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Kinderheim in der alten Schule in Cunnersdorf

Die Gemeinde will das Haus sanieren und dort 16 Jugendliche unterbringen. Die Hälfte von ihnen sollen Flüchtlinge sein.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Franz Werfel

Bannewitz. Manchmal geht alles ganz schnell. Die Gemeinde Bannewitz drückt jetzt bei der Sanierung der alten Schule in Cunnersdorf aufs Tempo. Die Pläne dazu stellte Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos) kürzlich in der Gemeinderatssitzung vor. Die Gemeindeverwaltung will die alte Schule sanieren und in ihr vorübergehend ein Kinderheim einrichten. Bereits im Herbst könnten 16 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren in Cunnersdorf einziehen. Acht sollen deutsche Kinder sein, die anderen acht minderjährige Asylbewerber, die ohne ihre Eltern nach Deutschland geflüchtet sind. „Noch sind die Verträge nicht unterschrieben“, sagte Fröse im Gemeinderat. Er zweifle aber nicht daran, dass alles so klappt, wie sich die Gemeinde das vorstellt.

Die Sanierung der alten Schule wird zwischen 800 000 und einer Million Euro kosten. Die Gemeinde hofft darauf, dass der Landkreis die Hälfte der Kosten übernimmt, den Rest muss Bannewitz selbst bezahlen. „Wir wollen das Gebäude an den Betreiber des Heims vermieten“, sagte Fröse. So kann die Gemeinde in den kommenden Jahren mit sicheren Einnahmen rechnen, die einen Teil der Kosten wieder hereinholen würden.

Saniert werden sollen der erste Stock und das Dachgeschoss der Schule. „Die Heizung, die Bäder und die Elektrik müssen generalüberholt werden“, sagte Fröse. Das Archiv der Gemeinde, das sich derzeit im ersten Stock der ehemaligen Schule befindet, soll ins Erdgeschoss ziehen. Hier ist bereits die Bannewitzer Gemeindechronik untergebracht. Der Friseur, der derzeit den Keller der Schule mietet, soll vor Ort bestehen bleiben. „Welche Kinder dann unters Dach ziehen und wer im ersten Stock wohnen wird, ist noch offen“, so Fröse. Klar ist aber, dass die Wohnungen für die Heimkinder mit deutscher Staatsbürgerschaft räumlich von denen der minderjährigen Flüchtlinge getrennt sein sollen. Auch müsste noch ein Zaun um das Gebäude gezogen werden, damit die Kinder auf dem ehemaligen Schulhof ihren eigenen Bereich haben. Dieser soll den benachbarten Spielplatz und den neuen Cunnersdorfer Bolzplatz abgrenzen.

Cunnersdorfer haben Bedenken wegen der Sicherheit

Nachträgliche Beratungen des Gemeinderates zum bereits genehmigten Bannewitzer Haushalt für dieses Jahr kann die Gemeindeverwaltung umgehen. Das liegt daran, weil im Konzept der Gemeinde die Hälfte der Kinder, die in Cunnersdorf unterkommen sollen, unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge sind. Da der Landkreis seit Anfang Januar minderjährige Asylsuchende unterbringen muss, ist dieser Fall besonders dringlich. Der Freistaat Sachsen hat – wie viele andere Bundesländer auch – zur Bewältigung der Flüchtlingskrise eine Reihe von Ausnahmen beschlossen. Dazu gehört auch, dass schnelle Sanierungen und Umnutzungen von Gebäuden nicht zwingend öffentlich beraten und entschieden werden müssen.

So hat der Jugendhilfeausschuss des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge vor zwei Wochen beschlossen, dass Bannewitz in Cunnersdorf acht minderjährige Flüchtlinge unterbringen kann. Alle Kinder, die in das neue Heim einziehen, sollen vom Personal der Bürgerhilfe Sachsen pädagogisch und psychologisch betreut werden. Dieser Verein wurde dem Bürgermeister vom Landkreis empfohlen. Die Bürgerhilfe hat sich 1990 gegründet und sitzt in Dresden. „Bisher gibt es keine negativen Erfahrungen mit der Bürgerhilfe“, so Fröse. Mittlerweile betreut die Bürgerhilfe 27 Einrichtungen in Ostsachsen, darunter Kindertagesstätten, Seniorenhilfen und Schuldnerberatungen.

Einige Cunnersdorfer sorgen sich um die Sicherheit in ihrem Ort, wenn die jugendlichen Flüchtlinge das Gebäude beziehen. Das machten sie in der Gemeinderatssitzung deutlich. Vor allem die unmittelbare Nähe zum Spiel- und Bolzplatz stört sie. Bürgermeister Fröse sagte, dass die Betreuung durch die Erzieher ständig gewährleistet sei. Als Kinderheim soll die alte Schule dann „Haus Marienschacht“ heißen. „Der Name hat in Bannewitz Tradition“, so Bürgermeister Fröse.