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Keine ungeteilte Freude über den Gasleitungsbau

Für Landwirte, Unternehmer und Kommunalpolitiker stellt die Eugal eine Belastung dar.

Von Udo Lemke
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Was Klipphausen betrifft, so führt mit der Eugaltrasse bereits die dritte Gasleitung durchs Gemeindegebiet.
Was Klipphausen betrifft, so führt mit der Eugaltrasse bereits die dritte Gasleitung durchs Gemeindegebiet. © Ronald Bonß

Klipphausen. „Europa benötigt immer mehr Erdgas – zur Wärme- und Stromerzeugung, für die Industrie und private Haushalte.“ Diese Argumente führt die Firma Gascade Gastransport GmbH mit Sitz in Kassel an, um die Notwendigkeit des Baus der Eugal darzustellen. Eugal heißt Europäische Gas-Anbindungsleitung. Sie verteilt letztlich russisches Erdgas, das über die im Bau befindliche Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 nach Westeuropa gepumpt wird.

Das Online-Lexikon Wikipedia zitiert allerdings eine andere Einschätzung: „In einer Studie vom Juli 2018 kam das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung zum Ergebnis, dass die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zur Sicherung der Erdgasversorgung in Deutschland und Europa unnötig und wirtschaftlich unrentabel ist.“ Zum einen seien Verbrauch und Nachfrage nach Erdgas seit Jahren rückgängig. Und: „Fossiles Erdgas ist kurzfristig der kostengünstigeren Kohle und langfristig den erneuerbaren Energien mit weiterentwickelten Speichertechnologien unterlegen.“

Die Erdgasversorgung sei so vielfältig aufgestellt, „dass das bestehende Versorgungssystem ohne Nord Stream 2 krisenfest ist und sogar ein vollständiger Wegfall russischer Erdgaslieferungen in Deutschland und in Europa durch andere Bezugsquellen und mehr Effizienz kompensiert werden kann“. Nord Stream 2 und damit letztlich auch die Eugal würden nur gebaut, um osteuropäische Transitländer wie die Ukraine und Polen zu umgehen, sagen Kritiker. Außerdem sollten so Baukonzerne zu Aufträgen kommen.

Vor Ort stößt die Eugal ebenfalls auf wenig Gegenliebe. Zwar werden Landwirte durch den Pipeline-Bauer entschädigt. Zwar würde der Mutterboden nach Beendigung der Bauarbeiten wieder aufgebracht – langfristige Fruchtbarkeitsverluste, etwa durch Bodenverdichtungen – und damit Einnahmeverluste sind jedoch zwangsläufig.

Was Klipphausen betrifft, so führt mit der Eugal bereits die dritte Trasse durchs Gemeindegebiet. Denn sie verläuft im Wesentlichen parallel zur erst 2010 errichteten Opal-Leitung und auch die Verbundnetz-AG führt eine Leitung durchs Gemeindegebiet. Vergeblich hatte der Gemeinderat im Januar 2017 den jetzt im Bau befindlichen Trassenverlauf einstimmig abgelehnt. Der Grund: Die Trasse führt durch das Klipphausener Gewerbegebiet an der Autobahn A 4. Aus Sicherheitsgründen dürfen Schutzstreifen rechts und links der Rohre nicht überbaut werden. Weil Opal und Eugal nebeneinander verlaufen, entsteht so ein rund 35 Meter breiter Streifen, der nicht überbaut werden darf und damit auch nicht für das Gewerbegebiet nutzbar ist.

Und schließlich erklärte Bürgermeister Gerold Mann (parteilos): „Dass die neue Leitung wieder durch das Landschaftsschutzgebiet der linkselbischen Täler führt, das juckt überhaupt keinen.“