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Wenn Hoyerswerda überlastet ist

Von Schleife aus werden bei schweren Unwettern künftig auch die Einsätze der Feuerwehren in den Gemeinden Trebendorf und Groß Düben gelenkt.

Von Constanze Knappe
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In der Feuerwache Schleife ist die kleine Leitstelle untergebracht.
In der Feuerwache Schleife ist die kleine Leitstelle untergebracht. ©  André Schulze

Eine Zweckvereinbarung zur Bildung einer gemeinsamen Befehlsstelle der Feuerwehren haben jetzt die Gemeinderäte der Gemeinden Schleife, Trebendorf und Groß Düben mit ihren jeweils einstimmig gefassten Beschlüssen auf den Weg gebracht. Die sogenannte Ortsfeste Landfunkstelle (OFL), wie sie im Amtsdeutsch heißt, würde bei Großschadensereignissen, zum Beispiel bei großflächigen Bränden, bei schweren Unwettern etwa mit Starkniederschlag oder Hagel oder auch bei orkanartigen Stürmen, wie sie inzwischen immer häufiger vorkommen, zum Tragen kommen. Sie dient der besseren Koordinierung der Einsatzkräfte vor Ort. „Damit wird die Alarmsituation von der zentralen Leitstelle in Hoyerswerda auf die jeweilige Stelle vor Ort heruntergebrochen“, erklärte der Trebendorfer Gemeindewehrleiter Bernd Kowalick. Es habe sich herausgestellt, dass 80 Prozent der in der zentralen ostsächsischen Rettungsleitstelle in Hoyerswerda eingehenden Anrufe Einsätze des Rettungsdienstes betreffen. In Katastrophenlagen bestehe die Gefahr, so Bernd Kowalick weiter, „dass durch die Koordinierung der Feuerwehren die Einsätze der Rettungsdienste lahmgelegt werden“. Zudem hätten die Landfunkstellen auf lokaler Ebene eine bessere Ortskenntnis.

Vereinbarung regelt Befehlshoheit

Vor Jahren hatte der Freistaat Sachsen die Zahl seiner Einsatzzentralen reduziert – mit der Konsequenz, dass die Leistungen der bis dato existierenden Leitstellen in Weißwasser, Görlitz, Löbau, Hoyerswerda und Bautzen in einem Neubau in Hoyerswerda für ganz Ostsachsen zusammengefasst wurden. Nicht unbedingt zum Vorteil, wie sich nach und nach zeigte. So waren bei den schweren Stürmen im Januar 2018 in der zentralen Leitstelle zwar alle 20 Disponentenplätze besetzt, doch bei zum Teil mehr als 150 Notrufen gleichzeitig war selbst diese große und moderne Einrichtung der Situation nicht mehr gewachsen. Vom „Rettungs-Chaos nach dem Sturm“ war seinerzeit sogar die Rede. Um Großschadensereignisse wie Hochwasser, Stürme und andere – unterhalb des Katastrophenalarms – besser händelbar zu machen, beschloss der Freistaat daraufhin die Einrichtung solcher lokaler Landfunkstellen; sozusagen als kleine Leitstellen in Befehlsgewalt der örtlichen Feuerwehren. Eine solche soll nun auch in der Verwaltungsgemeinschaft Schleife entstehen und gemäß der durch die Räte bestätigten Zweckvereinbarung dann gemeinsam von den Gemeinden Schleife, Trebendorf und Groß Düben betrieben werden.

Im Großschadensfall leitet der Disponent der Leitstelle in Hoyerswerda das Hilfeersuchen an die Befehlsstelle in Schleife weiter. Von dort aus würde dann der Einsatz der Ortswehren der drei Gemeinden koordiniert. Wie Hauptamtsleiterin Marion Mudra erklärte, würden in diese kleine Einsatzzentrale Funktionsträger der Feuerwehren aus allen drei Gemeinden abgestellt. Um zu klären, „welche Wehrleitung wann das Kommando hat und wie die Kosten zu verteilen sind, dafür bedurfte es eben jener Zweckvereinbarung“, sagte sie. Von der Landfunkstelle aus erfolgt die Alarmierung der Kameraden in den drei Gemeinden, die sich dann zu ihren Einsätzen wie gewohnt in den jeweiligen Gerätehäusern einzufinden haben. Die Kommandohoheit würde dem Gemeindewehrleiter obliegen, in dessen Territorium das Schadensereignis stattfindet.

Ausstattung über den Kreis gesichert

Eingerichtet wird die Landfunkstelle in einem Raum im Gerätehaus in Schleife und ausgestattet mit Computer, Fax, Funkgeräten, Schreibtischen und Stühlen. Bedenken gab es in allen drei Gemeinderäten wegen der Kosten. Die konnte Marion Mudra zumindest dahingehend entkräften, dass die Finanzierung der Erstausstattung „zu 100 Prozent über den Landkreis erfolgt“. Die Einrichtung sei ja sowieso schon da.

„Die Höhe der Betriebskosten kann man nicht voraussagen, weil sie von der Größe des jeweiligen Einsatzes abhängt“, so Groß Dübens neuer Ortswehrleiter Mario Sonnert. „Ich sehe die Landfunkstelle als absolut notwendig an. Wir hatten auch schon eine Schulung“, sagte er. Groß Dübens Bürgermeister Helmut Krautz rief den Brand auf einem Getreidefeld bei Halbendorf in Erinnerung, der sich leicht hätte zu einem Großflächenbrand ausdehnen können. Dafür sei so eine lokale Einsatzzentrale schon sehr nützlich. „Sie sollte von den Kameraden aber verantwortungsvoll besetzt werden“, fügte er hinzu.

Kosten, etwa für Strom, würden ohnehin nur dann anfallen, wenn der Raum tatsächlich genutzt wird. Laut der Zweckvereinbarung würden sie gemäß der Einwohnerzahl anteilig auf die drei Gemeinden aufgeteilt. Für die übrigen Kosten der Feuerwehreinsätze kommen die Gemeinden auch weiterhin so auf, wie es bisher schon der Fall war.