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Kies aus der Laußnitzer Heide

Das Kieswerk Ottendorf will einen neuen Tagebau erschließen. Die Anwohner haben massive Bedenken.

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© Archivfoto: Reinhard Kärbsch

Von Nicole Preuß

Ottendorf/Laußnitz. Jeder Autofahrer kennt die Kiesgrube an der B 97 am Rand von Ottendorf-Okrilla. Große Kiesberge, stahlblaues Wasser, schwere Geräte. Das Kieswerk Ottendorf baut dort seit fast 70 Jahren Kies ab. Aber die Vorräte sind begrenzt. Deshalb will die Firma ein neues Abbaugebiet bei Würschnitz erschließen. Das Gebiet liegt ganz in der Nähe des alten Tagebaus. Die Würschnitzer kritisieren das Vorhaben und haben eine Bürgerinitiative gegründet (SZ berichtete). Nun bereitet das Kieswerk die Unterlagen für das nötige Planfeststellungsverfahren vor. Ein im wahrsten Sinne des Wortes entscheidender Punkt wird dabei die Größe. Die SZ beantwortet Fragen.

Was plant das Kieswerk zwischen Würschnitz und Ottendorf?

Das Unternehmen will ein neues Kies-Abbaugebiet erschließen. Das liegt einige Hundert Meter vom alten Tagebau Laußnitz I entfernt und soll, ersten Schätzungen im Raumordnungsverfahren zufolge, 107 Hektar groß sein. Das entspricht in etwa einem Drittel der bisherigen Tagebaufläche. Das Gebiet soll aber nicht in einem Stück geöffnet werden, sondern nach und nach. Es entsteht also keine Kiesgrube mehr wie die vorhandene. Die Verantwortlichen werden auch nicht so weit in die Erde graben wie bei Laußnitz I. 7,5 Meter soll es im Durchschnitt in die Tiefe gehen. Die Arbeiten würden damit nach Ansicht des Kieswerks das Grundwasser nicht beeinträchtigen, da ein Sicherheitsabstand eingehalten wird. Neun bis zehn Hektar können nach der bisherigen Planung auf einmal geöffnet werden. Dann will das Werk Material auffüllen und wieder Bäume pflanzen.

Warum will das Kieswerk überhaupt einen neuen Tagebau erschließen?

Die Vorräte in der alten Kiesgrube reichen nach Auskunft des Werks noch fünf bis sieben Jahre. Gibt es dort nichts mehr zu holen, hat das Unternehmen ein Problem. Es könnte zwar die Kiesförderung in einem kleineren Abbaugebiet auf der anderen Seite der Kreisstraße beginnen. Dafür gibt es schon eine Genehmigung. Doch die Vorräte reichen nicht lange und entsprechen nicht der gewohnten Qualität. Das neue Abbaugebiet würde den Kiesabbau auf 30 bis 40 Jahre sichern. 26 Mitarbeiter hat das Unternehmen mit seiner Tochtergesellschaft. 100 kommen in Firmen dazu, die den Kies im Gewerbegebiet verarbeiten.

Was sagen Anwohner und Experten zu dem Vorhaben?

Die Würschnitzer haben massive Bedenken. Sie fürchten Staub, Lärm und die Minderung ihrer Grundstückswerte. Ein Kritikpunkt ist zudem die befürchtete Zunahme des Lkw-Verkehrs. Das Kieswerk argumentiert, dass sich am bisherigen Weg über die B 97 nichts ändern wird, weil der Kies nach wie vor im Gewerbegebiet aufbereitet wird, und auch die geförderte Menge die gleiche bleiben soll. Die Würschnitzer befürchten zudem, dass durch den Abbau Nitrate, Nitride und Phosphate ins Grundwasser gelangen könnten. „Das Monitoring in Bezug darauf wird sicher eine Auflage des Bergamtes sein“, sagt die zuständige Planerin des Kieswerks. Naturexperten vom Nabu kritisieren mögliche Folgen für die Biotope in der Nähe des neuen Tagebaus. Die Gemeinde Thiendorf, zu der Würschnitz gehört, stimmte dagegen. Laußnitz, auf deren Flur das Kieswerk steht, hat nichts gegen das Vorhaben.

Wann fällt die Entscheidung für oder gegen den Tagebau?

Das Raumordnungsverfahren, das für das Planfeststellungsverfahren nötig ist, wurde vor Monaten abgeschlossen. Jetzt sind wieder die Planer an der Reihe. Im Sommer sollen die nächsten Unterlagen eingereicht werden. Eine wichtige Frage wird die Planer dabei besonders beschäftigen. Die Landesdirektion hat im Raumordnungsverfahren nämlich festgestellt, dass das Vorhaben in der derzeitigen Dimension nicht raumverträglich ist. Der Kiesabbau auf 44 Hektar wäre unbedenklich, heißt es. Das Urteil ist nicht rechtsverbindlich, muss aber bei späteren Verfahren berücksichtigt werden. Das Kieswerk will gegen die Verkleinerung Argumente sammeln. „44 Hektar sind zu wenig, sie reichen für eine längerfristige Investitionsbegründung nicht aus“, sagt Geschäftsführer Thomas Gruschka. Eine Entscheidung gibt es nicht vor 2019.