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Kinder aus der Armut holen

"Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung" ist die bundesweite Aktionswoche der Schuldnerberatung überschrieben. Die Diakonie leistet Hilfe.

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Der Schuldnerberatung ist eine bundesweite Aktionswoche gewidmet. Auch Kinder leiden unter finanzieller Überforderung von Familien.
Der Schuldnerberatung ist eine bundesweite Aktionswoche gewidmet. Auch Kinder leiden unter finanzieller Überforderung von Familien. © Symboidpa

Riesa-Großenhain. Aktuell leben 21 Prozent aller Kinder in Deutschland dauerhaft oder wiederkehrend in Armut. Besonders betroffen sind dabei Kinder von alleinerziehenden Eltern. Aber auch solche mit mehreren Geschwistern und Kinder von erwerbslosen Eltern. Familienarmut ist damit oft auch Kinderarmut.

"Die Anzahl an betroffenen Kindern in unserem Einzugsgebiet ist nahezu genauso groß wie die Anzahl an beratenen Fällen", sagt Maria Richter von der Diakonie Riesa-Großenhain. "Kommen Eltern zu spät oder gar nicht zur Schuldnerberatung, die freiwillig ist, hat das gravierende Folgen für die Kinder." Eine gleichgestellte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sei dann nicht möglich. Da Kinder aber selbst nicht als Ratsuchende auftreten, sei insbesondere bei den nicht langfristig beratenen Fällen eine hohe Dunkelziffer zu vermuten. Auch darauf will die am 25. Mai beginnende Aktionswoche aufmerksam machen.

Die Zahl an betroffenen kontinuierlichen Fällen ist laut Lebenslagen-Erhebung 2019 der Diakonie Sachsen auf 1.272 Klienten gestiegen. Der Anteil von Alleinerziehenden und Paaren mit Kindern war mit 37 Prozent ebenfalls sehr hoch. In diesen Familien lebten 777 Kinder und damit 183 mehr als im Jahr 2018. "Ein Kind in einer derart prekären Lebenslage spürt Benachteiligung, Ausgrenzung und reale Armut (fast) von Lebensbeginn an", heißt es bei der Diakonie.

Fast jede fünfte beratene Person war im Freistaat alleinerziehend. Der Status alleinerziehend sei bekanntermaßen seit vielen Jahren ein Überschuldungsrisiko. Während ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung Sachsens acht Prozent betrug, war er in den Beratungsstellen mit 15 Prozent fast doppelt so oft vertreten.

Auch in der derzeitigen schwierigen Situation hält die Soziale Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle der Diakonie Riesa-Großenhain GmbH ihren Dienst aufrecht. „Wir sind durchweg telefonisch oder für dringende Beratungsgespräche persönlich erreichbar“, so die Schuldnerberaterinnen Carmen Luh und Claudia Dworak. Natürlich stellt sie diese Situation genau wie die Ratsuchenden vor schwierige Bedingungen. Aufgrund der Hygienestandards ergeben sich längere Wartezeiten. Persönliche Beratungen sind nur noch nach telefonischer Voranmeldung möglich.“

In der Zeit, als nur telefonische Beratung möglich war, gab es besondere Herausforderungen. Denn in der Schuldnerberatung ist es unabdingbar, Einsicht in die Unterlagen zu nehmen. „Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir froh, dass wir wieder persönlich und kontinuierlich beraten und wieder alle Ratsuchenden den kostenfreien Kontakt zu uns aufnehmen können", heißt es. Dafür wurden Schutzmaßnahmen ergriffen. (SZ/krü)

Schuldnerberatung der Diakonie Riesa-Großenhain: Montag bis Freitag unter 03525633796 (Riesa) und 03522 528745 (Großenhain).

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