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Klasse Theater zum Schnäppchenpreis

Ina Dorn vom Kulturamt hat ihre Masterarbeit über die Besucher von Radebeuls größtem Stadtfest geschrieben. Sie kommt zu überraschenden Ergebnissen.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Mehr als 50 000 Besucher feierten Ende September Jubiläum beim 25. Herbst- & Weinfest mit 20. Internationalem Wandertheaterfestival in Altkötzschenbroda. Doch welche Besucher sind das? Welche Interessen haben sie? Wie können die Festorganisatoren darauf reagieren?

Ina Dorn, die Verantwortliche für Presse und Marketing im Kulturamt, hat 200 Besucher beim Weinfest anonym befragt und die Ergebnisse in ihrer Masterarbeit veröffentlicht. Und das ist dabei herausgekommen.

Die Besucher lassen sich in die folgenden Gruppen unterteilen: Gesellige Familienmenschen, männliches Stammpublikum, ältere Stadtfestfreunde, ältere Kulturliebhaber und junge Kreative. Insgesamt kommt etwa die Hälfte der Besucher jeweils wegen Wein, Theater und Konzerten.

Der Großteil der Besucher – über 70 Prozent – war bereits in den vergangenen Jahren auf dem Weinfest in Altkötzschenbroda. Über 60 Prozent davon sind sogar jedes Jahr dabei, kommen aus der nahen Umgebung oder nehmen gar, wenn sie von weiter her kommen, hier Quartier.

Männer und Jugendliche kommen vor allem wegen der Konzerte, Wein ist für beide Gruppen nahezu unwichtig, besagt die Befragung von Ina Dorn.

Stammpublikum beim Theaterfestival

Die Marketingfrau hat auch nach dem Bildungsstand gefragt. Dabei stellte sich heraus, dass die Besucher mit dem geringsten Bildungsstand sich auch am wenigsten für das Theater und die Musik interessieren, sondern vor allem um die Stadtfeststimmung zu genießen und Wein zu trinken.

Große Theateraffinität ist vor allem bei den jährlichen Besuchern anzutreffen. Sie kommen genau deswegen immer wieder nach Radebeul. Wandertheaterfestival scheint also viel Stammpublikum zu erzeugen. Fast zwei Drittel der Besucher sind das immerhin.

Die jungen Besucher nutzen in ihrer Freizeit kaum kulturelle Angebote. Beim Weinfest und Wandertheaterfestival spielt das Theater aber für sie eine wichtige Rolle. Mögliche Ursache könnte deren noch geringes Einkommen sein. Beim Wandertheaterfestival ist Kultur im Gegensatz zum klassischen Theater auch für junge Menschen bezahlbar. Für das Eintrittsticket können mehrere Veranstaltungen besucht werden.

Das Gesamtkonzept der dreitägigen Veranstaltung aus Wein, Theater und Musik überzeugt vor allem die älteren Kulturliebhaber. Alle anderen Gruppen teilen sich meist entweder in Kultur- oder in Weinliebhaber, die Kombination scheint selten.

Die Konzerte scheinen für die Besucher eine besonders wichtige Rolle zu spielen. Die musikalische Zusammensetzung überzeugt offenbar, da vor allem die Musikfans auch jährliche Besucher sind.

Spektakel in großer Ungezwungenheit

Insgesamt, so schlussfolgert Ina Dorn: Das Publikum ist sehr inhomogen. Motive zum Festbesuch sind nicht vom Alter, Geschlecht oder Einkommen abhängig, sondern am ehesten vom Bildungsstand und den Freizeitinteressen. Helmut Raeder, kultureller Leiter des Festes und verantwortlich für die Theaterstücke, fühlt sich bestätigt: „Wir bieten hier Theater nicht wie auf der herkömmlichen Bühne, sondern verbunden mit Spektakel und in großer Ungezwungenheit. Dass das vor allem auch jungen Leuten gefällt, ist gewollt.“