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Gohrisch hat nichts für Springbrunnen übrig

Knapp 12.000 Euro müsste Gohrisch investieren, damit das Wasser wieder fließt. Der Gemeinderat will den Betrag lieber an anderer Stelle einsetzen.

Von Katarina Gust
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Trocken und kaputt: Der Springbrunnen in Gohrisch.
Trocken und kaputt: Der Springbrunnen in Gohrisch. © Daniel Schäfer

Wasser plätschert im Springbrunnen auf dem Dorfplatz in Gohrisch schon lange nicht mehr. Das Becken liegt trocken. Mehrere Steinplatten und Fliesen sind kaputt. Marode ist der Zustand. Bleiben soll er es nicht. 

Dafür wollte sich der Gohrischer Ortschaftsrat einsetzen und machte sich bei der Gemeinde für eine Sanierung stark. In der letzten Ratssitzung kam das Thema auf die Tagesordnung. Ortsvorsteher Enrico Blechschmidt (Freie Wählergemeinschaft Gohrisch) legte ein Angebot von einer Firma vor, die sich vor Ort bereits einen Eindruck vom Brunnen gemacht hat. Demnach müssten rund 11.600 Euro investiert werden, um die Anlage zu sanieren. 

Der Brunnenkörper müsste entfernt und erneuert werden. Auch eine neue Wasserleitung sei nötig, genauso wie neue Pumpen und Elektrik. "Für den Edelstahleinsatz gibt es einen Spender, der die Kosten übernimmt", kündigte der Ortsvorsteher und Gemeinderat an. Dennoch müsste die Kommune knapp 12.000 Euro aus eigener Tasche finanzieren.

Ortschaftsrat soll selbst finanzieren

Zu viel für Bürgermeister Christian Naumann (parteilos). Er sieht die Investition mehr als kritisch. Auch angesichts der Corona-Krise. "Durch Corona haben wir Einnahmenverluste, die noch nicht bezifferbar sind", argumentierte er. Er schlug stattdessen vor, dass der Ortschaftsrat die Sanierung selbst finanzieren soll. Und zwar mit den 17.500 Euro, die das Gremium Anfang des Jahres bekommen hat. 

Das Geld stammt aus der pauschalen Zuweisung des Freistaates Sachsen zur Stärkung des ländlichen Raumes. Jede Kommune in Sachsen hatte einen Finanzspritze in Höhe von 70.000  erhalten - auch Gohrisch. Die Kurortgemeinde entschied sich, die Summe auf alle vier Ortsteile zu verteilen und zwar nicht nach der Einwohnerzahl gestaffelt, sondern zu gleichen Teilen. Das bedeutet, dass Gohrisch, Papstdorf, Cunnersdorf und Kleinhennersdorf jeweils 17.500 Euro bekamen. Die Ortschaftsräte können selbst festlegen, wie sie die Summe einsetzen. 

Wenn damit der Springbrunnen saniert wird, würde das die so schon klamme Kasse von Gohrisch nicht zusätzlich belasten. "Es gibt andere Projekte, die dringender sind", sagte Naumann. Der Ratschef sprach in diesem Zusammenhang die Küche in der Grundschule Papstdorf an. Zusammen mit den Eltern kämpft die Schulleitung seit mehreren Jahren dafür, dass die marode Schulküche - die streng genommen nur eine Essensausgabe ist - modernisiert wird. In dem Raum im Keller hat sich Schimmel gebildet. 

Alt und mit Schimmel befallen: Die Schulküche der Grundschule Papstdorf.
Alt und mit Schimmel befallen: Die Schulküche der Grundschule Papstdorf. © Daniel Schäfer

Die schwarzen Flecken an der Decke und den Wänden wurden bereits mehrfach mit chemischen Mitteln entfernt. Nach wenigen Wochen kam der Schimmel jedoch wieder durch. Eine Situation, die für die Schule so nicht mehr tragbar ist. Schulleitung und Eltern favorosieren, dass die Küche vom Keller ins Erdgeschoss ziehen soll. Dort gibt es zwei leerstehende Räume, in denen Platz für die Ausgabeküche und einen Speisesaal wäre.

Schulküche drängt mehr als Brunnen

Ob der Wunsch erfüllt wird, ist offen. Denn eine Lösung für das Problem gibt es noch nicht. Bürgermeister Christian Naumann, der Ende März sein Amt übernommen hat, will erst  Vertreter des Königsteiner Bauamts, der Kämmerei und die Schulleitung an einen Tisch holen. Bei dem Termin soll ein Schlachtplan entworfen werden "wie wir die Karre aus dem Dreck ziehen", so formulierte es Naumann. Ihm selbst schwebt eine Grundsanierung der gesamten Schule vor - vom Keller bis zum Dach. Unklar ist allerdings, wie das zu finanzieren ist. 

"Wie soll ich angesichts dieser Probleme der Schule erklären, dass wir so viel Geld in den Springbrunnen investieren", gab Naumann zu bedenken. Die Sanierung sei nicht Aufgabe der Kommune, sondern des Ortschaftsrates. Rückendeckung bekam der Ratschef von Philipp Gemser (CDU). Er plädierte ebenfalls dafür, dass das Geld in der Papstdorfer Schule besser angelegt ist. "Damit können wir dort mehr machen", sagte er. Die Räte stimmten am Ende mehrheitlich gegen die Sanierung des Brunnens.  

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