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Kirche beendet Pachtverhältnis

Jürgen Lotze steckte viel Geld und Arbeit in ein Gartengrundstück im Lohmgrund. Nun soll er räumen. Der Eigentümer hat Gründe.

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© Mareike Huisinga

Von Mareike Huisinga

Pirna. Jürgen Lotze ist immer noch fassungslos. „Das ist das Allerletzte, was man hier mit mir macht. Ich bin tief enttäuscht von der Kirche“, sagt der 65-Jährige.

Was ist passiert? 2006 pachtete er ein idyllisch gelegenes Grundstück im Lohmgrund bei Cotta, um dort an den Wochenenden und im Sommer zu wohnen. Eine feste Wohnung hat er in Pirna gemietet. Eigentümer des Areals im Lohmgrund ist die Kirchgemeinde Gottleubatal. „Der Pachtvertrag lief über zehn Jahre mit der Option, dass er jährlich verlängert werden kann“, erklärt Lotze und fügt hinzu: „Ich habe der Kirche vertraut.“

Doch im Sommer 2016 kam das Kündigungsschreiben. Ohne Begründung, wie der Pirnaer sagt. Jürgen Lotze war entsetzt. Gemeinsam mit seiner Tochter suchte er das Gespräch mit der Kirchenverwaltung. Dort riet man ihm, einen Antrag auf einen Erbpachtvertrag für das Grundstück zu stellen. „Das tat ich, er wurde jedoch dann abgelehnt“, sagt Lotze enttäuscht. Überhaupt fühlte er sich immer nur vertröstet. Immerhin hat ihm die Kirche eine Verlängerung bis Oktober 2017 gegeben, damit er das Grundstück räumen kann. „Eigentlich wollten wir hierbleiben, aber wir haben keine Chance“, sagt Lotze resigniert. Seine Lebensgefährtin nickt betroffen.

Allerdings will Jürgen Lotze das Feld nicht kampflos übergeben. „Zumindest fordere ich eine Entschädigung. Schließlich habe ich viel Geld und Arbeit investiert“, sagt der Rentner.

Unter anderem habe er den Zaun auf dem Gartenstück errichtet, den Eingang zum Gelände betoniert und das Haus, das auf dem Areal steht, teilsaniert.

Doch die Kirchgemeinde Gottleubatal will sich nichts vorwerfen lassen. „Der Kirchenvorstand (KV) hat beschlossen, das Pachtverhältnis mit Herrn Lotze fristgerecht zu beenden“, sagt Pfarrer Daniel Lamprecht. Dabei bezog sich der KV auf den 2006 abgeschlossenen Vertrag, in dem geregelt ist, dass eine der beiden Vertragsparteien das Pachtverhältnis mit der entsprechenden Kündigungsfrist nach Ablauf der zehn Jahre auflösen kann.

Der Kirchenvorstand habe von dieser Regelung Gebrauch gemacht, weil die Kirchgemeinde beabsichtigt, das Grundstück im Lohmgrund zukünftig für eigene Zwecke zu nutzen. „Eine Verpachtung an einen Dritten ist nicht vorgesehen“, betont Lamprecht. Außerdem sei das gepachtete Grundstück laut Vertrag als Freizeit und Erholungsgebiet und nicht als Wohnung ausgewiesen. „Da uns eine Postanschrift von Herrn Lotze in Pirna vorliegt, sehen wir durch die Beendigung des Pachtverhältnisses die Existenz von Herrn Lotze nicht gefährdet“, erläutert der Pfarrer die Situation und weist darauf hin, dass auf entsprechende Anträge von Herrn Lotze bereits zweimal eine Fristverlängerung für die Beräumung des Grundstückes genehmigt wurde. „Außerdem haben wir Herrn Lotze über den Sozialen Möbeldienst der Diakonie Pirna Hilfe angeboten, die unseres Wissens jedoch nicht angenommen wurde.“

Die zweite Frist endet am 31. Oktober. Die Pirnaer Tafel, bei der Jürgen Lotze ehrenamtlich als Fahrer aushilft, hat versprochen, bei der Beräumung zu helfen. Ob die Kirche auf die finanziellen Forderungen und Entschädigungsansprüchen eingehen wird, ist noch offen. „Darüber müssen wir uns erst im Kirchenvorstand besprechen“, erklärt Lamprecht. Jedoch gibt er zu bedenken, dass für die Zeit der Fristenverlängerung keinerlei Kosten erhoben wurden.

Daniel Lamprecht möchte nicht missverstanden werden und unterstreicht erneut, dass die Beendigung des Pachtverhältnisses mit Herrn Lotze kein Willkürakt gewesen sei. „Der Pachtvertrag von Herrn Lotze ist jetzt als erste der insgesamt sieben verpachteten Grundstücke im Lohmgrund ausgelaufen. Auch die anderen Verträge werden zeitnah auf den Prüfstand gestellt.“