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Kevin Kühnert diskutiert über seine Thesen

Bei einer Veranstaltung in Dresden wird der Juso-Vorsitzende mit seinen Überlegungen zum Thema Enteignungen konfrontiert.

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Bei einer Podiumsdiskussion in Dresden stieß der Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert auf ein teilweise skeptisches Publikum.
Bei einer Podiumsdiskussion in Dresden stieß der Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert auf ein teilweise skeptisches Publikum. © EPA-EFE/REX/Shutter- stock/Filip Singer

Von Okan Bellikli

Dresden. „Einen Menschen, der 40 Jahre Aufbau und Vollendung des Sozialismus erlebt hat, den überzeugen Sie damit nicht“ sagt der Ur-Dresdner, wie er sich selbst nennt, in Richtung Kevin Kühnert. Eigentlich ist das Thema der Veranstaltung „Alt gegen jung?“ der Landeszentrale für Politische Bildung und der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen am Donnerstagabend die Zukunft des Rentensystems, die Meinung junger Leute dazu und die „Suche nach einem neuen Generationenvertrag“.

Neben dem Vorsitzenden der SPD-Parteijugend diskutieren unter anderem ein Wirtschaftswissenschaftler und der ehemalige evangelische Landesbischof Jochen Bohl. Am Ende kommen die Teilnehmer dann auch auf das inzwischen berühmte Interview Kühnerts zu sprechen, in der er für die Vergemeinschaftung von Großunternehmen eintritt. 

Es zu lesen lohne sich, belehrt er den älteren Herren aus dem Publikum. Dort komme das Wort „demokratisch“ etwa 20 Mal vor, das sei der Unterschied zu dem von ihm erlebten realen Sozialismus. „Ich möchte nicht mit einer Wiederauflage der DDR überzeugen“, beteuert der 29-Jährige. Dort habe es auch „Partei des demokratischen Sozialismus“ geheißen, ruft der ältere Herr zurück. Kühnert kontert: „Ich kann mich auch Vegetarier nennen, aber wenn ich danach ein Schnitzel esse, bin ich halt keiner.“ Die Zuhörer lachen.

Kühnert sagt, ihm gehe es um die simple Frage: Warum werden in Deutschland große, moderne Unternehmen gefeiert, in denen alles demokratisch und transparent ist, aber keiner fragen darf, wie die Gewinne verteilt sind? Da laufe es in vielen Fällen klassisch kapitalistisch zu.

Um diesen Widerspruch darzustellen, sei BMW weiterhin ein gutes Beispiel. Die Großaktionäre Klatten und Quandt hätten 2018 in jeder halben Stunde so viel verdient wie ein Polizist im ganzen Jahr, schätzt Kühnert. Da gehe es nicht um Summen, die wieder investiert werden, wie jemand aus dem Publikum eingewandt hatte, sondern weitgehend um „totes Kapital“, glaubt er. Die Frage dürfe daher gestellt werden, „ob wir das weiterhin so als Geschäftsmodell haben wollen oder ob wir nicht finden, dass die einen unverhältnismäßig großen Anteil von dem herausbekommen, was dort passiert.“ Ob diese Argumentation den Ur-Dresdner überzeugt, bleibt offen.