesuch“, zählt sie auf. Deshalb wäre es auch nicht angemessen, wenn das Osterschießen da eine Ausnahme bekäme. Anfragen aus diesem Grund sind im Herrnhuter Rathaus aber zuletzt auch nicht aufgetaucht – genauso wenig wie im Löbauer Rathaus.

Werden die Feuer nachgeholt?

Doch schon gibt es Ideen, die beliebten Bräuche in anderem Gewand nachzuholen. In Jauernick-Buschbach denkt man beispielsweise an ein Sonnenwendfeuer im Juni, sagt der Ortsvorsteher. Aber das sei abhängig von der weiteren Entwicklung in der Corona-Epidemie. Schon jetzt dafür Baumverschnitt am Schwarzberg abzulagern, ist aber untersagt.

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