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Kein Halt in Köttewitz und Burkhardswalde

Im neuen Fahrplan für die Müglitztalbahn fehlen zwei Orte. Fahrgäste müssen weiter laufen, dieGemeinde protestiert.

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Von Heike Sabel

Margarete Ittner fährt gern nach Schlottwitz zu Veranstaltungen ins „Boot“. Mit dem Zug. Sie steigt in Köttewitz ein, und wenn sie zurückfährt, drückt sie den Knopf, damit der Zug in Köttewitz hält. Denn Köttewitz ist ein sogenannter Bedarfshalt. Künftig allerdings kann Margarete Ittner drücken wie sie will, der Zug wird nicht halten. Nicht mehr in Köttewitz und auch nicht in Burkhardswalde. Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) will die beiden Haltepunkte mit Inkrafttreten des neuen Fahrplans streichen.

Nun regt sich Protest. Bei Betroffenen wie Margarete Ittner und beim Müglitztaler Bürgermeister Jörg Glöckner (CDU). „Hier soll versucht werden, das schon schlechte öffentliche Verkehrsnetz für die Landbevölkerung weiter auszudünnen“, sagt er. Zudem habe er keine Lust, sich als Bürgermeister immer etwas aufzwingen zu lassen, das für die Bürger eine Verschlechterung bedeutet. Deshalb lehnt er es ab, seinen Einwohnern die Streichung der zwei Haltepunkte zu erklären. Das soll der Verkehrsverbund selbst machen, so Glöckner. Die SZ hat dazu Pressesprecher Christian Schlemper gefragt.

Erstes Argument: Anschluss in Heidenau sichern

Die Deutsche Bahn Netz AG baut seit 2004 das S-Bahn-Netz aus. Derzeit wird zwischen Coswig und Radebeul gebaut. Damit kommt es zu Verschiebungen im Fahrplan, die sich bis nach Heidenau auswirken. Für die Verkehrsplaner steht im Mittelpunkt, dass die Fahrgäste der Müglitztalbahn in Heidenau den Anschluss an die S-Bahn schaffen. Das sei nur durch eine geringere Fahrzeit zwischen Glashütte und Heidenau zu erreichen. Den Fahrplan insgesamt zu ändern, damit Zeit für den Halt in Köttewitz und Burkhardswalde bleibt, sei nicht möglich, da sich nur in Glashütte zwei Züge begegnen können, davor und danach ist die Strecke eingleisig ist. Auch eine frühere Abfahrt in Altenberg sowie der Halt wenigstens in Richtung Altenberg seien nicht möglich. Schneller können die Züge auch nicht mehr fahren. Bereits jetzt wird für den Fahrplan mit der Höchstgeschwindigkeit gerechnet. Es bleibe nur die Streichung der Haltepunkte. Frau Ittner versteht nicht, warum auf einmal nicht mehr geht, was so lange funktionierte. „Das dürfte doch nicht das Problem sein, die paar Minuten in den Fahrplan einzurechnen.“

Zweites Argument: Nur zehn Fahrgäste

Es seien alle Haltepunkte zwischen Heidenau und Glashütte untersucht worden. Grund für die Streichung von Köttewitz und Burkhardswalde seien die wenigen Passagiere gewesen. An beiden Haltepunkten steigen täglich nur zehn Fahrgäste ein und aus. Für Bürgermeister Glöckner ist jeder Einzelne der zehn wichtig. „Ich fordere deshalb den uneingeschränkten Erhalt des bisherigen Angebotes.“

Drittes Argument: Alternative Verbindungen sind nicht teurer

Der Verkehrsverbund verweist auf die Buslinien 201, 202 und 204 sowie auf den Haltepunkt Mühlbach. Der ist jedoch zwei Kilometer von dem Burkhardswalder entfernt. Vor allem auch mit Hinblick auf die Schüler und die Kuchenmanufaktur ist das für Bürgermeister Glöckner keine ernsthafte Alternative. Auch für Margarete Ittner wird die Fahrt nach Schlottwitz künftig länger dauern, denn sie muss erst nach Dohna laufen.

Teurer aber soll die Fahrt nicht werden, obwohl ab Dohna schon die nächst höhere Preisklasse gilt. „Unsere Tarifexperten sind derzeit dabei, eine Lösung zu finden“, sagt Sprecher Schlemper. „Wir können unsere Fahrgäste ja nicht für die Bauarbeiten bestrafen.“ Margarete Ittner ist trotzdem skeptisch. „Mir wird das Zugfahren wohl keinen Spaß mehr machen.“

Viertes Argument: Ab 2013 soll wieder gehalten werden

Der Verkehrsverbund kündigt an, mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2013 wieder in Köttewitz und Burkhardswalde zu halten. Doch daran glaubt Glöckner nicht. „Nennen Sie mir ein Beispiel, wo etwas geschlossenes wieder in Betrieb genommen wurde.“