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King Abode darf wieder nach Bautzen

Weil es immer wieder Ärger gab, wurde einem Libyer der Zutritt für drei Monate verwehrt. Einen Grund, das Verbot auszudehnen, sieht die Stadt aktuell nicht.

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© SZ

Von Sebastian Kositz

Bautzen. Dieser Vorgang war bis dahin beispielslos: In Reaktion auf immer neue Vorfälle mit einem jungen Libyer hatte die Stadt Bautzen Anfang August zu einer drastischen Maßnahme gegriffen. Die Verwaltung erließ gegen den selbst ernannten „King Abode“ ein Aufenthaltsverbot, verbannte den 21-Jährigen quasi aus der Stadt. Das Verbot galt für drei Monate – und ist jetzt abgelaufen. Einen Grund, dem Libyer weiterhin den Zutritt zu versagen, sieht die Stadtverwaltung inzwischen nicht mehr.

Ende Juli war es auf dem Kornmarkt in Bautzen erneut zu Auseinandersetzungen gekommen. Auch der junge Libyer war darin verwickelt. Das Landratsamt hatte den Asylsuchenden wenige Tage später aus Bautzen in ein anderes Heim bei Radeberg verlegt. Kurz darauf war King Abode jedoch wieder in der Stadt und drohte, sich auf dem Dach der Unterkunft an der Flinzstraße umzubringen. Ein Spezialkommando musste anrücken, um die Aktion zu beenden. Schließlich entschied sich die Stadtverwaltung für das Betretungsverbot – auch wegen einer Reihe laufender Ermittlungsverfahren und vorheriger Vorfälle.

Mit dem Aufenthaltsverbot wollte die Stadt, die die Entscheidung damals in enger Abstimmung mit der Polizei getroffen hatte, erneute Zwischenfälle verhindern. Ein Plan, der aufgegangen ist. Die Polizei verweist darauf, dass es seitdem keine großen Zwischenfälle auf der Platte gegeben hat. Das mag einerseits den Verantwortlichen im Rathaus und Landratsamt sowie bei der Polizei recht geben, die sich hinter die Maßnahme gestellt hatten. Kritiker sagen aber, dass es bei Auseinandersetzungen mit King Abode zuvor oft Provokationen durch Deutsche gegeben habe und der Libyer durch die Entscheidung zum Sündenbock gemacht worden sei. Aus dem Umfeld des Heims bei Radeberg wurden ebenso keine neuen Probleme bekannt.

Der Bautzener Vize-Landrat Udo Witschas (CDU), der in der Folge der Ereignisse wegen seiner damit verbundenen engen Kontakte zum früheren NPD-Kreischef Marco Wruck in Bedrängnis geraten war, hatte den Libyer als Mehrfachintensivtäter bezeichnet und auf zwei Dutzend laufende Verfahren verwiesen – auch wegen etlicher Gewalttaten. Eine Verhandlung vor Gericht und eine abschließende Bewertung der erhobenen Vorwürfe stehen allerdings weiter aus. Zuständig für die Fälle ist der Jugendrichter am Bautzener Amtsgericht. Dort, so erklärt Amtsgerichtssprecher Markus Kadenbach, ist „gegen den Beschuldigten nach wie vor kein Termin anberaumt“.

Stattdessen hatte der Libyer vor einigen Wochen einen Termin vorm Dresdner Verwaltungsgericht. Dort war er mit seiner Klage auf Anerkennung als Flüchtling aber gescheitert. Ob er und sein Anwalt dagegen vorgehen werden, blieb zunächst offen.

In jedem Fall musste King Abode vor wenigen Tagen erst einmal aus dem Heim bei Radeberg ausziehen. Die Kreisverwaltung will die Unterkunft Ende des Monats schließen, hat den Libyer wie alle übrigen Bewohner auf andere Einrichtungen in der Region verteilt. Wohin, das wollten die Verantwortlichen im Landratsamt nicht sagen.

Dem 21-Jährigen steht es nun frei, Bautzen ab sofort wieder zu betreten. „Es wird derzeit kein erneutes Aufenthaltsverbot für die betroffene Person für notwendig gehalten“, erklärt Matthias Almert, im Bautzener Rathaus zuständig für Ordnung und Sicherheit. Sollte es erneut zu Zwischenfällen kommen, könne aber wieder ein Aufenthaltsverbot erlassen werden.