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Keine Klarheit bei Ermittlungen zu totem Asylbewerber in Dresden

Eine Woche nach dem gewaltsamen Tod eines jungen Asylbewerbers in Dresden sind Umstände und Hintergründe der Tat weiter unklar.

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Dresden. Eine Woche nach dem gewaltsamen Tod eines Flüchtlings in Dresden sind Umstände und Hintergründe des Verbrechens noch immer unklar. „Es gibt keinen neuen Stand“, sagte Oberstaatsanwalt Lorenz Haase am Montag. Die Auswertung von Spuren und Befragungen laufe noch, auch Bilder der Überwachungskamera eines Supermarktes würden gesichtet. Die schwierigen Ermittlungen stoßen mittlerweile auch auf Unverständnis. Ulla Jelpke, Innenexpertin der Linken im Bundestag, warf der Dresdner Polizei „eklatantes Versagen“ vor.

Die Leiche des 20-Jährigen aus Eritrea war am 13. Januar im Hof eines Plattenbaus im Stadtteil Leubnitz-Neuostra gefunden worden. Dort lebte der junge Schwarze namens Khaled seit einigen Monaten als Asylbewerber, zusammen mit anderen geflüchteten Landsleuten in einer Wohnung. Die Polizei hatte zunächst mitgeteilt, dass an der Leiche keine Hinweise auf Fremdeinwirkung festgestellt worden seien. Nach der Obduktion gaben die Behörden dann bekannt, dass der Mann durch Messerstiche in Hals und Brust getötet worden war.

Laut Haase gibt es nach wie vor keine Hinweise auf Täter und Motiv. Die Ermittler stehen unter Druck - auch angesichts der durch die islamkritische Bewegung Pegida aufgeheizten Stimmung in der Stadt. Am Wochenende hatten Tausende Menschen in Dresden und Berlin Khaleds gedacht. Dabei wurde auch der Verdacht auf ein rassistisches Motiv geäußert. Der Fall hat zudem bei in Dresden lebenden Ausländern Angst ausgelöst.

Jelpke warf der Dresdner Polizei Nachlässigkeit vor, weil sie nicht sofort auch an eine fremdenfeindliche Tat gedacht habe. „Ein rassistischer Ungeist scheint weiterhin Teile der Polizei zu beherrschen“, erklärte die Bundestagsabgeordnete. Andere Politiker hatten vor Spekulationen gewarnt und appelliert, die Ergebnisse der Untersuchungen abzuwarten. Es werde in alle Richtungen ermittelt, betonte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. (dpa)