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Kein Schulplätze mehr per Los

Radeberg hat sich endlich durchgerungen, die Pestalozzi-Schule auszubauen. Das ist aus mehreren Gründen wichtig.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Auf diesen Moment hat sie lange Jahre gewartet. Nämlich endlich den verhassten Lostopf im Schrank lassen zu können. Denn in den vergangenen Jahren musste Marion Hobohm, die Chefin der Radeberger Pestalozzi-Oberschule, die begehrten und raren Plätze in den neuen fünften Klassen ihrer Schule verlosen. Das, so hatte die zuständige Bildungsagentur erklärt, sei nun mal die fairste Lösung. Aber ein fader Beigeschmack blieb dennoch. Nun hat Radebergs Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) im Stadtrat verkündet, dass die Stadt die Pestalozzi-Oberschule ausbauen will.

Seit zehn Jahren rappelvoll

Spätestens seit der Schließung der benachbarten Arnsdorfer Mittelschule vor gut zehn Jahren ist die Radeberger Pestalozzi-Schule rappelvoll. Und mindestens genauso lange machen Eltern, Schüler und Lehrer auf das Platzproblem aufmerksam. Unterschriftensammlungen, Schülerproteste – doch bisher hieß es sowohl aus der zuständigen Bildungsagentur, wie auch aus dem Radeberger Rathaus, dass ein Ausbau der Schule nicht notwendig sei. „Es fehlt nicht am Platz, sondern an Lehrern“, machte Lemm regelmäßig klar. Stattdessen verwies man auf die zweite Radeberger Oberschule, die Ludwig-Richter-Schule. Dort war zwar vor dem vor gut zwei Jahren fertiggestellten Anbau auch kein Platz gewesen, aber dafür „verbot“ man quasi den bis dahin dort eingeschulten Langebrücker Mittelschülern den Zugang –  zudem wurden die Wachauer Schüler nach Ottendorf-Okrilla „umgeleitet“. Seit Fertigstellung des Anbaus, für den Radeberg rund drei Millionen Euro ausgegeben hatte, sind an der Richter-Schule nun endlich vernünftige Lern- und Platzbedingungen vorhanden. Aber ausreichend sind die Plätze an beiden Radeberger Oberschulen eben dennoch nicht. Und so wird die Bierstadt nun in den kommenden beiden Jahren Geld für die Ausbaupläne an der Pestalozzischule in die Hand nehmen und ab 2019 bis 2020 dann auch bauen.

Einsicht bei der Stadtspitze

Den Sinneswandel hatte Radebergs OB in der jüngsten Stadtratssitzung mit dem Satz begründet, „dass wir hier nun wirklich an Grenzen stoßen“. Grenzen, auf die Schulchefin Marion Hobohm eben schon seit Langem hingewiesen hatte – und die nun hörbar froh ist, „dass ich nicht mehr Schulplätze verlosen muss und dass Eltern nicht mehr klagen müssen“, sagt sie auf Nachfrage der SZ. Als die Schulleiterin dieser Tage von den Ausbauplänen in der SZ gelesen hatte, „ist mir wirklich ein Stein vom Herzen gefallen“, macht sie deutlich, wie wichtig aus ihrer Sicht das Ausbau-Projekt ist. Und fügt mit Blick auf stetig steigende Anmeldezahlen an: „Das Problem wäre ja immer komplizierter geworden – und irgendwann hätte der Landkreis als Verantwortlicher für die Schüler rings um Radeberg auf andere Lösungen setzen müssen, was wieder die Rolle Radebergs als wichtiges Zentrum nahe Dresden mit Blick auf das Thema Bildungsstandort hätte wackeln lassen können“, findet die Schulchefin. Denn unter Umständen wären dann in Ottendorf-Okrilla oder Großröhrsdorf neue Schulkapazitäten geschaffen worden. „Ich bin jedenfalls sehr froh, dass die Stadt nun Geld in die Hand nehmen will – und das ist ja bekanntlich kein Pappenstiel“, weiß Marion Hobohm. OB Lemm hatte im Stadtrat von immerhin rund 3,1 Millionen Euro gesprochen, die der Anbau kosten könnte. Diesmal hofft Radeberg natürlich auf Fördermittel des Freistaats. Beim Anbau an der Richter-Oberschule war Radeberg ja bekanntlich komplett auf sich selbst gestellt gewesen, lediglich für die Außenanlagen waren ein paar zehntausend Euro geflossen …

Zeitpunkt für Ausbau ist günstig

Der Zeitpunkt für den Ausbau der Pestalozzi-Schule ist dabei auch aus einer anderen Sicht heraus günstig, erläutert die Schulchefin. „Denn wir müssen in den kommenden Jahren sowieso die Fachkabinette an unserer Schule sanieren und modernen Standards anpassen – die Fachkabinette sollen nun im Neubau entstehen, hier kann das Ganze also bestens verbunden werden“, freut sie sich.

Wie der Neubau aussehen soll – und wo genau er wachsen wird, das müssen nun natürlich die Planungen ergeben. Eines der bereits vor Jahren mal untersuchten Projekte war jedenfalls die Bebauung des Schulhofs. Auf dem Flachbau könnte dann der Schulhof sozusagen zum „Dachgarten“ werden. Eine interessante Idee.