Bischofswerda
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Keine Panik nach einem Zeckenstich

Oft können sich Patienten selbst helfen, sagt Facharzt Robert Heilscher beim gut besuchten SZ-Gesundheitsforum in Bischofswerda.

Von Ingolf Reinsch
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Robert Heilscher ist Facharzt für Innere Medizin. Seit 2011 arbeitet er im Krankenhaus Bischofswerda.
Robert Heilscher ist Facharzt für Innere Medizin. Seit 2011 arbeitet er im Krankenhaus Bischofswerda. © Steffen Unger

Bischofswerda. Mit dem Themen Borreliose beim SZ-Gesundheitsforum trafen die Oberlausitz Kliniken den Nerv vieler Menschen. Trotz schweißtreibender Temperaturen kamen am Mittwoch rund 40 Interessierte ins Krankenhaus Bischofswerda, unter ihnen viele, die gern wandern oder aus anderen Gründen oft in Wäldern und auf Wiesen unterwegs sind.

Dort ist die Gefahr, sich einen Holzbock einzufangen, tatsächlich groß. Ganz Deutschland gilt als Risikogebiet, sagte der Referent Robert Heilscher. Seit dem Jahr 2011 ist er Facharzt an der Medizinischen Klinik des Bischofswerdaer Krankenhauses. Im Jahr 2016 übernahm er die Leitung des Hygienischen Dienstes im Gesundheitsamt der Stadt Dresden. Seitdem arbeitet er noch einen Tag in der Woche im Bischofswerdaer Krankenhaus. In beiden Funktionen hat er mit dem Schutz vor Infektionskrankheiten zu tun.

Holzböcke bzw. Zecken bevorzugen Büsche, Farne und hohes Gras, wo sie in einer Höhe von zehn bis 50 Zentimetern zu finden sind. Auf einer breiten Waldschneise ist das Risiko gering. Anders sieht es auf schmalen Wegen aus, wo man schon mal einen Busch oder Gras streifen kann. Empfehlenswert ist lange, helle Kleidung zu tragen, sagte Robert Heilscher. Helle Kleidung deshalb, weil man darauf eine Zecke sofort erkennen kann. Auch mit einem Insektenschutzmittel kann man vorbeugen. Es wirkt vier bis sechs Stunden. Eine 100-prozentige Garantie gibt es jedoch nicht. Deshalb sollte man seinen Körper nach jedem Aufenthalt in der Natur auf eventuellen Zecken absuchen. Bei Erwachsenen setzen sich die kleinen Blutsauger gern in Falten, im Bereich der Achseln, von Po und Schambereich fest. Bei Kindern rät der Arzt, auch den Kopf abzusuchen. Findet man eine Zecke, kann man sie mit einer Pinzette, einer Zeckenzange oder -karte problemlos herausziehen. Zu haben sind diese Hilfsmittel in der Apotheke. Sollte der Rüssel in der Haut bleiben, ist das kein Problem. Er vertrocknet. Da eine Zecke die gefährlichen Bakterien, die sie übertragen kann, im hinteren Bereich trägt, sollte man Pinzette oder Zange möglichst nah an der Haut ansetzen, damit die Bakterien nicht noch ausgeschieden werden. Um einer Infektion vorzubeugen, rät Robert Heilscher, die Stichwunde sechs Wochen zu beobachten und gegebenenfalls den Hausarzt zu konsultieren. Rechtzeitig erkannt, lassen sich die Folgen einer von einer Zecke übertragenen Infektion sehr gut behandeln. Oft geschieht das mit Antibiotika.

Hausarzt als erster Ansprechpartner

Anders verhält es sich bei der Spätmanifestation – den Langzeitfolgen, wenn ein Zeckenstich zu spät oder gar nicht erkannt wurde. Dann können Patienten, oft nach Monaten oder Jahren, chronische Erkrankungen davontragen. Ein Nachweis ist so gut wie nicht möglich. „Diese Erkrankungen sind sehr schwer zu diagnostizieren“, sagt der Mediziner. Denn ein Zusammenhang zu dem Zeckenstich lässt sich nach so langer Zeit nicht mehr herstellen. Auch bei der Behandlung von Langzeitfolgen entscheiden sich Ärzte oft für Antibiotika.

Einen lebenslangen Schutz vor den Folgen eines Zeckenstiches gibt es nicht, sagte Robert Heilscher auf die Frage eines Besuchers. Wer einmal von einer Zecke befallen war und in dessen Körper sich Antikörper gebildet haben, kann trotzdem wieder befallen werden. Schwer ist auch die Suche nach einem Spezialisten in der Region. Auf eine entsprechende Frage empfahl Robert Heilscher den Hausarzt als ersten Ansprechpartner. Auch große Krankenhäuser, wie die Dresdner Uni-Klinik oder in Dresden-Neustadt, können helfen, Langzeitfolgen der Borreliose zu behandeln.