Merken

Kirschblüte im Dezember

Über ein ungewöhnliches Naturschauspiel wundern sich viele Dresdner. Zauberei ist das nicht, weiß ein TU-Biologe.

Teilen
Folgen
© privat

Dieter Liebscher wundert sich derzeit sehr, wenn er auf der Jonsdorfer Straße unterwegs ist. Denn dort blühen die Kirschbäume. Weiß-rosa Blüten in großen Trauben hängen an den Zweigen. Ein ungewöhnliches Bild mitten im Dezember und so kurz vor Weihnachten. „Die Bäume blühen schon mehrere Wochen“, schreibt der Großzschachwitzer an die Sächsische Zeitung und hat gleich Beweisfotos von dem für ihn ungewöhnlichen Naturschauspiel gemacht. Ein gleiches Bild gibt es derzeit auch, einige Kilometer weiter entfernt, vor dem Stadtmuseum. Die weißen Blüten an den Bäumen sind zwar kleiner, aber ebenfalls in voller Pracht an den Bäumen zu sehen.

Für Christoph Neinhuis, Professor für Botanik an der TU Dresden, ist das keineswegs ungewöhnlich. Schnell hat er anhand der Fotos von der Jonsdorfer Straße herausgefunden, um welchen Baum es sich handelt. „Das ist eine Winterkirsche oder Schneekirsche“, sagt er. Fachbegriff: prunus subhirtella autumnalis. „Das ist eigentlich eine Pflanze, die im zeitigen Frühjahr, also durchaus im Januar blüht“, sagt er. Ist der Herbst aber lange mild und der Winter überdurchschnittlich warm, können die Bäume auch schon im Dezember blühen. Und das komme öfter vor als gedacht. Unter Kollegen sind blühende Bäume im Winter keine Seltenheit. Auch andere Sorten seien darunter, zum Beispiel Zierpflaumen.

So wie auch vor dem Stadtmuseum. „Das sind japanische Zierkirschen“, sagt eine Mitarbeiterin auf Nachfrage. Die blühen immer in der kalten Jahreszeit. Würde jetzt tiefer Frost kommen, würden die Blüten zwar verblühen. Im Januar kommen sie aber wieder. Auf eine reiche Ernte brauchen die Dresdner aber nicht hoffen. Diese Zierbäume blühen zwar, Früchte tragen sie aber nie. (acs)