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Keiner will Kunden abschleppen

Discounter und Supermärkte schränken auch in Kamenz das Parken auf ihren Plätzen ein. Mit mehr oder weniger Kulanz.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Kamenz. SZ-Leser Silvio Ziesch trieb jetzt die Frage um, ob man auf den privaten Großparkflächen der Discounter und Supermärkte ohne eine sichtbar im Pkw eingelegte Parkscheibe rechtssicher parken kann ohne Sorge haben zu müssen, abgeschleppt zu werden? „Fast überall steht an den Zufahrten auf Schildern das Symbol der Parkscheibe, verbunden teilweise mit dem Hinweis auf einzuhaltende Höchstparkdauern. Hat es etwa schon Abschleppversuche gegeben?“, fragt Herr Ziesch. Dabei nimmt er auch Bezug auf einen Beitrag der Ratgebersendung „Voss & Team“ des MDR-Fernsehens. Da sei von „dubiosen Dienstleistungsunternehmen“ berichtet worden, die im Auftrag der Eigentümer die Großraumparkplätze überwachen und bei Verstößen der an den Zufahrten ausgewiesenen Parkraumordnung Fahrzeuge gegen sehr hohe Gebühren abschleppten. Genannt wurden 200 bis 400 Euro, die von jenen Kunden verlangt werden, die es versäumt hatten, Parkscheiben sichtbar im Pkw auszulegen. „Die SZ berichtete in einem ähnlichen Fall vom Parkplatz des Spielcasinos auf der Nordstraße.“ Gibt es in Kamenz bei den privaten Parkplätzen der Discounter/Supermärkte auch solche Dienstleistungsverträge?, fragt der Leser. „Ich bin unsicher, ob ich nun bei meinen Besuchen der Geschäfte immer die auf die aktuelle Zeit eingestellte Parkscheibe sichtbar hinter die Scheibe legen soll beziehungsweise sogar muss. Und was passiert, wenn ich es doch einmal vergesse, vor allem, wenn das Auto einmal nicht mehr dastehen sollte?“

Platz nicht stundenlang blockieren

Nun, eines hat der Leser klar erkannt: Rechtssicher verfährt, wer die verlangte Parkscheibe tatsächlich einlegt, obwohl dass kaum einer tut. Offenbar hängt die Verfolgung derartiger Verstöße sehr stark von der Lage vor Ort ab. Das bestätigt Marco Peltzer vom Edeka in Kamenz. „Wir wollen keine Kundschaft abschleppen. Wir sind froh über jeden, der bei uns auf dem Parkplatz aufschlägt.“ Allerdings gibt es hin und wieder mal Probleme, wenn Fahrzeuge aus den Behörden auf dem Edeka-Parkplatz abgestellt werden. „Dann sprechen wir das in den Behörden an und sofort tritt Entspannung ein.“ Allerdings räumt Peltzer ein, dass diese Partnerschaftlichkeit womöglich am Edeka in Radeberg ganz anders ausgelegt werden muss. Der Supermarkt dort liegt zentrumsnah, und häufig wird der Platz von jenen stundenlang missbraucht, die eigentlich auf den Markt wollen. Dort werde der Betreiber nur Herr der Lage, wenn er gegen den Missbrauch auch vorgeht. Bei Edeka in Radeberg schreibt die private Firma Park Control zum Beispiel Knöllchen in Höhe von 30 Euro.

Lidl teilt mit, dass auch an einigen Filialen des Discounters – nicht in Kamenz – die Parkplätze von einem externen Dienstleister bewirtschaftet werden. Pressesprecherin Melanie Pöter: „Dort weisen wir mit gut sichtbar angebrachten Schildern darauf hin, dass das Parken für Kunden bis zu zwei Stunden lang kostenlos ist – sofern sie dies durch eine Parkscheibe kenntlich machen.“ Erfahrungsgemäß benötige man jedoch deutlich weniger als zwei Stunden, und über die freie Parkzeit von zwei Stunden hinaus würden zusätzlich Karenzzeiten gelten – z.B. für Ergänzungskäufe in nahegelegenen Drogerie- oder Getränkemärkten. Die „Bearbeitungspauschale“ der externen Dienstleister für Falschparker kann auch hier bis zu 30 Euro betragen. „Dieses Verfahren wird auf allen bewirtschafteten Parkflächen angewendet und bezieht sich auf eine deutliche Überschreitung der Uhrzeit bzw. den Verzicht einer Parkscheibe. Die Gebühr kann jedoch storniert werden, sollte durch den Kassenzettel eine längere Einkaufsdauer nachgewiesen sein.“ Man differenziere mit Absicht zwischen Lidlkunden und Falschparkern und fahre insgesamt gut damit.